Das unsichtbare Gift: Auf den Spuren toxischer Beziehungsmuster.

Das unsichtbare Gift: Auf den Spuren toxischer Beziehungsmuster.

Der Begriff der toxischen Beziehung geistert durch die Medienlandschaft. Doch was heißt das denn überhaupt? Wen betrifft das und wie können sich Menschen vor toxischen Beziehungsmustern schützen? All das findest du im folgenden Beitrag.

Ob im Arbeitsumfeld, in der Familie im Freundeskreis oder auch in der Liebesbeziehung: Toxische Beziehungsmuster sind tückisch und nicht immer leicht zu erkennen. Und doch sind sie gesellschaftlich präsenter, als manch einer annehmen würde.

Dies zeigt auch eine Umfrage, die im Januar 2021 im Auftrag der Online-Partnervermittlung Parship in Auftrag gegeben wurde. Befragt wurden in dieser Online-Umfrage 1.031 Menschen im Alter von 18-65 Jahren, inwiefern sie selbst oder Bekannte schon Erfahrungen mit toxischen Beziehungen gesammelt haben. Von allen Befragten, waren rund 36 Prozent bereits schon einmal in einer toxischen Beziehung, wobei auffällig war, dass mit 41 Prozent deutlich mehr Frauen betroffen waren als Männer. [1]https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1222243/umfrage/umfrage-in-deutschland-zum-fuehren-einer-toxischen-beziehung/#statisticContainer

 

Doch was genau ist eigentlich ein toxisches Beziehungsmuster? Und wie kann ich das erkennen?

 

Nicht jede Beziehung, die nicht stolpersteinfrei funktioniert, ist toxisch. Gerade in längeren Beziehungen, interfamiliär, im Arbeitsumfeld und in langen Freundschaften kommt es auch mal zu Disputen und Auseinandersetzungen. Auch die Tatsache, dass einer zum aktuellen Zeitpunkt mehr gibt als der Andere, ist noch kein sicheres Indiz für Toxizität. Doch gerade weil die Übergänge von normaler zwischenmenschlicher Interaktion zur Toxizität so schwammig und schwer greifbar verlaufen, werden die Warnsignale oft übersehen. Denn nach schlechten Phasen folgen oft gute Phasen und so nährt sich die Hoffnung Betroffener, dass „nun alles gut wird“.

Eine toxische Beziehung macht sowohl psychisch als auch physisch krank. Während der toxische Part mit seinen egoistischen und rücksichtslosen Verhaltensweisen dominiert, beginnt der weniger dominante Part immer mehr an sich selbst zu zweifeln. Eine toxische Beziehung fühlt sich ermüdend an. Ständige Kritik, Manipulationen, egoistische Aktionen, Neid oder Missgunst prägen das Miteinander. Oft sind Zuneigung oder Bestätigung an bestimmte Bedingungen geknüpft und wenn diese nicht erfüllt werden, drohen Gaslighting (gezielte Verunsicherung eines anderen Menschen, mitunter bis zu dessen psychischen Zusammenbruch) oder Liebesentzug, im Arbeitsumfeld auch Ausgrenzung und Abwertung.

Grundsätzlich sind die Warnsignale in allen toxischen Beziehungskonstellationen sehr ähnlich.

 

Warnsignale toxischer Beziehungsmuster.

 

Im Hinblick auf ein toxisches Arbeitsumfeld sieht die Situation ein bisschen anders aus. Damit ein toxisches Arbeitsklima überhaupt entstehen kann, müssen toxische Persönlichkeiten die Möglichkeit haben, dieses dauerhaft zu vergiften. Der Nährboden und die Basis hierfür sind Handlungsspielraum zum Missbrauchen der eigenen Macht am Arbeitsplatz. Dies geschieht hauptsächlich durch Führungskräfte, die ihre schädlichen Verhaltensweisen zur Unternehmenskultur erheben. Dysfunktionale Strukturen am Arbeitsplatz sind daher häufig mit toxischen Führungskräften verbunden, die Mitarbeitende herabwürdigen, verspotten, belügen oder persönliche Grenzen überschreiten. Mitunter springen Kolleg*innen auf diesen Zug auf, um nicht ebenfalls „zum Opfer“ zu werden. Nicht selten schieben toxische Personen ihre Fehler anderen in die Schuhe und verbuchen dafür deren Leistungen auf dem eigenen Konto. Die unmittelbare Folge einer solchen Behandlung durch Vorgesetzte und Kollegen sind Mitarbeitende, die sich eingeschüchtert fühlen und ihr Selbstvertrauen verlieren. Wer dem langfristig ausgesetzt ist und seine Ohnmacht alltäglich als real wahrnimmt, verliert schnell den Blick dafür, dass der Fehler gar nicht bei ihm selbst liegt. Die seelische Belastung und der Stress vernichten zuerst jede Freude an der Arbeit und dann die Motivation. Eine Abwärtsspirale kommt in Gang.[2]https://www.randstad.de/karriere/karriereratgeber/toxischer-arbeitsplatz/

 

Konkrete Warnsignale

 

Welche Ursachen hat psychische Gewalt Anderen gegenüber?

 

Die beteiligte Person, die das Leben der anderen einschränkt und kontrolliert, glaubt das Recht zu diesem Verhalten zu haben. Sie sieht die eigenen Bedürfnisse und Gefühle in der Beziehung als vorrangig an oder genießt die Macht, die sie über sein Gegenüber ausübt. Egal welche Form von psychischer Gewalt angewendet wird, sie hat oft das Ziel die Gleichberechtigung in einer Partnerschaft, in einer Freundschaft oder in einer Arbeitsbeziehung aufzuheben, damit sich die missbrauchte Person weniger wertvoll und respektiert fühlt.

Dieses Verhaltensmuster wurde erlernt. Wer bei anderen psychische Gewalt anwendet, hat diese womöglich selbst in der Familie erfahren. Es kann aber auch sein, dass sie sich vom Bekanntenkreis oder aufgrund struktureller Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft angeeignet wurde.

 

Das Opfer trägt nie die Schuld. Diese trägt IMMER der Täter.

 

Viele Menschen erfahren psychische Gewalt oder erleben sie bei anderen mit, ohne sie später bei Ihren Beziehungspartnerinnen oder Beziehungspartnern anzuwenden. Sie können den Kreislauf durchbrechen, indem sie sich für ein anderes Verhalten entscheiden.[3]https://www.aok.de/pk/magazin/familie/beziehung/ist-ihre-beziehung-toxisch/

In der Psychologie gibt es die Theorie der “Dunklen Triade”. Gemeint sind drei Persönlichkeitseigenschaften, die sich besonders negativ in Beziehungen äußern können. Diese sind der Machiavellismus, die Psychopathie und der Narzissmus. Die Gemeinsamkeit dieser Drei nennen Forscher*innen auch “D-Faktor”, der sich, kurz gesagt, in antisozialem und manipulativem Verhalten äußert. Eine besonders dominante Ausprägung der Dunklen Triade könnte sich in einer Persönlichkeitsstörung äußern, die wiederum eine ungünstige Bedingung für eine stabile Beziehung darstellt.

Es kann vorkommen, dass die dominantere Person in einer “toxischen” Beziehung eine Tendenz zu einer der genannten Persönlichkeitsstörungen aufweist.[4] … Continue reading

 

Die Dunkle Triade

 

 

Wie können sich Betroffene aus toxischen Konstellationen lösen?

 

Die Voraussetzung dafür, sich aus dieser Situation zu befreien ist erst einmal sie zu erkennen. Doch genau das fällt Betroffenen oftmals schwer, denn die psychische Gewalt in der Beziehungskonstellation verändert sie. So verlieren Betroffene das Vertrauen in ihr eigenes Urteilsvermögen. Sie ziehen sich aus sozialen Strukturen zurück, weil das Gefühl, nicht liebenswert und „fehlerhaft“ zu sein Überhand nimmt. Das kann bis hin zur totalen Isolation, der Ausbildung von massiven Ängsten, zur Depression und sogar zur posttraumatischen Belastungsstörung führen.

Manche Menschen können sich, obwohl sie massives Leid erleben, nicht von ihrem Partner trennen. Hier spielen oft Faktoren Angst, Unsicherheit, empfundene Alternativlosigkeit oder Abhängigkeiten eine große Rolle. Andere wollen sich wegen der Kinder, dem gemeinsamen Eigentum oder dem Betrieb nicht trennen. Auch der gesellschaftliche Druck spielt da mit rein, denn im Falle einer Trennung, würde das Umfeld ja mitbekommen, „was sich in der Beziehung wirklich abspielt“.[5]https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/wir-in-bayern/ratgeber/toxische-beziehung-familientherapeutin-birgit-salewski-104.html

Aber was können denn Betroffene nun tun?

Eine toxische Beziehung loslassen zu können, ist für viele Menschen eine enorme Herausforderung. Das Gefühl der Abhängigkeit, des Gefühls, nicht ohne einander leben zu können, überwiegt oft.

Ein erster Schritt ist hier die direkte Kommunikation. Wenn Betroffene den Verdacht haben, dass sie sich selbst in einer toxischen Situation befinden, ist es immer ratsam, sich mit nahestehenden Menschen über diesen Verdacht auszutauschen, sich deren Eindrücke wiedergeben zu lassen, um sich in der eigenen Wahrnehmung gefestigt zu fühlen.

Als nächstes sollte ein sachliches und konstruktives Gespräch mit der Person, die toxisches Verhalten an den Tag legt, gesucht werden. Möglicherweise ist der Person ihr Verhalten und dessen Auswirkungen auf die betroffene Person gar nicht bewusst. Die betroffene Person sollte sich dabei nicht in die Defensive drängen lassen und darf vom Gegenüber erwarten, dass gemeinsam an der Beziehung gearbeitet wird.

Wichtig ist es auch, sich selbst wieder mehr wahrzunehmen und für sich selbst zu sorgen. Das kann auch heißen, dass sich Betroffene von der toxischen Person abgrenzen dürfen, wenn ihnen die Situation zu viel wird. „Nein“ sagen fällt oft schwer, ist aber elementar, um die eigenen Ressourcen zu schonen und klare Grenzen zu setzen.

