Hierarchien im Krankenhaus - Wo stehen wir 2024?

Hierarchien im Krankenhaus – Wo stehen wir 2024?

Chefarzt, Stationsarzt, Assistenzarzt. Diese Begrifflichkeiten kennt wahrscheinlich jeder Bürger, der schon einmal einen Aufenthalt im Krankenhaus erlebt hat. Doch wie wichtig sind denn Hierarchien im Krankenhaus eigentlich? Und gibt's die auch in anderen Gesundheitsberufen außerhalb der Ärzteschaft? Wie funktioniert Hierarchie in der Pflege? Dies und vieles mehr erfahrt ihr in unserem neues Blog-Beitrag.

In Deutschland gibt es, meiner Meinung nach, wenige Institutionen, in denen Hierarchien deutlicher zutage treten, als im Krankenhaus. Selbstverständlich gibt es zwischen den einzelnen Klinken und auch in der Struktur einzelner Fachbereiche und Stationen klare Unterschiede. Doch gerade im Bereich der Verwaltung und im ärztlichen Sektor sind die Aufgaben, die Weisungsbefugnisse und die Verantwortlichkeiten klar geregelt.

 

Wie ist ein Krankenhaus strukturiert?

 

Ein Krankenhaus ist eine Einrichtung, die in Form von Dienstleistungen die medizinische, pflegerische und therapeutische Versorgung für Menschen in medizinischen Notlagen gewährleistet. Die stationäre Betreuung der Erkrankten erfolgt dabei unter den Aspekten Humanität, Professionalität und Wirtschaftlichkeit. Rechtlich wird in Deutschland unter einem Krankenhaus ein Betrieb im Sinne des Krankenhausfinanzierungsgesetzes (KHG) verstanden, in dem die zu versorgenden Personen untergebracht und auch verpflegt werden können.[1]https://www.krankenhaus.de/aufenthalt/hierarchie-im-krankenhaus/#:~:text=Jede%20Klinik%20ist%20in%20verschiedene,und%20leitet%20die%20gesamte%20Klinik.

Klar ist, dass es eine gute Struktur braucht, um dem Aufgabenumfang in einer solchen Gesundheitsorganisation gewachsen zu sein. Daher sind in Krankenhäusern die einzelnen Hauptfunktionskreise Medizin, Pflege und Verwaltung oftmals klar voneinander abgetrennt, auch wenn es im stationären Arbeitsalltag natürlich viele Überschneidungen gibt. Im Zentrum der direkten patientenbezogenen Dienstleistungen stehen die Medizin, die Pflege und die Therapie. Die Verwaltung eines Krankenhauses sichert Betriebsabläufe und unterstützt die medizinische und pflegerische Arbeit durch Administration, Disposition und Organisation.

Die drei verschiedenen Funktionskreise waren in der Vergangenheit überwiegend nur durch die jeweiligen Leitungen miteinander verwoben, sodass der Austausch und die Abstimmung von Abläufen größtenteils über diese erfolgte. Diese Organisation hatte zwar wirtschaftliche Vorteile, brachte jedoch diverse kommunikative und interaktive Probleme mit sich. Um dem entgegenzuwirken, wurde in den letzten Jahren in den meisten großen Häusern auf ein bereichsübergreifendes Kommunikationsmanagement umgestellt.

 

Gucken wir uns die verschiedenen Hierarchieebenen im Krankenhaus genau an.

 

Die genaue Hierarchie-Organisation kann je nach Land, Krankenhausgröße und je nachdem, welche spezifischen Anforderungen das Krankenhaus hat, variieren. Eine für Deutschland typische Hierarchiestruktur ist diese:

 

Hierarchie-Ebenen im Krankenhaus

 

 

1. Die Geschäftsführungsebene:

  • Hier finden wir den Krankenhausdirektor und/oder Geschäftsführer:
    Er oder Sie ist verantwortlich für die Gesamtleitung und die strategische Ausrichtung des Krankenhauses und trägt die Hauptverantwortung für Finanzen, Personalmanagement und strategische Entscheidungen.

 

2. Die medizinische Leitungsebene:

  • Hier finden wir den Chefarzt/die Chefärztin oder den ärztlichen Direktor/die ärztliche Direktorin:
    Er oder Sie führt Mitarbeiter*innen, organisiert Behandlungspfade, steuert in seinem Bereich das Budget, sorgt für die Auslastung der Kapazitäten, beteiligt sich an Strategieentwicklungen und Umsetzungskontrollen und pflegt den Kontakt zu Einweisern. Er oder sie ist eine Führungskraft mit Managementtätigkeiten, im steten Austausch mit anderen Abteilungen.
  • Auch die Pflegedirektion oder Pflegedienstleitung ist hier zu finden:
    Er oder Sie übernimmt dabei die organisatorische und fachliche Leitung des Pflegedienstes im Haus. Auch hier geht es um Personalführung, aber auch um die Kontrolle und Weiterentwicklung der Arbeitsorganisation, um die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Pflege für die Pflegeabteilungen und die Einhaltung der pflegerischen Qualität. Die enge Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen, insbesondere auch mit der ärztlichen Leitung ist hier Usus.[2]https://medwing.com/de/de/magazine/artikel/ein-tag-im-leben-einer-pflegedirektorin

 

3. Die medizinischen Fachabteilungen:

  • Auch hier sind Chefärzt*innen in leitender Position vertreten:
    Er/Sie steht hierarchisch an der Spitze einer medizinischen Abteilung in einem Krankenhaus und trägt die ärztliche Gesamtverantwortung für diese Abteilung (z.B. die Innere Medizin, die Chirurgie, die Anästhesie u.v.m.). Er/Sie hat in seiner oder ihrer Abteilung die Verantwortung über das gesamte Personal, führt Mitarbeiter und koordiniert die medizinischen sowie strukturellen Abläufe. Er/Sie trägt die Verantwortung für die Versorgung der Patient*innen. Im Rahmen der Chefarztvisite beaufsichtigt er/sie die Patient*innen der betreffenden Station. Dabei berät und unterstützt er/sie die Stationsärzt*innen und Oberärzt*innen bei der bisherigen und zukünftigen Diagnose und Therapie. Mit den medizinischen Tätigkeiten verbringt er/sie dabei nur noch ca. 30 Prozent seiner Zeit und 70 Prozent verbringt er/sie mit Managementaufgaben.[3]https://www.praktischarzt.de/arzt/chefarzt-aufgaben-beruf-karriere/
  • Die nächste Ebene bilden die Oberärzte/Fachärzte:
    Sie sind direkt dem Chefarzt unterstellt und führen spezialisierte medizinische Aufgaben innerhalb ihrer Abteilungen aus. Dabei sind sie für die Patientenversorgung, die Ausbildung von Assistenzärzt*innen und für Forschung in ihrem Fachbereich verantwortlich.
  • Auch der/die leitende(r) Therapeut*in ist hier angesiedelt:
    Die Physiotherapie-, Logopädie- und auch die Ergotherapieabteilung wird oft von einer Therapieleitung geführt. Diese Person ist für die Organisation, Koordination und Qualitätssicherung der therapeutischen Dienstleistungen verantwortlich. Sie arbeiten eng mit anderen Abteilungen, insbesondere den medizinischen Fachabteilungen, zusammen, um die bestmögliche Patientenversorgung sicherzustellen.

 

4. Dann darf im Krankenhaus das Pflegepersonal nicht fehlen:

  • Jede Station wird von einer Stationsleitungen geführt:
    Zu ihren Aufgaben gehören Organisation, Dokumentation, Personalführung und Personalentwicklung. Sie kümmern sich zum Beispiel um die Auswahl neuer Mitarbeiter, erstellen die Dienst-, Urlaubs- und Einsatzpläne und geben Dienstanweisungen und Arbeitsanweisungen aus. Außerdem koordinieren sie die Aus- und Weiterbildungen des Personals.[4]https://www.medi-karriere.de/medizinische-berufe/stationsleitung/#:~:text=Zu%20ihren%20Aufgaben%20geh%C3%B6ren%20Organisation,Aus%2D%20und%20Weiterbildungen%20des%20Personals.
  • Auf den Stationen arbeiten examinierte Pflegekräfte:
    Examinierte Pflegefachkräfte übernehmen die Pflege, Betreuung und Beratung von pflegebedürftigen Menschen aller Altersklassen und aller Lebenssituationen. Je nach Gesundheitszustand kommen präventive, kurative oder palliative Maßnahmen zum Einsatz, über die Angehörige informiert werden. Zudem ist eine enge Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen wie den Ärzt*innen und den Therapeut*innen zum Wohle des Patienten unabdingbar. Stationäre Außenarbeiten und die Dokumentation gehören ebenfalls in ihr Tätigkeitsfeld.
  • Einige der examinierten Pflegekräfte sind Praxisanleiter*innen:
    Hauptaufgabe der Praxisanleitung ist es, die Pflegeschüler*innen anzuleiten und die praktische Durchführung der Tätigkeiten mit ihnen zu üben. Dabei ist immer das Ziel, den Auszubildenden die eigenständige Lösung von beruflichen Aufgaben zu vermitteln. Es geht also nicht bloß darum, bestimmte Situationen einzuüben – die angehenden Pflegekräfte sollen nach der Ausbildung auch selbstständig und flexibel auf neue Situationen und Probleme reagieren können. Die Praxisanleiterin oder der Praxisanleiter vermittelt also auch Problemlösungs- und Kommunikationsstrategien.[5]https://www.euroakademie.de/magazin/praxisanleitung/
  • Unterstützt werden die Pflegekräfte von Pflegehelfer*innen:
    Pflegehelfer unterstützen ihre Patienten bei alltäglichen Aufgaben wie der Körperpflege und Nahrungsaufnahme. Darüber hinaus führen sie einfache Anweisungen von medizinischem Personal aus. Sie messen Blutdruck, Puls und Körpertemperatur, wechseln Verbände und wirken bei der Verabreichung von Medikamenten mit. Sie sorgen für die Hygiene im Patientenzimmer, lagern Patienten fachgerecht und begleiten sie zu therapeutischen oder diagnostischen Untersuchungen.
  • Viele Kliniken bilden aus, also dürfen hier auch die Auszubildenden zur Pflegefachfrau/Pflegefachmann nicht fehlen.
  • Und zu guter Letzt gibt es auf den Stationen auch immer wieder Praktikant*innen aus anderen Gesundheitsbereichen (Rettungsdienst u.a.)

 

5. Verwaltung und Support:

  • Verwaltungspersonal:
    Verwaltungskräfte unterstützen bei der Büroorganisation, im Personalwesen, im Finanzmanagement und anderen administrativen Aufgaben.
  • Technisches Personal:
    Hier arbeiten IT-Spezialisten, Ingenieur*innen und Techniker*innen, die für den reibungslosen Betrieb von Geräten und IT-Systemen verantwortlich sind.
  • Apotheke und Sozialdienst:
    In der Krankenhausapotheke lagern viele verschiedene Arzneimittel wie zum Beispiel Schmerzmittel, Antibiotika oder Infusionen mit Kochsalzlösungen. Im Gegensatz zur öffentlichen Apotheke verfügt die Krankenhausapotheke über wesentlich mehr Arzneimittel, die auch über die Vene gegeben werden können. Der Großteil der Arzneimittel wird auf dem deutschen Markt eingekauft. Dabei spielt neben der Wirtschaftlichkeit auch die Sicherstellung der Versorgung von Arzneimitteln eine wichtige Rolle. Durch die hauseigene Krankenhausapotheke kann eine Belieferung der Stationen binnen kürzester Zeit erfolgen.
    Der Sozialdienst im Krankenhaus berät Patient*innen, sowie deren Angehörige. Er unterstützt bei der Nachsorge, Pflege und der Einleitung von Rehabilitationsmaßnahmen. Der Sozialdienst ergänzt damit die ärztliche und pflegerische Versorgung im Krankenhaus.
  • Logistik und Hauswirtschaft:
    Dieser Bereich umfasst alle Mitarbeiter*innen, die für die Versorgung mit Materialien, für die Reinigung der Räumlichkeiten und für die Wartung des Gebäudes verantwortlich sind.

 

Ich glaube, anhand dieser Darstellung wird klar, dass eine Krankenhausorganisation ohne Hierarchie-Ebenen nicht funktionieren würde. Hierarchien fördern klare Kommunikationswege, Verantwortlichkeiten und sichern die Koordination zwischen den verschiedenen Abteilungen im Krankenhaus. Eine effektive Zusammenarbeit auf allen Ebenen ist allerdings entscheidend für eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung.

 

Warum hat der Hierarchie-Begriff dann oftmals eine so negative Bedeutung?

Der Begriff „Hierarchie“ selbst hat nicht zwangsläufig eine negative Bedeutung. In seiner neutralen Definition bezieht sich Hierarchie einfach auf eine organisierte Struktur oder Ordnung mit verschiedenen Ebenen oder Rängen. Ohne eine gewisse hierarchische Struktur, könnten Krankenhäuser nicht dauerhaft funktionieren.
Die negative Konnotation des Begriffs „Hierarchie“ kann aus bestimmten negativen Aspekten resultieren, die in hierarchischen Strukturen auftreten können.
Hier sind einige Gründe, warum Hierarchien als negativ wahrgenommen werden können:

 

Nachteile von Hierarchien

 

Sind flache Hierarchien im Krankenhaus denkbar?

 

Flache Hierarchien sind im Krankenhaus durchaus denkbar und werden tatsächlich in einigen Häusern bereits erfolgreich umgesetzt. Von flachen Hierarchien wird gesprochen, wenn nur eine geringe Anzahl von Hierarchieebenen vorhanden ist, wodurch die Entscheidungswege mitunter verkürzt und die Kommunikation zwischen verschiedenen Ebenen erleichtert werden kann. Das wiederum kann zu einer flexibleren, effizienteren und teamorientierten Arbeitsumgebung führen.

Hier sind einige Überlegungen, wie flache Hierarchien im Krankenhaus umgesetzt werden könnten:

  1. Partizipation und Teamarbeit fördern:
    Flache Hierarchien erleichtern die Partizipation der Mitarbeiter an Entscheidungsprozessen. Teamarbeit und kollektive Entscheidungsfindung können in flachen Strukturen betont werden, was zu einem Gefühl der Mitbestimmung und Zugehörigkeit führt.
  2. Dezentrale Entscheidungsfindung:
    Flache Hierarchien ermöglichen eine dezentrale Entscheidungsfindung, bei der Entscheidungsbefugnisse auf verschiedene Ebenen der Organisation verteilt werden. Dies ermöglicht eine schnellere Reaktion auf lokale Anforderungen und fördert die Autonomie der einzelnen Abteilungen.
  3. Förderung der offenen Kommunikation:
    Eine flache Hierarchie unterstützt eine offene Kommunikationskultur, bei der Informationen frei zwischen den Mitarbeitern und Führungskräften ausgetauscht werden können. Dies trägt dazu bei, Missverständnisse zu minimieren und die Transparenz zu erhöhen.
  4. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit:
    Flache Hierarchien ermöglichen eine schnellere Anpassung an Veränderungen, da Entscheidungen auf niedrigeren Ebenen getroffen werden können. Dies ist besonders wichtig in der dynamischen und sich ständig verändernden Umgebung des Gesundheitswesens.
  5. Entwicklung von Expertise: Flache Hierarchien ermöglichen es Fachleuten, ihre Expertise einzubringen und aktiv an Entscheidungen teilzunehmen. Dies kann dazu beitragen, innovative Lösungen zu entwickeln und die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Einführung flacher Hierarchien nicht in jedem Kontext und in jeder Organisation gleich gut funktioniert.
Die Umsetzung erfordert sorgfältige Planung, klare Kommunikation und ein unterstützendes Umfeld. Zudem müssen einige spezifische Funktionen und Anforderungen im Gesundheitswesen berücksichtigt werden, um eine effektive Patientenversorgung sicherzustellen. In vielen Fällen können hybride Modelle, die Elemente sowohl flacher als auch hierarchischer Strukturen kombinieren, erfolgreich sein.

 

Quellenangaben

Quellenangaben
1 https://www.krankenhaus.de/aufenthalt/hierarchie-im-krankenhaus/#:~:text=Jede%20Klinik%20ist%20in%20verschiedene,und%20leitet%20die%20gesamte%20Klinik.
2 https://medwing.com/de/de/magazine/artikel/ein-tag-im-leben-einer-pflegedirektorin
3 https://www.praktischarzt.de/arzt/chefarzt-aufgaben-beruf-karriere/
4 https://www.medi-karriere.de/medizinische-berufe/stationsleitung/#:~:text=Zu%20ihren%20Aufgaben%20geh%C3%B6ren%20Organisation,Aus%2D%20und%20Weiterbildungen%20des%20Personals.
5 https://www.euroakademie.de/magazin/praxisanleitung/
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