Pflegepolitik Part 1 – Der BochumerBund

Pflegepolitik. Für viele Pflegekräfte ein Begriff, der in der eigenen Berufsrealität kaum Raum einnimmt. Leider. Dabei ist es gerade jetzt, in Zeiten des demografischen Wandels und des akuten Pflegemangels umso wichtiger, die eigenen beruflichen Rechte zu kennen und auch ein Grundverständnis von Berufspolitik zu haben. Was macht eine Pflegegewerkschaft? Wofür ist der Berufsverband da? Welche Rolle spielen Pflegefachgesellschaften? Und was ist eigentlich der Deutsche Pflegerat?

 

Du hast von all dem noch nichts gehört? Dann bist du hier richtig, denn ich möchte dir in mehreren Blogbeiträgen, die wichtigsten politischen Instanzen für unsere Berufsprofession vorstellen.

Anfangen möchte ich mit der Gewerkschaft. Und nicht mit irgendeiner, sondern mit der ersten und einzigen reinen Pflegegewerkschaft.

Um euch den BochumerBund etwas näher zu bringen habe ich mir den Alexander Bluhm als Interviewpartner eingeladen.

 

 

Lieber Alexander, danke dass du dich zu einem Interview mit mir bereit erklärt hast. Lass uns die Menschen mal bei null abholen. Wer bist du und was machst du im BochumerBund?

 

 

Mein Name ist Alexander Bluhm und ich bin seit 2005 examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger. Nach dem Examen bin ich in die psychiatrische Pflege gegangen und habe 2018 meine Fachweiterbildung zum Fachgesundheits- und Krankenpfleger für Psychiatrie beendet. Seit 2019 bin ich als Stationsleitung tätig. Beim BochumerBund bin ich seit Dezember 2020 Mitglied und habe mich seitdem immer aktiv eingebracht. Schritt für Schritt habe ich mehr Verantwortung übernommen und bin mittlerweile in der Leistung der Regionalkoordination  Südwest tätig.

 

Was genau ist denn eine Gewerkschaft?

Eine Gewerkschaft nennt man auch Arbeitnehmervertretung. Sie beabsichtigt die soziale wie auch wirtschaftliche Situation ihrer Mitglieder zu verbessern.

 

Der BochumerBund ist ja auch eine Gewerkschaft. Was unterscheidet diesen denn von anderen Gewerkschaften? Und warum braucht die Pflege eine Gewerkschaft?

Der BochumerBund ist eine Spartengewerkschaft. Diese vertritt nur eine bestimmte Berufsgruppe, wie in unserem Fall eben nur die Pflege. Andere Gewerkschaften vertreten, im Gegensatz zu uns, mehrere Berufsgruppen oder auch ganze Branchen. Wir glauben, dass die Pflege als Berufsgruppe selbst so groß, heterogen und komplex ist, dass sie durch eine Branchengewerkschaft nicht gebührend repräsentiert wird. Darüber hinaus glauben wir, die Sorgen und Nöte glaubhafter und besser in Verhandlungen vertreten zu können.

 

Wie hat sich der BochumerBund denn gegründet? Was ist eure Vision?

Der BochumerBund hat sich am 12. Mai 2020 gegründet. Wir kämpfen für eine angemessene Bezahlung und für Arbeitsumfeld, in dem unsere Profession ungehindert zur Entfaltung kommt. Denn man pflegt Andere nur so gut, wie man sich selbst pflegt.

 

Was muss eine Pflegefachkraft tun, um im BochumerBund Mitglied werden zu können und was kostet eine Mitgliedschaft?

Klickt euch auf www.mitglied-werden.org.
Auszubildende und Studierende zahlen lediglich 4€ monatlich, examinierte Fachkräfte 12,50€.
Kolleg:innen, die sich in prekären Verhältnissen befinden, bieten wir individuelle Lösungen an.

 

Zusatzausgaben und Beiträge sind in der Pflege ja ein eher schwieriges Thema. Was genau ist im Mitgliedsbeitrag denn enthalten? Wofür wird der verwendet.