Professionelle Hilfe ist in einer solchen Situation Gold wert. Diese finden Betroffene zum Beispiel in Beratungsstellen und bei Psychotherapeut*innen. Aber auch ein eigener wertschätzender und aufmerksamer Freundeskreis kann Betroffenen schon sehr helfen.

Wenn die betroffene Person merkt, dass das Gegenüber nicht bereit ist, an sich zu arbeiten und der ganzen Thematik ablehnend gegenübersteht, ist Selbstschutz oberste Prämisse, denn eine Verbesserung der Situation ist unter diesen Voraussetzungen ausgeschlossen. Ideal wäre es, den Kontakt zu der toxischen Person Stück für Stück zu reduzieren und ihn bestenfalls komplett abzubrechen, sodass die Person keine Chance mehr hat das Leben der betroffenen Person zu beeinflussen.

Mehr zur Thematik der Dunklen Triade findet ihr hier: https://www.psychologie-heute.de

 

Was können Betroffene tun, wenn neben der psychischen Gewalt auch noch andere Formen von Gewalt ausgeübt werden?

 

Häusliche Gewalt wird definiert als jede Verletzung der körperlichen oder seelischen Integrität einer Person, die unter Ausnutzung eines Machtverhältnisses durch die strukturell stärkere Person zugefügt wird. Im Allgemeinen wird darunter die Gewaltanwendung in Ehe- und (Ex-)Partnerbeziehungen verstanden. Ganz überwiegend handelt es sich dabei um Gewalthandlungen von Männern an Frauen. Aber auch Männer sind betroffen, jedoch nicht im gleichen Ausmaß.
Häusliche Gewalt umfasst psychische Gewalt wie Drohungen und Erniedrigung, finanzielle und soziale Gewalt wie Isolation sowie körperliche und/oder sexuelle Gewalt bis hin zu Tötungsdelikten. Gewalt im sozialen Nahbereich ist meist kein einmaliges Ereignis, sie wiederholt sich. Häufigkeit und Intensität eskalieren oftmals mit der Zeit.[6] … Continue reading

Sich aus einer solchen Konstellation zu befreien, ist schwer. Insbesondere dann, wenn ökonomische Abhängigkeiten bestehen und Kinder mit ins Spiel kommen.

  • Eine erste Hilfe kann das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ sein. Das ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben.
    Unter der Nummer 116 016 und via Online-Beratung unterstützen wir Betroffene aller Nationalitäten, mit und ohne Behinderung – 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte werden anonym und kostenfrei beraten.
  • Der Weisse Ring ist die größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität (Häusliche Gewalt gehört dazu!!) in Deutschland. Er bietet persönliche Betreuung, menschlichen Beistand, Zuwendung und Anteilnahme für Betroffene, die es diesen ermöglichen, auf Basis richtiger Informationen und ohne Angst vor Kosten die für sie richtige Entscheidung treffen können – und daraus neue Kraft und Lebensmut gewinnen.

  • Unter https://www.frauenhaus-suche.de/ können Frauenhäuser rausgesucht werden, in denen Frauen in akuten Notlagen vorerst unterkommen können.
  • In akuten Gefährdungs- oder Angstsituationen ist es immer legitim die Polizei unter 110 zu rufen. Auch diese kann bei häuslicher Gewalt die bedrohte Person in Sicherheit bringen.

 

Habt ihr euch schon einmal in einem toxischen Beziehungsverhältnis befunden? Wie habt ihr das erlebt und was hat euch geholfen, euch aus dieser verzwickten Lage zu befreien? Oder habt ihr sogar noch Ergänzungen, die in unserem Beitrag fehlen? Berichtet uns gern in den Kommentaren.

Quellenangaben

Quellenangaben
1 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1222243/umfrage/umfrage-in-deutschland-zum-fuehren-einer-toxischen-beziehung/#statisticContainer
2 https://www.randstad.de/karriere/karriereratgeber/toxischer-arbeitsplatz/
3 https://www.aok.de/pk/magazin/familie/beziehung/ist-ihre-beziehung-toxisch/
4 https://www.selfapy.com/magazin/wissen/toxische-beziehung#:~:text=Dunkle%20Triade%3A%20Ursachen%20f%C3%BCr%20toxische%20Beziehungen,-In%20der%20Psychologie&text=Diese%20sind%20Machiavellismus%2C%20Psychopathie%20und,antisozialem%20und%20manipulativem%20Verhalten%20%C3%A4u%C3%9Fert.
5 https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/wir-in-bayern/ratgeber/toxische-beziehung-familientherapeutin-birgit-salewski-104.html
6 https://www.berlin.de/sen/frauen/keine-gewalt/haeusliche-gewalt/#:~:text=Hilfe%20und%20Unterst%C3%BCtzung,-In%20Berlin%20gibt&text=Betroffene%20h%C3%A4uslicher%20Gewalt%2C%20aber%20auch,Hilfe%2C%20Beratung%20und%20Unterst%C3%BCtzung%20holen.
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