Der Begriff Blutkrebs, auch als Leukämie bekannt, steht für eine Gruppe von facettenreichen und schwerwiegenden Krebserkrankungen des blutbildenden Systems, bei denen die Blutzellen entarten und sich unkontrolliert vermehren. Das hat zur Folge, dass diese neuen entarteten Blutzellen unsere normalen Blutbestandteile, sprich die roten Blutkörperchen, die Blutplättchen und die weißen Blutkörperchen verdrängen. In der Konsequenz kann unser Blut seine Aufgaben nun nicht mehr wahrnehmen und der Körper erkrankt und wird geschwächt.
Symptome, die für eine Leukämieerkrankung typisch sind, gibt es nicht. Es gibt jedoch eine Reihe von Beschwerden, die auf eine Leukämieerkrankung hinweisen können. Sie können je nach Leukämieart variieren oder verschieden stark ausgeprägt sein.
Allgemein gilt, dass Beschwerden bei akuten Leukämien meist unvermittelt, das heißt aus scheinbar völliger Gesundheit heraus, auftreten. In der Regel gehen akute Leukämien mit schweren Krankheitssymptomen und Fieber einher. Chronische Leukämien beginnen dagegen immer schleichend. Der Betroffene bemerkt oft lange Zeit nichts und fühlt sich in seinem Alltag gar nicht oder nur wenig gestört. Oft werden chronische Leukämieformen nur zufällig bei einer Routineuntersuchung festgestellt.
Symptome können sein:
- Auffällige Hautblässe
- Schweres Krankheitsgefühl, Fieber, häufig mit einer hartnäckigen Infektion einhergehend (vor allem bei akuten Leukämien)
- Blutungsneigung, z.B. in Form von Nasen- oder Zahnfleischbluten, Blutergüssen und blauen Flecken
- Anämie (Blutarmut); infolgedessen Leistungsabfall, Müdigkeit/Abgeschlagenheit
- Atemnot auch bei nur mäßiger körperlicher Belastung
- Schwindel, Nachtschweiß
- Knochenschmerzen
- Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
- Blutungen, die sich schwer stillen lassen (z.B. nach Zahnarztbesuch) oder winzige punktartige Blutungen, vor allem an Armen und Beinen
- Erhöhte Infektneigung
- Hautveränderungen bis hin zu Ausschlägen
- Geschwollene Lymphknoten, etwa am Hals, in den Achselhöhlen oder in der Leiste
- Vergrößerte Milz und/oder Leber[1]https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/leukaemie/symptome.html#:~:text=Schwindel%2C%20Nachtschwei%C3%9F,allem%20an%20Armen%20und%20Beinen
Die Diagnose von Blutkrebs kann für Betroffene und ihre Familien eine emotionale Achterbahnfahrt darstellen, da sie mit einer Reihe von medizinischen, psychologischen und sozialen Herausforderungen konfrontiert sind. Trotz der Fortschritte in der Forschung und Therapie bleiben viele Formen von Blutkrebs eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, die Öffentlichkeit aufzuklären, die Forschung voranzutreiben und die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern, um das Leben der Menschen, die von dieser Krankheit betroffen sind, zu verbessern.
Wie wird denn eine Leukämie behandelt?
Ein zentraler Bestandteil der Behandlung von Leukämien ist die Chemotherapie. Sie soll die entarteten Leukämiezellen komplett zerstören und dadurch die normale, gesunde Blutbildung wiederherstellen. Eine Chemotherapie besteht aus Medikamenten, die sich teilende Zellen abtöten. Eine Chemotherapie greift daher Krebszellen an, weil sie sich rasch teilen. Manchmal kann die Therapie aber auch normale Zellen schädigen.[2]https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/bluterkrankungen/leuk%C3%A4mien/%C3%BCberblick-%C3%BCber-leuk%C3%A4mien Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren zielgerichtete Medikamente entwickelt, die bei chronischen Leukämien ein von Leukämiezellen gebildetes Enzym hemmen: Diese Wirkstoffe wirken gezielt gegen die Blutkrebszellen und haben im Vergleich zu einer Chemotherapie etwas weniger beeinträchtigende Nebenwirkungen.