Der Mitgliedbeitrag beinhaltet z.B. eine Arbeitsrechtsschutzversicherung. Des weiteren fließt ein Teil der Beiträge in unsere Streikkasse und in die interne Struktur des BochumerBund.

 

Was glaubst du, wie erreichen wir all diejenigen Pflegekräfte, in deren Alltag Berufspolitik bisher noch keine Rolle gespielt hat?

Das persönliche Gespräch ist durch nichts zu ersetzen. Darüber hinaus sind es genau solche Interviews, die zu einer größeren Präsenz des Themas beitragen. Ich sehe aber auch die Arbeitgeber in der Pflicht. In-House-Schulungen oder ein 10 minütiger Vortrag durch die Stations- oder Wohnbereichsleitung nach der Übergabe können die Belegschaft für berufspolitische Themen sensibilisieren.

 

Eine Interessensvertretung ist ja immer nur so stark, wie die Zahl ihrer Mitglieder. Oder anders formuliert: Je mehr Mitglieder, desto mehr Einfluss. Stimmt das so?

Ja tatsächlich, der Organisationsgrad einer Gewerkschaft bestimmt ihre Verhandlungsmacht.

 

Wie viele Mitglieder hat denn der Bochumer Bund bisher? Und wie optimistisch blickst du in die Zukunft des BochumerBund?

Leider war es uns durch die Pandemie lange Zeit verwehrt in persönlichen Gesprächen für unsere Vision zu werben. Das hat zum Glück ein Ende gefunden. Mittlerweile können wir über alle Wege an unsere Kollegen herantreten und sie für uns begeistern. Das uns bis dato zu einer Mitgliedzahl im vierstelligen Bereich geführt hat.

 

Was hat dich persönlich dazu motiviert, dich im BochumerBund zu engagieren?

Initial waren es tatsächlich die enttäuschenden Ergebnisse der vergangenen Tarifverhandlungen. In der Folge war es aber die Möglichkeit sich aktiv in die Berufspolitik über eine „Mitmachgewerkschaft“ einzubringen. Die Struktur des Bochumer Bund lässt eine aktive Mitarbeit zu und gibt einem das Gefühl an einer großen Sache mitzuwirken.

 

Welche Möglichkeiten haben Interessierte, um sich aktiv mit einzubringen, wenn sie das möchten? Und können auch Nicht-Pflegekräfte den BochumerBund irgendwie unterstützen?

Mitglieder können sich inhaltlich in unseren Expertengruppen einbringen. Anhand dieser Gruppen bilden sich die unterschiedlichen Fachdisziplinen unserer Berufsgruppe ab und wir können gleichzeitig zielgenaue Forderungen entwickeln. Man kann sich aber auch als Vertrauensperson in seinem Betrieb engagieren und die Gewerkschaftsarbeit durch Aktionen oder Treffen sichtbar wie auch spürbar machen. Mehr Verantwortung übernehmen die sogenannten Regionalkoordinatoren, die haben dann auch schon Mal mit dem ein oder anderen Politiker Kontakt.

Auch Nicht-Pflegekräfte sind als Fördermitglieder herzlich willkommen. Fördermitglieder können alle werden, die den BochumerBund unterstützen möchten, wobei Arbeitgeber in der Pflege davon ausgeschlossen sind. Der Förderbeitrag ist ab 4 Euro monatlich frei wählbar. In der Fördermitgliedschaft ist keine Rechtschutzversicherung enthalten, dafür aber das E-Paper der „Rechtsdepesche für das Gesundheitswesen“ und die Ermäßigungen von Bibliomed und CNE Thieme.

 

Lieber Alexander, ich danke dir deine Gesprächsbereitschaft, die unfassbar schnell beantworteten Interviewfragen, dein offenes Ohr für die Anliegen und Nachfragen der Mitglieder und auch der Interessierten und natürlich für dein Engagement für unseren wunderschönen Pflegeberuf.

 

 

Für noch mehr Informationen, besucht doch bitte die Homepage des BochumerBund unter www.bochumerbund.de.

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