Herzkrankheiten zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen und stellen eine erhebliche Belastung für Gesundheitssysteme dar. Sie umfassen eine Vielzahl von Erkrankungen, die das Herz und die Blutgefäße betreffen, darunter koronare Herzkrankheiten, Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen. Eine ungesunde Lebensweise, genetische Faktoren und bestimmte Vorerkrankungen erhöhen das Risiko, an einer Herzkrankheit zu erkranken. Frühzeitige Diagnose und Prävention sind entscheidend, um die Folgen dieser Erkrankungen zu mildern. Moderne medizinische Behandlungen und eine verbesserte Aufklärung haben zwar die Überlebenschancen erhöht, dennoch bleibt die Bekämpfung von Herzkrankheiten eine globale Herausforderung. Ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl medizinische Versorgung als auch Lebensstiländerungen umfasst, ist essenziell für die erfolgreiche Prävention und Behandlung.
Welche Aufgaben hat das menschliche Herz?
Unser Herz ist das sprichwörtliche Zentrum unseres Herz-Kreislauf-Systems und verbindet den Lungenkreislauf mit dem Körperkreislauf. Der Lungenkreislauf ist dabei der Teil des Blutkreislaufs, der das Blut vom Herzen zur Lunge und von dort wieder zurück zum Herzen leitet. In diesem Schritt wird das Blut von Kohlenstoffdioxid gereinigt und mit frischem Sauerstoff angereichert. Danach wird das nun oxygenierte Blut über das Herz zurück in den Körperkreislauf geleitet, wo es den restlichen Körper mit Sauerstoff versorgen kann.
Durch seinen Aufbau ist das Herz optimal an seine Hauptaufgabe angepasst: Es pumpt beständig Blut durch den Körper und gewährleistet so, dass die Organe bei optimaler Herzgesundheit ausreichend mit Sauerstoff versorgt sind. Das Herz eines gesunden Erwachsenen schlägt etwa 70-mal in der Minute und fördert pro Herzschlag ungefähr 70 Milliliter Blut.
Weniger einfach zu erklären ist es, wie das Herz diese Punkfunktion steuert, denn dafür ist ein kompliziertes Erregungsleitungssystem von Nöten. Jede Pumpbewegung des Herzens beginnt mit einem elektrischen Impuls, der zur Anspannung des Herzmuskels nötig ist. Dieser Impuls wird im Sinusknoten im rechten Vorhof erzeugt. Von hier breiten sich die elektrischen Impulse im Erregungsleitungssystem entlang der Vorhöfe und Kammern bis zur Herzspitze aus.
Welche Herzkrankheiten gibt es?
In der Medizin wird zwischen angeborene Herzkrankheiten und solchen unterschieden, die sich erst im Laufe des Lebens entwickeln. Eine zweite Unterscheidung unterteilt die Erkrankungen nach ihrem Ausprägungsort: Kardiovaskuläre Erkrankungen beziehen sich dabei auf Erkrankungen an den Herzkranzgefäßen und strukturelle Erkrankungen betreffen Erkrankungen am Herzmuskel (Myokard) oder an den Klappen des Herzens (Vitien). Die folgenden Herzerkrankungen sind die wichtigsten:
Angina pectoris lässt sich mit „Brustenge“ übersetzen und entsteht als Folge der koronaren Herzkrankheit (KHK). Diese Krankheit bezeichnet einen Zustand, bei dem Herzkranzgefäße durch arteriosklerotische Ablagerungen an den Gefäßwänden stark verengt sind, wodurch das Herz mit der Zeit immer schlechter durchblutet wird. Die Beschwerden, die eine Angina pectoris verursacht, können unterschiedlich sein. Man unterscheidet die Angina pectoris in zwei Hauptformen:
Darüber hinaus gibt es noch mehrere Sonderformen der Angina pectoris, die allerdings ziemlich selten vorkommen: die Prinzmetal-Angina, die Walk-Through-Angina pectoris und die mikrovaskuläre Angina Pectoris.[1]https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/angina-pectoris/was-ist-angina-pectoris
Werden die KHK und die Angina Pectoris nicht früh genug oder nicht ausreichend behandelt, kommt es über kurz oder lang zum Herzinfarkt (Myokardinfarkt). Dieser entsteht, wenn ein Teil des Herzmuskels (Myokard) nicht mehr durchblutet wird und infolgedessen keinen frischen Sauerstoff bekommt. Der Infarkt wird meistens durch den akuten Verschluss einer oder mehrerer Herzkranzgefäße verursacht.
Eigentlich haben Frauen seltener Herzinfarkte als Männer. Im Jahr 2019 waren Herzinfarkte bei Frauen für 4 von 100 Todesfällen verantwortlich. Bei Männern waren es knapp 6 von 100. Aus dem Herzinfarktregister geht aber hervor, dass Herzinfarkte bei Frauen häufiger tödlich verlaufen als bei Männern. Das gilt auch für die Sterblichkeit im akuten Notfall. Es versterben mehr Frauen als Männer an einem Herzinfarkt bevor sie das Krankenhaus erreichen. Insbesondere nach den Wechseljahren steigt das Risiko für einen Herzinfarkt bei Frauen schneller an als bei gleichaltrigen Männern.[2]https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/mensch/ungleichbehandlung/herzinfarkt-frauen-1071294 Auch die Symptome unterscheiden sich bei Mann und Frau. Während wir bei einem Mann hinsichtlich der Herzinfarktsymptomatik klassischerweise an den akuten Schmerz in der Brust mit Ausstrahlung in die Arme denken, sind die Symptome bei Frauen oft unspezifischer, weswegen der Herzinfarkt bei Frauen oftmals erst später entdeckt wird.
Die Herzinsuffizienz ist im Grunde eine Schwächung des Herzens. Dabei ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut und deshalb auch mit lebenswichtigem Sauerstoff zu versorgen. Eine Herzinsuffizienz beginnt oft schleichend und wird daher anfangs oft nicht erkannt, denn die Pumpkraft des Herzens lässt erst allmählich nach. Erste Symptome äußern sich unspezifisch: Die Leistungsfähigkeit sinkt, Betroffene sind schneller erschöpft, spüren Atemnot und müssen häufiger Pausen machen. Weitere Symptome sind Müdigkeit, niedriger Blutdruck und Herzrasen. Außerdem kann die Atmung im Schlaf gestört sein. Schließlich kann es zum kardialen Lungenödem („Wasser in der Lunge“) mit schwerster Luftnot und Austritt von Flüssigkeit in die Lungenbläschen kommen. Die häufigste Ursache ist die Verkalkung der Herzkranzgefäße (KHK), durch die der Herzmuskel unterversorgt wird und weniger leistungsfähig ist. Aber auch Erkrankungen der Herzklappen, dauerhafte Herzrhythmusstörungen, angeborene oder erworbene Herzklappenkrankheiten (z.B. Aortenstenose oder Mitralklappeninsuffizienz), Gewebeerkrankungen und Infektionen des Herzmuskels selbst oder die Volkskrankheit des arteriellen Hypertonus (Bluthochdruck) können in der Konsequenz zur Herzinsuffizienz führen.[3]https://www.dhzb.de/ratgeber/herzinsuffizienz
Das Herz besteht aus einem linken und rechten Vorhof und einer linken und rechten Kammer. Diese sind durch vier Herzklappen voneinander getrennt (Trikuspidalklappe, Pulmonalklappe, Mitralklappe, Aortenklappe), die den Blutfluss im Kreislauf regulieren. Wenn eine oder mehrere Herzklappen undicht, verkalkt oder eingeengt sind, spricht man von einer Herzklappenerkrankung. Man unterscheidet zwischen einer Stenose (Enge) und einer Insuffizienz (Undichtigkeit).