Große therapeutische Fortschritte gab es auch bei der Immuntherapie. Es ist Forscher*innen in der Vergangenheit gelungen die T-Zellen, also körpereigene Abwehrzellen, von ALL-Patienten so anzuregen, dass diese die Krebszellen wieder selbst eliminieren können. Zudem ist eine zielgerichtete Therapie möglich, die aus Medikamenten besteht, die den natürlichen biologischen Mechanismus von Krebszellen angreifen.[3]https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/bluterkrankungen/leuk%C3%A4mien/%C3%BCberblick-%C3%BCber-leuk%C3%A4mien
Eine medikamentöse Therapie ist jedoch nicht immer ausreichend, um alle erkrankten Zellen zu zerstören. In diesen Fällen stellt die Übertragung von gesunden Blutstammzellen die einzige Überlebenschance dar. Der Eingriff ist riskant, da die Transplantation fremder Stammzellen starke Abstoßungsreaktionen des Körpers hervorrufen können. Um alle Leukämiezellen abzutöten, erhält der Patient zunächst eine sehr starke Strahlen- und Chemotherapie, bei der nahezu alle blutbildenden und Immunzellen vernichtet werden. Der Patient besitzt danach kein eigenes Immunsystem mehr und ist daher sehr vulnerabel. Jede Infektion, wie zum Beispiel eine Lungenentzündung, können für ihn oder sie in dieser Situation lebensbedrohlich sein.
Mit Hilfe der Stammzellspende wird schrittweise ein neues blutbildendes System und damit auch ein neues Immunsystem aufgebaut.
Was sind Stammzellen?
Stammzellen sind Zellen, die in der Lage sind, eine Kopie von sich selbst hervorzubringen, indem sie sich teilen. Doch durch die Teilung entstehen nicht zwei neue Stammzellen, sondern es handelt sich um eine asymmetrische Zellteilung, bei der zwei verschiedene Zellen entstehen. Die eine der neu entstandenen Zellen ist ein Duplikat der Mutterzelle und hat die gleichen Eigenschaften, es entsteht also eine neue Stammzelle. Die andere Zelle, die durch die asymmetrische Zellteilung entstanden ist, entwickelt sich zu einem spezialisierten Zelltyp, d.h. sie differenziert sich. Die aus den Stammzellen hervorgegangen Zellen sind dann in der Lage, durch Differenzierung in weitere Zelltypen zu reifen und stellen eine essentielle Grundlage für die Entwicklung von komplexen Geweben und Organen, wie z.B. Herz und Niere, dar.
Im Kontext der Erkrankung des Blutes werden Stammzellen benötigt, die neue gesunde Blutzellen hervorbringen können. Sozusagen „Mutterzellen“ aller Blutzellen, denn alle Blutzellen stammen von einer gemeinsamen Stammzelle im Knochenmark ab und entwickeln sich durch Teilung und Reifung aus dieser Stammzelle.
Doch um eine Stammzelltransplantation durchführen zu können, wird ein Spender benötigt, dessen eigene Gewebemerkmale mit denen des Patienten zu fast einhundert Prozent identisch sind, da es andernfalls zu starken Abstoßungsreaktionen des Immunsystems kommen. Im Gegensatz zur Blutspende ist für die Stammzellspende die Blutgruppe irrelevant. Entscheidend ist die Übereinstimmung bestimmter Merkmale (HLA-Merkmale) der Zellen von Spender und Patient, mittels derer das Immunsystem eigenes von fremdem Gewebe unterscheiden kann. Über 13.000 Gewebemerkmale sind derzeit bekannt, die aber in millionenfacher Kombination auftreten können. Bei einer Stammzelltransplantation müssen die wesentlichen Gewebemerkmale zwischen Spender und Patienten vollständig übereinstimmen.
Und hier kommt die DKMS ins Spiel.
Stäbchen rein – Spender sein. Ein eingängiger Slogan, den wahrscheinlich jede(r) kennt, der regelmäßig fernsehen schaut oder Radio hört. Dieser Slogan gehört zur DKMS, einer gemeinnützigen GmbH, die es sich seit vielen Jahren zur Aufgabe macht, den Blutkrebs in der Welt zu bekämpfen. Die Abkürzung steht dabei für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei. Da die DKMS aber mittlerweile nicht mehr nur in Deutschland tätig ist, sondern ihre Mission auch nach Chile, in die USA, nach Indien und sogar bis nach Südafrika getragen hat, wird heutzutage nur die international gängige Abkürzung DKMS genutzt.
