Berufsbild: Hebamme

Hebammen sind als reflektierte Praktikerinnen und Expertinnen zuständig für die Beratung, Betreuung und Begleitung von Frauen und ihrer Familien während der gesamten Schwangerschaft, bei der Geburt, während des Wochenbetts und in der Stillzeit. Sie leiten selbstständig physiologische Geburten und führen die Untersuchung, Pflege und Überwachung von Neugeborenen und Säuglingen durch (§ 1 HebG).

Ein kleiner geschichtlicher Exkurs.

 

Die Tätigkeit einer Hebamme wird als einer der ältesten Frauenberufe der Welt angesehen. Tempelmalereien von der Drillingsgeburt der Pharaonenkinder des ägyptischen Sonnengottes Re aus dem dritten Jahrtausend vor Christus sind eines der ältesten Zeugnisse der Hebammenkunst.

Heute ist der Beruf der Hebamme noch immer elementarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung in unserem Land. Jedoch hat sich hinsichtlich des Berufsverständnisses in den vielen Jahrtausenden viel verändert. Seit 1985 dürfen in Deutschland auch Männer den Hebammenberuf ausüben und sich mit dem Abschluss der Ausbildung ebenfalls die gesetzlich verankerte Berufsbezeichnung Hebamme sichern.

 

Was genau macht eigentlich eine Hebamme?

 

Viele Hebammen beginnen insbesondere bei Risikoschwangerschaften bereits im frühen Schwangerschaftsstadium die werdende Mutter zu betreuen. Dazu stehen sie bei Fragen und Beschwerden mit Rat und Tat zur Seite, geben beispielsweise Tipps für die richtige Ernährung und welche Medikamente eingenommen werden dürfen oder helfen bei Rückenproblemen und Schlafstörungen. Weiterhin führen sie selbständig Vorsorgeuntersuchungen durch, veranlassen weitere ärztliche Untersuchungen und dokumentieren die Schwangerschaft im Mutterpass. Außerdem können sie Kurse zur Schwangerschaftsgymnastik geben und die schwangeren Frauen zu anderen Übungen zur Atmung oder zur Entspannung anleiten.

Wenn der Entbindungstermin einer werdenden Mutter gekommen ist, müssen sie abwechselnd mit anderen Hebammen rund um die Uhr zur Verfügung stehen und führen die Geburten entweder zu Hause, in einem Geburtshaus oder im Kreißsaal einer Klinik durch. Bei Risikogeburten werden zusätzlich noch Ärzte hinzugezogen, ansonsten werden sämtliche Arbeiten wie die Betreuung während der Geburt sowie die Abnabelung und die anschließende Reinigung und Versorgung des Neugeborenen von der Hebamme selbständig durchgeführt.

Die Geburtsnachsorge beinhaltet die Betreuung von Mutter und Kind die nächsten Wochen über zu Hause. In diesen Rahmen werden die Gebärmutterrückbildung und der Heilungsprozess allgemein überwacht und Tipps für die Säuglingspflege und die Ernährung des Säuglings gegeben.

 

Wie viele männliche Hebammen gibt es überhaupt?

 

In Deutschland arbeiten schätzungsweise 24.000 Hebammen. Konkrete Zahlen über den Männeranteil in diesem Beruf gibt es nicht. Laut Wissenschaftlerin Cornelia Schwenger-Fink gehen unterschiedliche Studien von 3 bis maximal 30 männlichen Hebammen in Deutschland aus.
Ihr seht: Männer sind im Beruf der Hebamme noch die absolute Ausnahmeerscheinung.

 

Und wie wird man(n) oder Frau nun eigentlich Hebamme?

 

Seit dem 1. Januar 2020 gilt grundsätzlich: Wer Hebamme werden möchte, muss ein Bachelorstudium absolvieren.

Bis zum 31. Dezember 2022 gibt es für die bisherige Hebammenausbildung nach dem Hebammengesetz (HebG) von 1985 jedoch eine Übergangsfrist. Bis dahin können Hebammenschulen noch neue Kurse starten. Bis 2027 müssen alle Schüler:innen diese Ausbildung dann abgeschlossen haben. Die Hebammenschulabsolvent:innen erhalten wie bisher ihre Berufsurkunde und dürfen als Hebamme in Deutschland arbeiten. Die Ausbildung umfasst mind. 1.600 Stunden Theorie und 3.000 Stunden Praxis und dauert insgesamt drei Jahre.

