6. Juli 2023 – Weltkusstag

Küssen. Für uns gehört diese intime Geste zum Alltag. Wir küssen unseren Partner oder unsere Partnerin. Wir küssen unsere Eltern und unsere Kinder. Mitunter küssen wir auch unsere Freunde. Und doch ist Kuss nicht gleich Kuss. Oder?

Küssen – das ist die schönste Nebensache der Welt, sagt man. Und macht nur Spaß, mit frischem Atem und sauberen Zähnen. So oder so ähnlich dachte sich das wohl auch ein Zahnarzt aus England irgendwann in den 1980er Jahren und erfand kurzerhand den Tag des Kusses.
Ob das wirklich so war oder ob es sich hierbei nur um eine Legende handelt… we will never know.

Fest steht aber, dass der Weltkusstag als International Kissing Day seinen Ursprung unter der Regierung von Margaret Thatcher hatte und sich von England aus in die ganze Welt verbreitete.

Am 06. Juli 1990 soll er international zum ersten Mal gefeiert worden sein und wurde auch von der UN als offizieller internationaler Gesundheitstag anerkannt.

 

Doch ist küssen eigentlich gleich küssen?

Absolut nicht.

Die Brauchtümer rund ums Küssen und geküsst werden unterscheiden sich weltweit sehr.
In Frankreich, das dem Zungenkuss, dem „French Kiss“ seinen Namen gab, sind je nach Region drei bis vier Wangenküsse zur Begrüßung und zur Verabschiedung völlig normal, während Skandinavien mit diesem Ritual noch in den Kinderschuhen steckt.

Anders als in Frankreich ist der Wangenkuss zur Begrüßung in Amerika nicht üblich. Wahrscheinlich, weil die Nähe, die dabei aufgebaut wird, den Menschen dort eher Unbehagen bereitet.
Typisch ist stattdessen die Umarmung zur Begrüßung.

In Äthiopien wird zur Begrüßung mindestens dreimal auf die Wange geküsst, wobei es auch ein paar mehr sein dürfen. Mit Küssen auf den Mund wiederum halten sich Paare in der Öffentlichkeit zurück, denn diese gelten wie in vielen weiteren afrikanischen Ländern als anstößig.

In streng islamischen Staaten ist Küssen in der Öffentlichkeit nicht denkbar.
Als Geste der Freundschaft umarmt man sich – unter Männern – zur Begrüßung oder zum Abschied.

Bis 1997 war es Paaren in China verboten, sich in der Öffentlichkeit zu küssen, es galt als „unmoralisches Verhalten“. Heute gehören küssende Paare längst zum Straßenbild.

Für seinen Charme und seine Etikette bekannt ist der Handkuss in Österreich. Früher war dieser fester Bestandteil des Hofzeremoniells und hat sich bis heute erhalten. Allerdings nun eher im privaten und freundschaftlichen Umfeld.

In anderen Teilen der Welt ist das öffentliche Küssen ein gesellschaftliches Tabu, auch wenn der Austausch eines Kusses gesetzlich nicht verboten wäre.

In vielen Länder ist aber das Gesetz selbst der Sittenwächter. In Saudi-Arabien beispielsweise ist außerehelicher Geschlechtsverkehr strafbar und jeder Kontakt zwischen Männern und Frauen, die nicht miteinander verheiratet sind, ist gesellschaftlich nicht gern gesehen. Ein öffentlicher Kuss kann in diesem Land zu mehreren Wochen Haft führen.

Noch schwerer haben es homosexuelle Paare:
An Orten, wo das Scharia-Gesetz in Kraft ist, wie zum Beispiel in Saudi-Arabien, Jemen oder dem Iran, droht Homosexuellen die Todesstrafe. In Gambia und Uganda werden homosexuelle Zärtlichkeiten mit fünf bis sieben Jahre Haft bestraft. In Nigeria wurde 2013 ein Gesetz zum Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe eingeführt. Gleichzeitig wird das „öffentliche Zeigen von gleichgeschlechtlichen Beziehungen“ mit bis zu zehn Jahre Haft bestraft.[1]https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/die-schonste-nebensache-der-welt-3640549.html

 

Wo kommt denn der Kuss eigentlich her?

„Wir können nicht genau sagen, wann der erste Kuss stattfand. Er ist verankert in der Geschichte in der Indoeuropäischen Geschichte und das seit über 3000 Jahren. In Indien findet man sehr alte Beweise über den Kuss im Liebeskontext, zum Beispiel bei Skulpturen der Kjajaruaho Tempel. Es gibt noch weitere Überlieferungen, zum Beispiel auch im alten Testament. Wir können aber mit großer Sicherheit sagen, dass die alten Römer den Kuss gecodet haben. Und zwar auf sehr präzise Art und Weise. Es gab damals drei unterschiedliche Varianten des Kusses.
Beim Basium wurde sich ohne Zunge auf die Lippen geküsst – als Zeichen der Anerkennung. Eine Mutter hat ihrer Tochter zum Beispiel so einen Kuss gegeben, genauso wie der Vater dem Sohn. Zweitens: Der Osculum war eine Erweiterung des Basium und fand außerhalb der Familie statt. Zwei Senatoren haben sich zum Beispiel mit so einem begrüßt.
Der berühmte Honecker-Breschnew Kuss ist eine Form vom Osculum, die überlebt hat. Beide Kussarten hatten eine politische Bedeutung: Wir sind beide gleichgestellt. In einer nicht-demokratischen Gesellschaft mit Sklaven und den Bürgern, wie es damals in Rom üblich war, hatten solche Gesten eine wichtige Bedeutung.
Dann kam der Suavium: der klassische Liebeskuss mit Zunge. So kann man vielleicht auch nachvollziehen, warum in asiatischen Kulturen zum Beispiel der Kuss einzig und allein eine erotische Bedeutung hat, ohne jegliche politische Relevanz“, erläutert Autor Alexandre Lacroix, dessen Essay „Kleiner Versuch übers Küssen“  die Kulturgeschichte des Kusses nachzeichnet. [2]https://www.esquire.de/news/gesellschaft/weltkusstag-kuessen-intimer-als-sex

Eine neuere Studie aus dem März 2023 zeigt auf, dass wir uns schon seit mindestens 4500 Jahren aus Liebe und Zuneigung auf den Mund küssen.

Verhaltensforscher haben auch die Theorie, dass der Kuss auf die Brutpflege und das Mund-zu-Mund-Füttern unserer evolutionären Ahnen zurückgehen könnte. Einige Völker dieser Erde praktizieren die „Kuss-Fütterung“ bis heute, wie der verstorbene Österreicher Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt auf seinen Reisen ausführlich dokumentierte.[3]https://www.rnd.de/wissen/weltkusstag-was-sie-alles-uber-das-kussen-wissen-sollten-WAL7IJFYUGTGWVJF32YCF2G4VQ.html

 

Was macht einen Kuss so besonders?

 

Küssen ist gesund. Diese Tatsache ist unumstößlich.

Die Reaktionen des Körpers auf einen Kuss sind vielen bekannt: Der Puls beschleunigt sich, der Herzschlag steigt und bis zu 34 Gesichtsmuskeln werden trainiert. Regelmäßiges Küssen kann aber auch viele positive Langzeitwirkungen auf den Körper haben. Beispielsweise werden beim Küssen Hormone gebildet, die dazu führen können, dass Stress abgebaut wird und sich Schmerzen verringern. Zusätzlich sorgen Hormone wie Serotonin, Endorphin und Dopamin auch für Glücksgefühle. Und ein Kuss verbraucht, je nach Einsatz, etwa 20 Kalorien pro Minute. [4]https://www.ardalpha.de/wissen/psychologie/liebe/liebe-chemie-verliebte-hormone-kuss-kuessen-knutschen-100.html

Küssen trainiert das Immunsystem und kann es stärken – wenn die Küssenden nicht krank oder mit Krankheitserregern infiziert sind. Das zeigt eine Studie von 2014, die nachweist, dass während eines 10-sekündigen Kusses bis zu 80 Millionen Bakterien übertragen werden können und dass sich die Mundflora in einer Partnerschaft durch vermehrtes Küssen angleicht. Selbst die Zähne können durch die erhöhte Speichelbildung während des Küssens gestärkt werden, da im Speichel Zahnschmelz fördernde Inhaltsstoffe enthalten sind.[5]https://www.ardalpha.de/wissen/psychologie/liebe/liebe-chemie-verliebte-hormone-kuss-kuessen-knutschen-100.html

 

Und wofür braucht es nun den Internationalen Tag des Kusses?

Die Idee hinter der Einführung dieses internationalen Tages war es, mit dem Aktionstag eine zärtliche Geste für Liebe, Zuneigung, Leidenschaft, Freundschaft und Verbundenheit zu würdigen. Einen Tag der über Ländergrenzen hinausgeht, Menschen aufeinander zugehen lässt und auf gewisse Weise auch uns alle vereint. Denn küssen tun wir alle, nur überall ein bisschen anders.

 

Feiert ihr den Weltkusstag??

Quellenangaben

Quellenangaben
1 https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/die-schonste-nebensache-der-welt-3640549.html
2 https://www.esquire.de/news/gesellschaft/weltkusstag-kuessen-intimer-als-sex
3 https://www.rnd.de/wissen/weltkusstag-was-sie-alles-uber-das-kussen-wissen-sollten-WAL7IJFYUGTGWVJF32YCF2G4VQ.html
4, 5 https://www.ardalpha.de/wissen/psychologie/liebe/liebe-chemie-verliebte-hormone-kuss-kuessen-knutschen-100.html
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