30.06.2023 – Internationaler Inkontinenztag

Inkontinenz. Der Verlust der Kontrolle über die eigenen Ausscheidungen. Ein Horrorszenario für den Großteil der Menschen. Und dadurch auch ein großes Tabuthema. Aber wie kommt es dazu? Dies und mehr beleuchten wir in diesem Blogpost.

Inkontinenz ist kein gesundheitliches Randthema und auch kein Phänomen, das erst im Alter auftaucht. Im Gegenteil: es kommt aus der Mitte der Gesellschaft und ist auch genau dort zu finden. Von Harninkontinenz können z.B. auch Kinder betroffen sein oder junge Mütter. Das Bild des älteren, vorerkrankten Menschen ist hinfällig.

 

Was ist denn die Inkontinenz eigentlich?

 

Inkontinenz bezeichnet die fehlende oder mangelnde Fähigkeit des Körpers, Urin oder Stuhl zu halten und kontrolliert abzugeben. Das hat zur Folge, dass es bei den betroffenen Personen zu einem ungewollten Urinverlust (Harninkontinenz) oder Stuhlabgang (Stuhlinkontinenz) kommt. Unfreiwilliger Urinverlust tritt aber nicht nur bei Altersveränderungen des Harntraktes auf, wie beispielsweise während der Wechseljahre der Frau oder durch die Prostata-Vergrößerung des Mannes. Auch viele urologische, gynäkologische, internistische und neurologische Erkrankungen wirken sich auf die Funktion von Beckenboden und Harnblase aus.
Selbst eine Entbindung kann zu vorübergehender oder auch dauerhafter Inkontinenz der Blase oder des Darms führen.
Zudem beeinflussen auch einige Medikamente, die primär nichts mit dem Harntrakt zu tun haben, die Speicherung und Entleerung des Urins. [1]https://www.zqp.de/wp-content/uploads/ZQP-Ratgeber-Inkontinenz.pdf

 

Welche Ursachen hat Inkontinenz?

 

Eine Inkontinenz kann ganz unterschiedliche Ursachen haben.
Grundsätzlich nimmt das Risiko für eine Inkontinenz mit dem Alter zu.
Man unterscheidet:

  • Inkontinenz durch Krankheiten der Organe und Nerven
  • Inkontinenz als ungewollte Nebenwirkung bei Arzneimitteln
  • Inkontinenz im Alter
  • Inkontinenz bei Frauen in der Schwangerschaft und nach einer Geburt
  • Inkontinenz bei Männern nach einer Prostatektomie
  • Inkontinenz durch psychische Ursachen

 

Welche Formen der Inkontinenz gibt es?

 

 

Welche Folgen kann Inkontinenz für die Betroffenen haben?

 

Ein ganz wichtiges und nahezu immer vorkommendes Phänomen bei neu auftretender Inkontinenz ist das große Schamgefühl der Betroffenen. Aus Sorge und Scham verschweigen Menschen mit einer Inkontinenz ihre Beschwerden häufig über einen längeren Zeitraum. Oft ziehen sie sich zunehmend zurück und verbringen die meiste Zeit zuhause – in direkter Badezimmernähe. Darunter leidet auf Dauer nicht nur das soziale Leben, sondern auch der eigene Selbstwert. Zudem kann es sehr belasten und verunsichern, auf Unterstützung bei der Intimpflege oder auf Hilfsmittel wie Inkontinenz-Hosen angewiesen zu sein, insbesondere dann, wenn die betroffenen Personen noch in der Blüte ihres Lebens stehen und sozial sehr aktiv sind. Hinzu kommen dann vielleicht Gefühle wie Scham, Trauer, Ärger und Wut.
Das offene Gespräch über die Inkontinenz-Beschwerden ist der erste wichtige Schritt, damit beim Arzt die genauen Ursachen abgeklärt und entsprechende Behandlungsmöglichkeiten eingeleitet werden können.

Durch eine Inkontinenz kann sich der Pflegebedarf eines Menschen stark erhöhen. Für pflegende Angehörige kann dies belastend sein und auch überfordern. Vor allem dann, wenn zur Inkontinenz noch eine demenzielle Erkrankung dazukommt. Probleme mit der Inkontinenzversorgung sind ein typischer Grund dafür, dass die häusliche Pflege nicht aufrechterhalten werden kann und der Umzug in ein Pflegeheim notwendig  wird.[2]https://www.pflege-praevention.de/wissen/wissen-harninkontinenz/#formen

 

 

 

Ist Inkontinenz behandelbar?