Bei der Herzklappenstenose ist die Herzklappe verengt und öffnet sich deshalb nicht vollständig. Dadurch staut sich Blut vor der Herzklappe und es wird weniger Blut durch den Körper gepumpt. Das Herz muss mehr Pumpleistung aufbringen und der Herzmuskel kann dauerhaft geschädigt werden. Die Herzklappeninsuffizienz beschreibt eine undichte Herzklappe, d. h. sie schließt nicht vollständig. Das Blut kann durch die geöffnete Klappe zurückfließen, dadurch wird die Pumpleistung des Herzens verringert. Dies kann im fortgeschrittenen Stadium zu einer Herzschwäche führen. Erkrankungen der Trikuspidalklappe und Pulmonalklappe treten nur sehr selten auf. Am häufigsten ist die Aortenklappenstenose (ca. zehn Prozent der über 60-Jährigen sind betroffen), gefolgt von Mitralklappeninsuffizienz, Aortenklappeninsuffizienz und Mitralklappenstenose.[4] … Continue reading
Von einer Herzrhythmusstörung (Arrhythmie) spricht man, wenn das Herz zu langsam, zu schnell, oder unregelmäßig schlägt. Wird der im Sinusknoten regelmäßig abgegebene elektrische Impuls zu langsam oder zu schnell in die Herzkammern weitergeleitet, wird dies als Erregungsleitungsstörung bezeichnet. Die Beschwerden einer Herzrhythmusstörung hängen von der Art der Rhythmusstörung ab. Ein zu langsamer Herzrhythmus kann sich als Schwindel, Leistungsschwäche und kurzeitige Bewusstlosigkeit äußern, ein zu schneller Rhythmus als heftiges Herzklopfen und Herzrasen. Manche Leute spüren einen unregelmäßigen Puls, Kurzatmigkeit, Schwitzen oder einen Druck auf der Brust und eine Einbuße der Leistungsfähigkeit. Andere wiederum bemerken ihre Herzrhythmusstörung kaum oder gar nicht. Die Störungen können anfallartig auftreten und dann wieder verschwinden, über mehrere Tage anhalten oder dauerhaft sein. Rasches oder unregelmäßiges Herzklopfen oder Herzrasen sollte abgeklärt werden, insbesondere wenn es von oben genannten Beschwerden begleitet wird.[5] … Continue reading
Das Herz kann sich auch entzünden. Eine Entzündung ist die Reaktion des Körpers auf einen schädlichen Reiz. Die Ursachen für einen solchen Reiz sind vielfältig und können vom Körper selbst ausgehen, beispielsweise aufgrund einer Autoimmunerkrankung. Die meisten Entzündungen entstehen jedoch aufgrund äußerer Reize, insbesondere verursacht durch Mikroorganismen wie Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten. Treten Mikroorganismen in den Körper ein und führen diese zu einer Krankheit, spricht man von einer Infektionskrankheit.
