Sport im Pflegeberuf - Ausgleich und Gesundheitsförderung

Sport im Pflegeberuf – Ausgleich und Gesundheitsförderung

Im Pflegeberuf sind körperliche und mentale Belastungen an der Tagesordnung, weshalb der Ausgleich durch Sport von großer Bedeutung ist. In diesem Blog-Beitrag erkunden wir, welche Sportarten sich besonders gut eignen, um Stress abzubauen, die Gesundheit zu fördern und das Wohlbefinden zu steigern.

Sportliche Betätigung sollte im privaten Alltag einer jeden Pflegekraft eine beständige Rolle spielen. Die täglichen Anforderungen im Pflegeberuf sind physisch und psychisch sehr herausfordernd und oft geprägt durch lange Arbeitszeiten, das Heben, Stützen und Tragen von Patient*innen , sowie das ständige Gehen und Stehen. Durch den regelmäßigen Schichtdienst ist mitunter die Ernährung auch nicht sehr ausgewogen. Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, die notwendige körperliche Fitness zu erhalten und gleichzeitig Stress abzubauen. Zudem fördert Bewegung das allgemeine Wohlbefinden und kann präventiv gegen berufsbedingte Beschwerden wie Rückenschmerzen wirken. In diesem Kontext gewinnt das Thema sportliche Betätigung im Pflegeberuf an Bedeutung, da sie nicht nur die eigene Gesundheit stärkt, sondern auch die Fähigkeit, hochwertige Pflege zu leisten, nachhaltig unterstützt.

 

Welche körperlichen Beschwerden sind im Pflegeberuf verbreitet?

 

Schichtarbeit, Überstunden und ungeplantes Einspringen für Kolleg*innen zeichnen den Arbeitsalltag vieler Pflegekräfte in Deutschland aus. Die hohe Arbeitsdichte im Pflegeberuf lässt sich oftmals kaum mit dem Berufsethos vereinbaren. Pflegekräfte möchten für Patient*innen da sein, arbeiten aber auch oft am Computer, um ihren Dokumentationspflichten nachzukommen.

Zu Zeiten des Fachkräftemangels in der Pflegebranche sind die Mitarbeitenden zeitlich enorm eingespannt, sodass für Erholung und Privatleben nicht mehr viel Zeit bleibt. Aufgrund hoher körperlicher Belastungen treten bei den Pflegenden oft psychische und physische Erkrankungen auf, was sich auch darin widerspiegelt, dass die Pflege der Spitzenreiter in Krankheits-Statistiken ist.[1]https://www.cliniserve.de/blog/haeufige-krankheitsbilder-bei-pflegekraeften-und-wie-man-sie-therapieren-kann/.

Dass dies stimmt, zeigt eine Auswertung der AOK Rheinland/Hamburg aus dem Jahr 2021, denn diese belegte, dass im Jahr 2021 in der Pflegebranche 8,4 Prozent aller AU-Fälle und 18,9 Prozent der AU-Tage auf psychische Störungen zurückzuführen waren. Insgesamt liegen in der Pflege bei den AU-Fällen die Atemwegserkrankungen (15,7 Prozent) und bei den AU-Tagen Muskel-Skeletterkrankungen (20,2 Prozent) an der Spitze.

 

Die häufigsten Erkrankungen im Pflegeberuf

Dass Schichtarbeit belastend ist und auch Gesundheitsrisiken birgt, dürfte niemanden wirklich überraschen. Eine Metaanalyse von chinesischen Forschern aus dem Jahr 2018, die 61 Studien inkludierte, führt diese Risiken aber noch einmal ganz besonders vor Augen. Insgesamt berücksichtigten sie 114.628 Krebsfälle und über 3,9 Millionen Studienteilnehmer*innen. Das Ergenis war, dass bei Frauen, die längerfristig nachts arbeiten, das Krebsrisiko um 19 Prozent ansteigt![2] … Continue reading
Eine Aufschlüsselung nach Krebsarten macht die Analyse noch aussagekräftiger: Verglichen mit anderen Frauen war bei den Nachtarbeiterinnen das Risiko für Hautkrebs um 41 Prozent, das Brustkrebsrisiko um 32 Prozent und das Risiko für eine Krebserkrankung des Verdauungstrakts um 18 Prozent erhöht. Das erhöhte Brustkrebsrisiko konnten die Forscher nur bei europäischen und nordamerikanischen Frauen beobachten. Die Wissenschaftler vermuten hier einen Zusammenhang mit höheren Hormonspiegeln. Zudem nahm das Risiko für Brustkrebs sozusagen „dosisabhängig“ zu: pro fünf Jahre Nachtschichtarbeit beobachteten die Forscher einen Anstieg um 3,3 Prozent.[3]https://aacrjournals.org/cebp/article/27/1/25/71410/Night-Shift-Work-Increases-the-Risks-of-Multiple

Warum werden Pflegekräfte überhaupt krank im Beruf?

 

Zunächst einmal muss man sagen, dass nicht jede Pflegekraft im Laufe ihres Berufslebens an einer „typischen“ Berufskrankheit erkrankt. Ob und warum eine Pflegefachperson erkrankt, hängt mit vielen verschiedenen Faktoren zusammen.

In einer Studie der Barmer Krankenkasse und des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) von Juni 2023, in der 1000 Pflegekräfte in der ambulanten und stationären Versorgung befragt wurden, heißt es, dass vier von zehn Pflegekräften trotz Krankheit häufig am Arbeitsplatz erscheinen. Dieses Verhalten heißt Präsentismus und ist ein Indikator für den Gesundheitszustand, der im Gegensatz zu ärztlichen Krankschreibungen bisher noch nicht systematisch erfasst wird.[4]https://www.baua.de/DE/Themen/Praevention/Koerperliche-Gesundheit/Praesentismus.html#:~:text=Das%20Arbeiten%20trotz%20Erkrankung%20wird,noch%20nicht%20systematisch%20erfasst%20wird.

Das sogenannte Präsentismus-Verhalten scheint in der Pflegebranche besonders ausgeprägt zu sein. Die Befragten nannten als überwiegende Gründe für dieses Verhalten eine fehlende Vertretung, die Vermeidung einer zusätzliche Last für Kolleg*innen und trotz Krankheit arbeitende Führungskräfte. Insgesamt wurde auch deutlich, dass insbesondere langjährig in einem Betrieb beschäftigte Personen dieses Verhalten zeigten. Knapp die Hälfte aller Pflegekräfte, die mehr als 16 Jahre in einem Betrieb beschäftigt waren, arbeiteten demnach häufig oder sehr häufig trotz Krankheit. Unter Pflegekräften mit nur zehn Jahren Unternehmenszugehörigkeit liege dieser Wert hingegen bei rund 31 Prozent.[5]https://www.bibliomed-pflege.de/news/pflegepersonal-arbeitet-auch-krank-weiter#:~:text=Knapp%20die%20H%C3%A4lfte%20aller%20Pflegekr%C3%A4fte,hingegen%20bei%20rund%2031%20Prozent.

Eine weitere Ursache für die häufigen Krankschreibungen scheint wohl die große Fülle an Aufgaben zu sein, die Pflegekräfte im Alltag bewältigen müssen. Auf der einen Seite ist diese Aufgabenvielfalt sicherlich ein sehr positives Argument, wenn es darum geht junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen und neue Pflegekräfte zu umwerben. Auf der anderen Seite wird sie uns Pflegefachkräften aber mitunter, weil uns in Zeiten des Pflegenotstands einfach oft die Zeit fehlt, all diesen Aufgaben nachzukommen. Neben der elementar wichtigen Patientenversorgung, ist auch die Dokumentation der pflegerischen Tätigkeiten unsere Aufgabe und der Umfang der zu dokumentierenden Maßnahmen hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Hilft man dann noch anderen Kolleg*innen in der unterbesetzten Schicht bei der Versorgung deren Patient*innen, geht noch mehr Zeit für die eigenen Patient*innen verloren. Die Konsequenz daraus sind häufige Überstunden. Zeit, die für die Familie zuhause und zur eigenen Regeneration und zur Erholung fehlt.[6]https://www.aerztezeitung.de/Politik/Darum-sind-Pflegekraefte-haeufiger-krank-251576.html