Das Haupttätigkeitsfeld der DKMS ist die Registrierung von Stammzellspender*innen in mehreren Ländern, mit dem Ziel, weltweit Blutkrebspatienten mit einer Stammzelltransplantation eine Heilung der potenziell tödlich verlaufenden Erkrankung zu ermöglichen. Aber nicht nur das allein. Die DKMS betreibt auch das DKMS Life Science Lab. In diesem Labor werden HLA-Typisierungen (die Merkmale, die zwischen Spender und Empfänger einer Stammzellspende übereinstimmen müssen) auf hohem wissenschaftlichen Niveau vorgenommen, um bestmögliche Stammzellspenden sicherzustellen. Dieses Labor ist auch an das Zentrale Knochenmarkspender-Register (ZKRD) angeschlossen.
Entstanden ist die Mission der DKMS aus einem persönlichen Schicksalsschlag heraus. 1990 erkrankte Mechtild Harf an Leukämie und ihr Ehemann, der Manager Peter Harf gründete die Initiative Hilfe für Leukämiekranke, um für Mechthild einen geeigneten Stammzellspender zu finden. Durch die von ihm organisierten öffentliche Registrierungsaktionen, ließen sich innerhalb weniger Monate 20.000 Spender eintragen. Im ersten Jahr erhöhte sich die Anzahl verfügbarer Spender*innen von vorher 3000 auf 68.000 Spender*innen. Aufgrund des Erfolges seiner Aktion und auch um seinem Versprechen gegenüber seiner Frau treu zu bleiben, gründete Harf zusammen mit dem behandelnden Arzt seiner Ehefrau, Gerhard Ehninger, am 28. Mai 1991 in Tübingen die DKMS als gemeinnützige Gesellschaft mbH. Seiner Frau half das leider nicht mehr, denn diese verstarb am 16. September 1991 an den Folgen ihrer Erkrankung. Doch in ihrem Gedenken führte ihr Mann die DKMS weiter.[4]https://www.dkms.de/informieren/ueber-die-dkms
Heute ist die DKMS ist eine von knapp 30 in Deutschland tätigen Organisationen zur Gewinnung und Vermittlung freiwilliger Stammzellspender. Die zentrale Verwaltung der Daten aller deutschen Dateien obliegt dem Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschlands (ZKRD) in Ulm, über das auch sämtliche Suchläufe für potenzielle Stammzellspender für Patienten mit einer Erkrankung des blutbildenden Systems in Deutschland abgewickelt werden.
Die DKMS organisiert in Zusammenarbeit mit lokalen Initiativgruppen und ehrenamtlich tätigen Einzelpersonen öffentliche Registrierungsaktionen und Online-Aktionen zur Neuaufnahme potenzieller Stammzellspender, unter anderem auch in Schulen, Universitäten, Vereinen, Verbänden und Unternehmen.
Doch damit nicht genug. Die DKMS Stiftung „Leben Spenden“, eine Tochterfirma der DKMS GmbH, hat zum Beispiel den gemeinnützigen Zweck, Personen, die infolge ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustands auf die Hilfe anderer angewiesen sind, zu unterstützen und fördert zudem die Wissenschaft und die Forschung im Bereich der Knochenmark- oder Stammzelltransplantation.[5]https://www.dkms.de/informieren/ueber-die-dkms/foundation-board
Wie wird man den Stammzellspender?
Alles beginnt mit der Registrierung. Und diese ist unfassbar einfach gehalten, damit sich möglichst viele Menschen für eine Registrierung entscheiden. Wer Spender*in werden möchte, kann sich bei der DKMS anmelden und erhält dann ein Registrierungsset, in welchem ein Wangenabstrich mitgeliefert wird. Mit diesem Abstrichstäbchen wird die Wangentasche im Mund abgestrichen und anschließend zur Auswertung an die DKMS zurückgeschickt. Die Gewebemerkmale auf dem Abstrich werden ausgewertet und die Person, von der er stammt, wird in das Spenderregister aufgenommen und das Ergebnis der Probe pseudonymisiert für den weltweiten Spendersuchlauf zur Verfügung gestellt.
Wie eine Stammzellspende abläuft, könnt ihr auf der Homepage der DKMS im Detail nachlesen.
Seid ihr bei der DKMS registriert? Oder wart ihr sogar schon einmal Spender? Berichtet uns gern davon, wenn ihr möchtet.
Quellenangaben[+]
↑1 | https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/leukaemie/symptome.html#:~:text=Schwindel%2C%20Nachtschwei%C3%9F,allem%20an%20Armen%20und%20Beinen |
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↑2, ↑3 | https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/bluterkrankungen/leuk%C3%A4mien/%C3%BCberblick-%C3%BCber-leuk%C3%A4mien |
↑4 | https://www.dkms.de/informieren/ueber-die-dkms |
↑5 | https://www.dkms.de/informieren/ueber-die-dkms/foundation-board |