Eine Endokarditis ist eine Entzündung des Endokards. Als Endokard bezeichnet man das Gewebe, das die gesamte Innenschicht des Herzens auskleidet und die Herzklappen bedeckt. Verursacht wird die Endokarditis in der Regel durch Bakterien, selten auch durch Pilze, die über Hautverletzungen oder die Schleimhaut in die Blutbahn gelangen und das Endokard besiedeln. Betroffen sind meistens die Herzklappen. Eine Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskels (Myokard), die zu einer Verschlechterung der Pumpkraft führt. Ursache sind meistens Viren, selten eine Autoimmunkrankheit oder Bakterien und Parasiten. In den vorwiegenden Fällen handelt es sich um einen milden Verlauf, der von einem leichten Krankheitsgefühl ähnlich wie bei anderen Virusinfektionen begleitet wird oder gar unbemerkt bleibt. Die Perikarditis ist eine Entzündung des Herzbeutels, den man auch Perikard nennt. Der Herzbeutel ist ein mit etwas Flüssigkeit gefüllter Sack, der das Herz umgibt. Er gewährleistet, dass sich das Herz optimal bewegen kann, also sich mit Blut füllen und wieder entleeren. Eine Perikarditis wird wie eine Myokarditis meist durch eine Virusinfektion ausgelöst. Dies macht sich durch ein Krankheitsgefühl wie bei einer Grippe bemerkbar und ist im Verlauf oft mit stechenden Schmerzen hinter dem Brustbein verbunden. In den meisten Fällen heilt die Perikarditis spontan ab.[6]https://swissheart.ch/erkrankungen-und-notfall/herzkrankheiten-und-hirnschlag/entzuendliche-herzerkrankungen
Zu guter Letzt gibt es noch die angeborenen (kongenitalen) Herzfehler. Zu diesen Fehlbildungen des Herzens oder der Herzgefäße gehören vor allem die Defekte der Herzscheidewand, die Erkrankungen von Herzklappen oder fehlerhafte Gefäßverbindungen. Herzfehler sind die häufigsten angeborenen Organfehlbildungen des Menschen, deren Erscheinungsformen sich stark voneinander unterscheiden, nicht nur von der Art der Fehlbildung, sondern auch vom Schweregrad. Bei der embryonalen Herzentwicklung kann es zu verschiedenen Störungen kommen. So können mögliche Gründe für eine Herzfehlbildung in der Embryonalzeit beispielsweise Einzelgendefekte, abweichende Anzahl der Chromosomen, Veränderungen des Blutflusses durch das Herz hindurch oder Veränderungen der Fruchtwasserbewegungen um das Herz herum sein. Hinzu kommen mütterliche Ursachen wie beispielsweise chronische Krankheiten, akute Krankheiten während der Schwangerschaft, Medikamenten- oder Alkohol- und Drogenkonsum sowie genetische Prädispositionen.
Jeder angeborene Herzfehler ist einzigartig, und die Auswirkungen können von Person zu Person unterschiedlich sein. Es ist wichtig, regelmäßige ärztliche Kontrollen durchzuführen, sich an die empfohlenen Behandlungspläne zu halten und bei Bedarf Unterstützung und Beratung von Fachleuten in Anspruch zu nehmen, um den Alltag bestmöglich zu bewältigen.
Die häufigsten angeborenen Herzfehler sind:
- Der Ventrikelseptumdefekt mit 48,3 %
- Der Atriumseptumdefekt mit 15,6 %
- Die Pulmonalstenose mit 6,2 %
- die Aortenisthmusstenose mit3,6 %
- das univentrikuläre Herz mit 2,8 %
- der Atrioventrikuläre Septumdefekt mit 2,7 %
- die Fallot’sche Tetralogie mit 2,5 % und
- die Transposition der großen Arterien mit 2,2 %.
Kanntest du all diese Herzkrankheiten schon? Oder kennst du jemanden, der an einer dieser Erkrankungen leidet? Erzähl uns in den Kommentaren davon :).
Quellenangaben[+]
↑1 | https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/angina-pectoris/was-ist-angina-pectoris |
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↑2 | https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/mensch/ungleichbehandlung/herzinfarkt-frauen-1071294 |
↑3 | https://www.dhzb.de/ratgeber/herzinsuffizienz |
↑4 | https://www.herzzentrum-lahr.de/fachbereiche-krankheitsbilder/krankheitsbilder-a-z/herzklappenerkrankungen/#:~:text=Wenn%20eine%20oder%20mehrere%20Herzklappen,%C3%B6ffnet%20sich%20deshalb%20nicht%20vollst%C3%A4ndig. |
↑5 | https://swissheart.ch/erkrankungen-und-notfall/herzkrankheiten-und-hirnschlag/herzrhythmusstoerungen#:~:text=Von%20einer%20Herzrhythmusst%C3%B6rung%20(Arrhythmie)%20spricht,wird%20dies%20als%20Erregungsleitungsst%C3%B6rung%20bezeichnet. |
↑6 | https://swissheart.ch/erkrankungen-und-notfall/herzkrankheiten-und-hirnschlag/entzuendliche-herzerkrankungen |