Ich bin überzeugt davon, dass sich die meisten Pflegekräfte für diesen Beruf entschieden haben, da sie sich gut mit ihm identifizieren können. Sie möchten Menschen helfen, mit ihnen in persönlichem Kontakt stehen, einen wesentlichen Teil zu ihrer Genesung beitragen. Doch diese Einstellung kann sich auch schnell ins Negative entwickeln, nämlich insbesondere dann, wenn sich Pflegekräfte dauerhaft verausgaben. Übermäßiges Engagement, Streben nach Perfektion beim “Funktionieren” während der Schicht, geringe Distanzierungsfähigkeit von der Arbeit und eine hohe Resignationstendenz können schnell zu Burnout oder anderen psychosomatischen Erkrankungen führen.[7]https://www.mediclin.de/Themen/Medizin/Spezialgebiete/Reha-fuer-Pflegekraefte.aspx

Nicht zuletzt spielt auch der demographische Wandel in die Krankheitsentwicklung im Pflegeberuf mit hinein. Laut Schätzungen (denn korrekte Zahlen gibt es durch fehlende Pflegekammern nicht) ist  mehr als ein Drittel der Pflegefachpersonen Deutschlands um die 50 Jahre alt und damit in einem Alter, in dem Menschen auch ohne die berufliche Belastung des Pflegeberufs statistisch gesehen, anfälliger für Erkrankungen werden, als sie es in jungen Jahren sind.[8]https://www.bibliomed-pflege.de/sp/artikel/33353-risiko-pflegeberuf. In Zeiten des Pflegenotstands ist jeder Personalausfall prekär und das führt zu enormen Stress- und Drucksituationen auf den Stationen, da die Mitarbeitenden diese Krankheitsausfälle oftmals neben ihren eigenen Verpflichtungen zusätzlich kompensieren müssen.

 

Wie kann Sport im Pflegeberuf die Gesundheit von Pflegekräften fördern?

 

Wer in der Pflege arbeitet, ist den ganzen Tag auf den Beinen und hat schwer zu tun. Manchmal ist „schwer“ auch genau das Problem, wenn Patienten bewegt werden müssen, die das allein nicht können und viel wiegen. Aber selbst kleine oder leichte Patient*innen, die im Bett liegen, bedeuten manchmal eine Belastung für den Rücken: Wer sich immer wieder vorbeugen oder herunterbeugen muss, strapaziert seinen Rücken.

Auch die Art zu laufen und die Wege stressen nicht nur die Beine (von Krämpfen bis Muskelkater ist alles dabei), sondern auch den Rücken. Es ist anstrengend zu stehen und zu tragen. Deswegen ist „Rücken“ in allen Varianten eine der häufigsten Beschwerde-Kategorien für Pflegende. Das bedeutet nicht, dass sie hier keine Kraft haben – auch die (falsche) Belastung trainiert. Nur eben eventuell auch auf die falsche Art. Besser ist, den Rücken gezielt zu kräftigen. Das geht zum Beispiel durch Übungen zuhause oder im Fitnessstudio. Und weil die Übungen speziell für Pflegekräfte so interessant sind, ist es besonders leicht, andere zu finden die mitmachen: Einfach mal Kolleginnen fragen.

Ausgleichssport ist an der Stelle das Zauberwort und tatsächlich ein wichtiges Mittel, um gegen alle Beschwerden anzugehen. Auch gegen die, die sich nach Müdigkeit und Erschöpfung anfühlen und eher nach „auf der Couch liegen“ schreien.

 

Sport als Ausgleich für Pflegekräfte

 

Denn auch, wenn manch einer meinen möge, er bewege sich im Berufsalltag genug, sollten Pflegekräfte sich darüber bewusst sein, dass viele Bewegungen im Pflegealltag eher belastend als stabilisierend auf den Körper wirken. Dagegen sind Ausdauersportarten wie Laufen, Gehen, Walken oder Schwimmen ideale Sportarten für den Wiedereinstieg oder Neueinstieg in den Sport. Der Ausdauersport stärkt die Muskulatur des Körpers und hilft dabei, sich zu „beruhigen“ beziehungsweise den Kopf frei zu kriegen. Zusätzlich ist es von Vorteil Entspannungssportarten in den eigenen Alltag mit einzubauen. Pilates oder Yoga als schonende ganzheitliche Körpertrainings wären dieser Stelle ideal. Aber auch Chi Gong oder Tai Chi.