 

Wenn Anzeichen für eine Inkontinenz bemerkt werden, stellt sich oftmals die Frage, welche(r) Ärzt*in nun der fachlich beste Ansprechpartner wäre. Im besten Fall, wenden Sie sich Betroffene an einen qualifizierten Facharzt wie den Urologen oder an das Personal eines Kontinenz-Zentrums.[3] … Continue reading

Aber auch Ärzte mit folgenden Fachrichtungen können helfen:

  • Urologie
  • Gynäkologie (für weibliche Patient*innen)
  • Proktologie
  • Neurologie
  • Geriatrie (im Fall von älteren Patient*innen)

Die Frage nach der Heilung lässt sich nicht pauschal beantworten.
Ob eine Inkontinenz heilbar ist, hängt beispielsweise davon ab, welche Form der Inkontinenz bei dem betroffenen Menschen vorliegt, welche Erkrankung ihr zugrunde liegt und wie stark sie ausgeprägt ist. Durch eine gezielte, an den Patienten und seine Lebenssituation angepasste Therapie lassen sich die Beschwerden aber in vielen Fällen deutlich verbessern oder sogar heilen. [4] … Continue reading

 Beispiele für Behandlungsmöglichkeiten (immer individuell und nur in Absprache mit einem Facharzt/ einer Fachärztin):
  1. Beckenbodentraining
    Beim Beckenbodentraining werden die Muskeln des Beckenbodens und die Schließmuskeln gestärkt. Das Training kann durch verschiedene technische Hilfsmittel wie ein Bio-Feedbackgerät gesteigert werden. Ein Physiotherapeut/eine Physiotherapeutin kann dabei anleiten, wenn diese Unterstützung vorher durch eine ärztliche Verordnung angefordert wurde.
  2. Toilettentraining
    Hier drunter fallen verschiedene Programme, mithilfe derer die Blase und der Darm trainiert werden können. Es wird geplant, wann und wie oft auf die Toilette gegangen wird, mit dem Ziel seltener auszuscheiden und auch weniger zu pressen. Ob dieses Training im individuellen Fall geeignet ist, muss mit dem/der betreuenden ärztlichen  Kollegen/ Kollegin besprochen werden.
    Eine geeignete Beratung und Anleitung kann auch von speziell geschultem Pflegefachpersonal oder von Inkontinenz-Trainer*innen übernommen werden.
  3. Medikamentöse Behandlung
    Es gibt Medikamente, die bei Drang-Inkontinenz die Blasenmuskulatur dämpfen oder bei Belastungs-Inkontinenz die Beckenbodenmuskulatur stärken können. Andere Medikamente wiederum können die Muskulatur anregen, wie es beispielsweise bei einer Blasenlähmung sinnvoll sein kann. Bei Stuhl-Inkontinenz kann es förderlich sein, Medikamente gegen Durchfall oder auch gegen Verstopfung anzusetzen. Diese Entscheidung sollte aber ausschließlich mit einem erfahrenen Facharzt gemeinsam getroffen werden.
  4. Operation
    Es gibt auch operative Möglichkeiten einer Inkontinenz entgegenzuwirken, wobei zumindest eine Linderung, aber mitunter auch eine Heilung erreicht werden kann. Hier ist die fachärztliche Konsultation obligat, denn nur dieser kann über Sinnhaftigkeit und Risiko eines solchen Eingriffs umfänglich aufklären.[5]https://www.zqp.de/wp-content/uploads/ZQP-Ratgeber-Inkontinenz.pdf

 

Welche Hilfsmittel gibt es im Umgang mit der Inkontinenz?

 

Wofür gibt es nun den Internationalen Inkontinenztag?

 

Schätzungen zufolge leiden in Deutschland bis zu neun Millionen Menschen an einer Harn- oder Stuhlinkontinenz. Bei so hohen Zahlen, könnte man meinen, dass das Thema Inkontinenz mitten in der Gesellschaft angekommen sein müsste.
Leider spiegelt das nicht die Realität wider.

Die Gründe für die bisher sehr geringe öffentliche Thematisierung sind vielschichtig.
Betroffene fürchten eine Stigmatisierung der Gesellschaft, ganz ähnlich wie bei z.B. psychischen Erkrankungen. Oftmals reden sich Betroffene einfach ein, dass diese Funktionsstörung ihres Körpers  eine normale Alterserscheinung sei, die hingenommen werden muss.
Aus Schamgefühl wird der Gang zum Arzt aufgeschoben und die Inkontinenz hingenommen, ohne zu  eruieren, welche Möglichkeiten es gibt, diese Einschränkung wieder loszuwerden.

Ganz gleich in welchem Alter man an einer Inkontinenz „erkrankt“, sie beeinträchtigt immer die eigene Lebensqualität. Privatleben, Sexualität und Beruf leiden darunter. Viele Menschen ziehen sich zurück. Niemand möchte aufgrund einer Inkontinenz belächelt oder im schlimmsten Fall in der Öffentlichkeit ausgelacht werden.

Daher ist es wichtig, dass das Thema gesellschaftlich an Relevanz gewinnt. Der Welt-Inkontinenztag soll hier helfen, dass sich Menschen, die nicht betroffen sind und die keine Person kennen, die an Inkontinenz leidet, für dieses Thema öffnen und aufmerksamer diesem Thema gegenüberstehen.

Quellenangaben

Quellenangaben
1, 5 https://www.zqp.de/wp-content/uploads/ZQP-Ratgeber-Inkontinenz.pdf
2 https://www.pflege-praevention.de/wissen/wissen-harninkontinenz/#formen
3, 4 https://www.pflege.de/krankheiten/inkontinenz/#:~:text=Inkontinenz%20bezeichnet%20die%20fehlende%20oder,)%20oder%20Stuhlabgang%20(Stuhlinkontinenz).&text=H%C3%A4ufig%20tritt%20eine%20Inkontinenz%20als%20Nebenerscheinung%20einer%20Krankheit%20auf.
Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
XING
Reddit

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner