Die „Nurse-Force-Dialyse“ – Fachspezifische Pflege deutschlandweit im Einsatz.

Die Diagnose Nierenversagen und der damit verbundene Beginn einer regelmäßigen der Dialysebehandlung bedeuten einen großen Einschnitt im Leben von Betroffenen. Der Alltag, der Beruf und das Privatleben der Menschen verändern sich und müssen der neuen Situation angepasst werden. In Deutschland gibt es derzeit ca. 70.000 bis 80.000 Dialysepatienten, die in rund 1.200 Einrichtungen deutschlandweit betreut werden. In den Dialyseeinrichtungen kümmern sich komplette Behandlungsteams – bestehend aus Nephrologen, Dialysefachpersonal und -techniker*innen sowie Diätassistent*innen – um die Versorgung der Patient*innen.

Um eine effektive Patient*innenversorgung während der zeitaufwendigen Dialyse-Therapien sicherzustellen, ist neben der entsprechenden Infrastruktur (z.B. medizinisch-technische Ausstattung) und einer effizienten Ablauf-Organisation vor allem ausreichend qualifiziertes Dialyse-Personal erforderlich. Diese Fachkräfte gewährleisten eine angemessene und kompetente Betreuung der Patienten, wodurch schnelle Abläufe und eine professionelle Versorgung gewährleistet werden können. Trotzdem stehen Pflegeteams in nephrologischen Einrichtungen und ihre leitenden Kräfte häufig vor der Herausforderung des Personalmangels. Fehlendes Personal führt zu einem ständigen Spannungsfeld zwischen Qualitätsansprüchen, Effizienz, Kostenbeschränkungen und der stetig steigenden Anzahl von Patienten mit multiplen Erkrankungen. Ein dauerhafter Personalmangel belastet die verbleibenden Mitarbeiter zusätzlich, da sie oftmals die fehlenden Kolleg*innen ersetzen müssen, um die Versorgung einer konstanten Patientenzahl sicherzustellen. Dies führt zwangsläufig zu einer Überbeanspruchung des verbleibenden Pflegeteams und kann im schlimmsten Fall zu weiterem Personalausfall führen.

Genau an dieser Stelle kommt die Nurse-Force-Dialyse von der avanti GmbH zum Einsatz. Beim Spezialisten-Team der avanti Nurse-Force Dialyse handelt es sich z.B. um Medizinische Fachkräfte aus den Fachbereichen Dialyse/Nephrologie und/oder Intensivmedizin mit langjähriger Berufserfahrung in den Therapie-Bereichen Hämodialyse, Hämofiltration, Hämodiafiltration, Ultrafiltration, Apherese-Verfahren und Peritonealdialyse und natürlich im Umgang mit Dialysegeräten unterschiedlicher Hersteller.

 

 

Was genau ist denn die Nurse-Force-Dialyse?

 

Um diese Frage zu klären, haben wir uns Holger Büngener als Fachmann für diesen hochspeziellen Pflegebereich für ein Interview eingeladen.

 

Holger Büngener - Nurse-Force-Dialyse

 

 

Wer genau bist du und welche Funktion hast du im Kontext des nationalen Dialyseteams?

 

Mein Name ist Holger Büngener und ich bin 52 Jahre jung. Meine erste Berufsausbildung als examinierter Krankenpfleger habe ich 1992 abgeschlossen. Im Jahr 1994 folgte dann noch die Zusatzausbildung zum examinierten Rettungsassistenten (RA). Als Krankenpfleger und RA habe ich ca. 10 Jahre in unterschiedlichen med. Funktionsbereichen wie Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin (Flug- und Bodenrettungsdienst) gearbeitet. Ab 2002 kam es zu einer kompletten beruflichen Neuorientierung: Nach der IHK-Prüfung zum Bürokaufmann habe ich anschließend ein Fachschul-Studium zum Betriebswirt mit den Schwerpunkten Vertrieb & Marketing abgeschlossen. Darauf folgten zwei berufliche Stationen als Betriebswirt im Bereich Industrie und Personaldienstleistung und eine ca. 4-jähre Selbstständigkeit als Personalberater (Headhunter). Im Nov. 2012 kam ich als Personalberater für die „Personal-Direktvermittlung“ zur avanti Tochter E-Recruit GmbH. Nach der erfolgreichen Umsetzung eines Projekt-Konzepts wechselte ich 2014 „intern“ zur avanti GmbH, mit meinem eigenen Geschäftsbereich Projekt- und Interim Management (PIM). Ab 2016 entwickelte sich PIM vom „Geschäftsbereich“ zu einer eigenen avanti Niederlassung mit externen Mitarbeitern in der Arbeitnehmerüberlassung (AÜ). Meine Funktion bei PIM ist Niederlassungsleiter.

 

Wie genau nennt sich dein nationales Dialyse-Team und wie ist die Namensgebung zustande gekommen?

 

Unser Reiseteam mit Dialyse-Fachkräften nennt sich „Nurse-Force-Dialyse“. Die Bezeichnung stammt aus dem von mir 2013 entwickelten und umgesetzten Projekt-Konzept „Nurse-Force“, dem der Einsatz von avanti Personal (Pflegefachkräfte/Med. Fachkräfte) im Umfeld der medizinischen Industrie zu Grunde liegt. Statt dem „klassischen Einsatz“ in Krankenhaus, Klinik oder Pflege-Einrichtung werden die avanti Mitarbeiter z.B. als Medizinprodukteberater*innen, Therapiespezialist*innen, Kunden-/Patienten-Betreuer*innen o.ä. in den Bereichen der Medizintechnik, der Medizinprodukte oder der medizinischen Dienstleistungen eingesetzt.

 

Wer hatte die Idee zur Gründung eines solches Teams und wie kann man sich als Außenstehender den Aufbau eines solchen Spezialbereiches vorstellen?

 

Die Idee zur Gründung eines Reiseteams hat sich im Prinzip aus dem o.g. Nurse-Force-Konzept ergeben und den Projekt-Einsätzen, die wir in dem Rahmen mit dem avanti Personal erfolgreich umsetzen konnten. Der konkrete Anstoß zur Gründung der“ Nurse-Force-Dialyse“, folgte initial eigentlich aus einem eher kleineren Projekt mit der Charité Berlin, im Fachbereich der Lipid-Apherese. Während dieses Projekts haben wir uns intensiv mit den Themen Apherese-/Dialyseverfahren und der damaligen Markt-, Anbieter- und Personal-Situation auseinandergesetzt. Im Ergebnis wurde klar, dass ein bundesweit, flexibel einsetzbares Team von berufserfahrenen Fachkräften, neben Projekt-Einsätzen, auch im „klassischen Geschäft“ der Arbeitnehmerüberlassung (AÜ) gut funktionieren könnte.

 

Welche Voraussetzungen muss ein Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin mitbringen, um Teil des Dialyse-Teams werden zu können?

 

Ein/e gut geeignete/r Bewerber/in muss grundsätzlich bereit sein bundesweit zu reisen und sich zudem darüber im Klaren sein, dass es in der Folge möglich ist, dass man ggf. auch mal mehrere Wochen unterwegs und nicht zuhause ist. Wenn es die Einsatzsituation hergibt, gehen wir natürlich gerne auf „regionale Wünsche“ oder andere Einsatz-Präferenzen unserer Mitarbeitenden ein. Eine weitere Voraussetzung ist die mehrjährige Berufserfahrung (min. 5 Jahre) im Fachbereich Dialyse und eine abgeschlossene Berufsausbildung als Krankenschwester/-pfleger oder MFA. Ein PKW-Führerschein ist ebenfalls erforderlich, da unsere Reiseteam-Mitarbeiter mit einem avanti Firmenwagen im Einsatz sind.

 

Welche Ansprüche hat der Kunde, der Pflegekräfte aus dem Team bucht, an dich als „Verleiher“ und an die Pflegekräfte des Teams?

 

Da der Einsatz von externem Leasing-Personal einen hohen Kostenfaktor für den Kunden darstellt, sind auch die Ansprüche an die gebuchten Pflegekräfte sehr hoch:
Wenn ein/e Mitarbeiter/in aus unserem Reiseteam gebucht wird, erwartet der Kunde das unsere Mitarbeitenden nach dem Einsatzstart vor Ort sehr zeitnah „funktionieren“! D.h. sobald man sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut gemacht hat (allg. Abläufe in der der Dialyse, wo ist welches Material gelagert, wie wird dokumentiert, welche Patient*innen müssen aktuell betreut werden etc.) wird erwartet, dass man seinen Bereich selbstständig betreut und versorgt. Das entspricht in der Regel einem Arbeitspensum von bis zu 10 Dialyse-Patienten und die entsprechenden Dialyse-Maschinen und Therapieformen. Die Ansprüche an uns als „Verleiher“ sind, zumindest aus meiner Sicht, eher Selbstverständlichkeiten in der Zusammenarbeit wie z.B. eine gute und offene Kommunikation, Verbindlichkeit, Flexibilität und natürlich korrekte Abrechnungen. Da das Gesamtpaket bei der avanti Nurse-Force-Dialyse stimmt, haben wir mittlerweile eine belastbare Vertrauensbasis in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden aufgebaut, die locker auch mal ein „Ups“ aushält … 😉

 

Wie groß ist das Dialyse-Team mittlerweile und in welchen Städten und Bundesländern arbeiten die Pflegekräfte?

 

Im Zeitraum 2022/2023 ist unser Team kontinuierlich gewachsen. Nachdem wir vor 2022 über einen längeren Zeitraum durchgehend eine Teamgröße von 6-7 Mitarbeitenden hatten, stehen wir aktuell bei mittlerweile 9 Dialysefachkräften im Reiseteam. Da die Mitarbeitenden unserer Nurse-Force-Dialyse bundesweit im Einsatz sind, wechseln die Aufträge natürlich ständig und zudem über das ganze Bundesgebiet. Das heißt, dass die jeweils aktuellen Einsatz-Standorte unserer Mitarbeiter immer eher eine Art „Moment-Aufnahme“ darstellen. Natürlich gibt es Einsätze an Kunden-Standorten, die auch über Jahre betrachtet immer wieder angefragt und gebucht werden. Auf Ebene der Bundesländer gibt es aber schon eine gewisse Schwerpunktbildung: Wir haben anteilig viele Einsätze jeweils im Norden (Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein) und im Süden/Südwesten (Saarland, Baden-Württemberg, Bayern). Deutlich weniger Einsätze verzeichnen wir im Westen und in der Mitte Deutschlands (NRW, Hessen) und bislang nur sehr wenige Einsätze in den östlichen Bundesländern.
ERGÄNZUNG: Was den Westen angeht, gibt es da allerdings eine Besonderheit in Form eines „Regionalen Teams“ von Dialyse-Fachkräften bei der avanti NL Kempen, die Kunden-Einsätze im Großraum NRW abdecken.

 

Wo wohnen die Pflegekräfte des Teams während ihrer Einsätze in anderen Städten und wer trägt die Kosten für Unterkunft und Verpflegung?

 

Als Einsatz-Unterkünfte für unsere Reiseteam-Mitarbeitenden mieten wir i.d.R. Wohnungen oder Apartments an, d.h. je nach Region und Angebot Ferienwohnungen, Wohnen-Auf-Zeit-Angebote oder auch „Business-Apartments“ (vorwiegend in Großstädten wie Hamburg, Berlin, München). Die Unterkünfte sind immer vollständig möbliert und ausgestattet und wenn vorhanden oder gegen Aufpreis möglich, wird ein Pkw-Stellplatz mit angemietet. Unterkünfte in einem Hotel sind im Einzelfall möglich, aber ausschließlich tageweise, z.B. zur Überbrückung, wenn die angemietete Wohnung nicht direkt zum Einsatzstart verfügbar war. Die Anmietung und Zahlung der Einsatz-Unterkünfte erfolgt über die avanti GmbH. Im Rahmen der Einsatzwechsel-Tätigkeit bekommen unsere Reiseteam-Mitarbeitenden Leistungen für den Verpflegungsmehraufwand (VMA) bezahlt, entsprechend der jeweils geltenden Sätze der Reisekostenverordnung.

 

Wie gelangt ihr an Aufträge für das Dialyse-Team oder erreichen die Aufträge eher euch?

 

Die Mitarbeitenden unseres bundesweiten Reiseteams werden fast ausschließlich von den großen, außerklinischen Dialyse-Anbietern gebucht (= Nephrocare Dt., PHV, KfH, DaVita). Über die Jahre der guten Zusammenarbeit ist es mittlerweile oftmals so, dass die o.g. Kunden ihren Bedarf an externer Personal-Unterstützung dann auch direkt bei uns anfragen oder wir mit unseren Kunden sogar langfristig eine gemeinsame Bedarfs- und Einsatzplanung machen. Wenn wir neue Mitarbeiter einstellen oder wenn durch kurzfristig geänderte Einsatzplanungen ein(e) Mitarbeiter*in wieder frei wird, sprechen wir unsere Kunden natürlich auch initiativ und direkt an. Durch die Kontakte und das Netzwerk, das im Dialysebereich über die Jahre entstanden ist, gewinnen wir ab und zu aber natürlich auch noch aktiv neue Kunden dazu.

 

Welche Perspektiven siehst du für dein Dialyse-Team in den nächsten Jahren?

 

Alleine wegen der demographischen Entwicklung einer immer älter werdenden Gesellschaft und aufgrund der Zunahme entsprechender Erkrankungen, die einen Menschen dialyse-pflichtig werden lassen können, ist zu erwarten, dass die Zahl der Dialyse-Patient*innen auch in der Zukunft weiter steigt. Auf der anderen Seite ist keine Entspannung beim Fachkräftemangel zu erwarten und die Dialyse-Patient*innen müssen im Rahmen ihrer Therapie entsprechend betreut werden. Den Bedarf an externer Personal-Unterstützung wird also auch in den nächsten Jahren weiter bestehen und auch wenn es bei den Personal-Dienstleistern einen harten Wettbewerb gibt, sehe ich avanti und unser Reiseteam sehr gut aufgestellt! Über die Jahre haben hinweg, haben wir stabile, vertrauensvolle Kundenbeziehungen aufbauen können und unsere Kunden schätzen vor allem die hohe fachliche Qualifikation, die flexible Einsatzbereitschaft und persönliche Zuverlässigkeit unserer Reiseteam-Mitarbeitenden. Zudem wird es bei avanti auch künftig die Möglichkeit geben, fallweise für besondere Einsätze im Rahmen von Projekten eingesetzt zu werden. Ja, für die Perspektive der nächsten Jahre sehe ich uns gut aufgestellt.

 

Vielen lieben Dank an Holger für seine Bereitschaft uns Einblicke in das Modell der Nurse-Force-Dialyse zu gewähren und uns aufzuzeigen, wie individuell und trotzdem hochspeziell Pflege heute auch möglich sein kann. Wer gern noch weitere Informationen zum Nurse-Force-Projekt erhalten möchte, ist eingeladen, sich auf der Website avanti Projekte umzusehen.
Zusätzlich zu Holgers Perspektive, möchten wir natürlich auch noch die Gedanken und Erfahrungen einer erfahren Nurse-Force-Dialysefachkraft in dieses Thema mit einbinden. Das Interview mit Betty Blume findet ihr hier: Im Gespräch mit Betty Blume aus dem nationalen Dialyse-Team von avanti.
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