 

Fassen wir nochmal zusammen: Warum sollten Pflegekräfte nach dem Feierabend regelmäßig Ausgleichssportarten nachgehen?

 

Hier ein paar Fakten, die dich hoffentlich dazu motivieren, auch nach anstrengenden Diensten die eigene Selbstpflege durch Sport nicht zu kurz kommen zu lassen.

  1. Stressabbau:
    Der Pflegeberuf ist oft mit hohem Stress und emotionaler Belastung verbunden. Sport hilft, Stresshormone abzubauen und fördert die Ausschüttung von Endorphinen, was das Wohlbefinden steigert.
  2. Körperliche Gesundheit:
    Regelmäßige Bewegung stärkt das Herz-Kreislauf-System, verbessert die körperliche Fitness und reduziert das Risiko von chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Herzkrankheiten.
  3. Vermeidung von körperlichen Beschwerden:
    Pflegekräfte verrichten oft körperlich anstrengende Arbeiten. Sportarten wie Yoga oder Pilates stärken die Muskulatur und verbessern die Körperhaltung, wodurch Rückenschmerzen und andere muskuläre Probleme vorgebeugt werden können.
  4. Mentale Gesundheit:
    Sport wirkt sich positiv auf die mentale Gesundheit aus und kann Angstzustände und Depressionen lindern. Die Bewegung und der Fokus auf den Körper können als meditative Praxis dienen, die den Geist beruhigt.
  5. Erholung und Regeneration:
    Körperliche Aktivität kann die Schlafqualität verbessern, was für die Erholung und Regeneration nach langen und anstrengenden Schichten essenziell ist.
  6. Soziale Interaktion:
    Gruppen- oder Teamsportarten bieten die Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen und ein unterstützendes Netzwerk außerhalb der Arbeit aufzubauen, was das Gefühl der Isolation mindern kann.
  7. Lebensqualität:
    Insgesamt trägt regelmäßiger Sport zu einer besseren Lebensqualität bei, indem er das Energielevel und das allgemeine Wohlbefinden steigert.
    Pflegekräfte, die für ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden sorgen, sind auch in der Lage, ihre Patienten besser zu versorgen. #SelfcareFirst

 

 

Machst du regelmäßig Sport nach der Arbeit? Lass uns deine Gedanken gern in den Kommentaren wissen. 🙂

Quellenangaben

Quellenangaben
1 https://www.cliniserve.de/blog/haeufige-krankheitsbilder-bei-pflegekraeften-und-wie-man-sie-therapieren-kann/
2 https://www.springerpflege.de/schichtdienst/onkologie/schichtarbeit–krebsgefahr-durch-nachtdienste-/15357480#:~:text=Weibliche%20Pflegekr%C3%A4fte%2C%20die%20regelm%C3%A4%C3%9Fig%20nachts,ist%20belastend%20und%20birgt%20Gesundheitsrisiken.
3 https://aacrjournals.org/cebp/article/27/1/25/71410/Night-Shift-Work-Increases-the-Risks-of-Multiple
4 https://www.baua.de/DE/Themen/Praevention/Koerperliche-Gesundheit/Praesentismus.html#:~:text=Das%20Arbeiten%20trotz%20Erkrankung%20wird,noch%20nicht%20systematisch%20erfasst%20wird.
5 https://www.bibliomed-pflege.de/news/pflegepersonal-arbeitet-auch-krank-weiter#:~:text=Knapp%20die%20H%C3%A4lfte%20aller%20Pflegekr%C3%A4fte,hingegen%20bei%20rund%2031%20Prozent.
6 https://www.aerztezeitung.de/Politik/Darum-sind-Pflegekraefte-haeufiger-krank-251576.html
7 https://www.mediclin.de/Themen/Medizin/Spezialgebiete/Reha-fuer-Pflegekraefte.aspx
8 https://www.bibliomed-pflege.de/sp/artikel/33353-risiko-pflegeberuf
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