In insgesamt sieben Semestern erwerben die Studierenden Wissen, Kompetenzen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, um als Hebamme kompetent handeln zu können. Der Studiengang berücksichtigt die aktuellen Erfordernisse des sich wandelnden Berufsbildes der Hebammen. Dazu werden sowohl wissenschaftlich fundierte, evidenzbasierte Erkenntnisse sowie traditionelles Erfahrungswissen vermittelt. Der duale Vollzeit-Studiengang umfasst insgesamt 20 Module, die sich auf sieben Semester verteilen. Zu den Pflichtmodulen gehören 15 Theoriemodule, vier längere Praxismodule sowie das Bachelormodul.

 

Der Abschluss ist geschafft. Wo können Hebammen danach arbeiten?

 

Hebammen arbeiten überwiegend in Krankenhäusern, in Hebammenpraxen oder in Geburtshäusern. Wenn sie die Frauen in Krankenhäusern unterstützen, sind sie überwiegend in Kreißsälen und auf Entbindungsstationen tätig. Freiberufliche Hebammen betreuen werdende Mütter auch bei einer Hausgeburt oder bei der ambulanten Nachsorge.

Die genauen Arbeitsorte variieren je nachdem für welche Art der Tätigkeit sich die Hebamme entschieden hat. Freiberufliche Hebammen arbeiten beispielsweise oft von Zuhause und besuchen ihre Patientinnen in den eigenen privaten Räumlichkeiten. Aber auch eigene Praxis- oder auch Gemeinschaftspraxisräume sind bei freiberuflich arbeitenden Hebammen nicht selten. Diese Räumlichkeiten werden dann auch für Geburtsvorbereitungskurse, für Nachsorgeuntersuchungen und klassischerweise für Rückbildungskurse genutzt.

 

Müssen Hebammen sich fort- und weiterbilden?

 

Natürlich. Anpassungsweiterbildungen an die neuesten medizinischen Kenntnisse im Bereich der Schwangerschaft und Entbindung sind für Hebammen selbstverständlich und auch gesetzlich vorgeschrieben. Zusätzlich können noch allgemeine pflegerische Weiterbildungen sowie eine Weiterbildung im Bereich der Kinderheilkunde sinnvoll sein.

Zudem gibt es schier unendlich viele Möglichkeiten der zusätzlichen Qualifikation. Gerade für freiberuflich arbeitende Hebammen bieten sich da viele Möglichkeiten breit gefächert tätig zu sein.

 

Und wie stets um Aufstiegschancen für Hebammen?

 

Die Möglichkeiten für Aufstiegsweiterbildungen ähneln denen von Krankenschwestern und Krankenpflegern. So kann eine Weiterbildung zur Stationsleitung oder zur Pflegedienstleitung absolviert werden. Außerdem kann auch eine Weiterbildung zur Lehrkraft im Gesundheitswesen durchgeführt werden. Damit kann man dann in den Berufsfachschulen als Ausbilderin eingesetzt werden. Wer sich eher im betriebswirtschaftlichen Bereich weiterbilden möchte, für den bieten sich eine Fortbildung zum Fachwirt in der Alten- und Krankenpflege sowie zum Betriebswirt fürs Management im Gesundheitswesen an.

 

Welche zusätzlichen Qualifikationen sind möglich?

 

Gerade freiberufliche Hebammen haben viele Möglichkeiten ihr Tätigkeitsfeld über die reine Hebammentätigkeit hinaus zu erweitern und sich auf diesem Weg zu spezialisieren. Der Nachteil ist hier allerdings, dass all diese Zusatzqualifikationen durch die Hebamme selbst finanziert werden müssen.

 

Aber nun lassen wir die Profis selbst einmal sprechen.

Auch dieses Mal durfte ich mit einer Hebamme sprechen, die uns in unserem Interview einen kleinen Exkurs in ihre Berufswelt zeigt.

Zum Interview

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