Wenn die Nieren nicht mehr wollen - Vom ersten Anzeichen bis zur Dialyse - Teil 3-

Gesundheitsthema 10: Wenn die Nieren nicht mehr wollen – Vom ersten Anzeichen bis zur Dialyse. – Teil 3-

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Die Nieren. Solange sie einwandfrei funktionieren sind sie ein selbstverständlicher Teil unseres Körpers. Wir bemerken sie nicht, können sie weder fühlen noch sehen. Und doch sind sie in ihrer Funktion essenziell für den Körper und wir können ohne sie langfristig nicht überleben. Wenn die Nieren versagen, kann die Dialyse die Funktion der Niere übernehmen. Doch was genau ist das eigentlich? All das erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.

Die Dialyse ist ein lebensrettendes Verfahren, das für Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion eine entscheidende Rolle spielt. In meinem neuen Blogbeitrag möchte ich einen tiefen Einblick in die Welt der Dialyse geben, von ihrer Geschichte bis zu den modernen Anwendungen. Diese lebenserhaltende Behandlungsoption hat im Laufe der Zeit bedeutende Fortschritte gemacht, und es ist wichtig, die verschiedenen Formen der Dialyse zu verstehen, wie sie funktionieren und welche Rolle sie im Management von Nierenproblemen spielen. Obwohl die Dialyse oft mit komplexen medizinischen Begriffen verbunden ist, werde ich versuchen, dieses Thema zugänglich zu machen und die Bedeutung der Dialyse für die Patientenversorgung zu betonen. Begleiten Sie mich auf einer Reise durch die faszinierende Welt der Dialyse, während wir ihre Bedeutung, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven erkunden. Machen Sie sich bereit, die Technologien und die menschliche Seite dieses entscheidenden medizinischen Verfahrens zu entdecken.

 

Was genau ist eigentlich eine Dialyse?

 

Unter dem Begriff Dialyse versteht man in der klinischen Medizin ein Verfahren, das die Funktion der Nieren ersetzt, wenn diese nicht mehr ausreichend arbeiten. Man spricht daher auch von einem Nierenersatztherapieverfahren. Mittels Dialyse wird das Blut von überschüssigem Wasser sowie von Abfall- und Ausscheidungsprodukten befreit, die ansonsten zu lebensgefährlichen Vergiftungserscheinungen führen würden. Umgangssprachlich wird unter dem Begriff Dialyse meist die Hämodialyse oder Blutwäsche verstanden, obwohl auch andere Verfahren (z.B. Peritonealdialyse oder Bauchfelldialyse) durchgeführt werden können.

Patientinnen und Patienten mit schweren, chronischen Nierenerkrankungen brauchen eine dauerhafte Nierenersatztherapie, denn im Körper fallen ständig neue Ausscheidungsprodukte an. Die Dialyse begleitet die Betroffenen ein Leben lang oder zumindest so lange, bis die erkrankten Nieren durch eine Nierentransplantation ersetzt werden können.[1] … Continue reading

 

Es gibt derzeit verschiedene Formen der Dialyse, die sich in ihrer Indikation und in ihrer Anwendung unterscheiden:

  • Hämodialyse
  • Hämofiltration
  • Hämodiafiltration
  • Hämoperfusion
  • Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse)

 

 

Schauen wir uns nun die unterschiedlichen Dialyseformen im Detail an.

 

Doch bevor wir das tun, müssen wir kurz die Begrifflichkeiten Diffusion, Osmose und Konvektion klären, denn diese drei physikalischen Prinzipien bilden die Basis der verschiedenen Dialyse-Behandlungen.

Der Transfer von Stoffwechseltoxinen durch die halbdurchlässige Membran in die Dialysierflüssigkeit basiert auf einem natürlichen Prozess, der als Diffusion bekannt ist. Wenn Blut und Dialysierflüssigkeit mit unterschiedlichen Molekülkonzentrationen durch eine semipermeable Membran getrennt werden, bewegen sich die Moleküle von der Seite der höheren Konzentration durch die Membran zur Seite der niedrigeren Konzentration. Große Proteine und Blutzellen sind jedoch zu groß, um durch die kleinen Membranporen hindurchzutreten, sodass sie im Blut verbleiben.

 

Was ist Diffusion?

 

Um überschüssiges Wasser aus dem Körper zu entfernen, kann der Dialysierflüssigkeit Zucker hinzugesetzt werden. Da Zuckermoleküle nicht einfach durch die semipermeable Membran hindurchtreten können, wandert das Körperwasser durch die semipermeable Membran in die Dialysierflüssigkeit, um den Unterschied bei der Flüssigkeitskonzentration auszugleichen. Dieser Prozess ist als Osmose bekannt. Durch ständiges Zuführen von frischer Dialysierflüssigkeit kann überschüssiges Wasser, das von den Nieren nicht entfernt werden kann (und sich somit andernfalls im Körper ansammeln würde), aus dem Blut entfernt werden.

 

Was ist Osmose?

 

Ein weiterer Prozess, der bei der Hämodialyse verwendet werden kann, ist die Konvektion. Bei der Konvektion wird Wasser unter hydrostatischem Druck durch die semipermeable Membran gedrückt. Zusammen mit dem Wasser zieht dieser Druck Toxine und Abfallmoleküle durch die semipermeable Membran aus dem menschlichen Körper in das Dialysat.[2]https://www.freseniusmedicalcare.at/de-at/patienten-familien/dialyse-verstehen

 

Die Hämodialyse.

In Deutschland überwiegt mit 90-95% die Hämodialyse (HD) in der praktischen Anwendung. Bei der sogenannten Hämodialyse wird das Blut außerhalb des Körpers (extrakorporal) gereinigt. In der Regel läuft die Behandlung in einer speziellen Praxis ab, einem Dialysezentrum. Über einen Gefäßzugang, meist am Unterarm (Shunt) oder innerklinisch am Hals oder in der Leiste (Dialyse-Katheter), wird das Blut in das Dialysegerät und von dort wieder zurück in den Körper geleitet.

 

Aufbau einer Hämodialyse

 

Der Hämodialysator besteht aus einem System mehrerer semipermeabler (halb durchlässiger) Kunststoffmembranen, an denen das gerinnungsunfähig gemachte Blut mittels einer Pumpe vorbeigeführt wird. Auf deren anderen Seiten befindet sich eine Salzlösung, in welche die Schlackenstoffe durch den Konzentrationsunterschied übertreten. Das Dialysat fließt dabei in die entgegengesetzte Richtung wie das Blut. Fachleute nennen das „Gegenstrom-Prinzip“. Zusätzlich wird Wasser abgepresst („Ultrafiltration“). Eine Maschine überwacht den genauen Ablauf, die Funktionen, Temperatur, Blutdruck u.a. Parameter. Die Prozedur dauert 3–5 Stunden und benötigt etwa 120 l Wasser. Dabei wird das gesamte Blut des Körpers mehrfach durch das Dialysegerät gepumpt. Das Blut ist danach ausreichend gereinigt. Eine Hämodialyse wird in Deutschland meist dreimal in der Woche durchgeführt.

Heute gibt es in fast allen Städten Dialysestationen, in denen die Blutwäsche ambulant erfolgt. Der Patient kann Im Anschluss einfach wieder nach Hause gehen. Mitunter ist es auch möglich eine solche Dialysebehandlung in den eigenen Räumlichkeiten durchzuführen, wenn die technischen, räumlichen und noch viel wichtiger die personellen Ressourcen dafür da sind (Heimdialyse), was die persönliche Belastung für Betroffenen natürlich enorm verringert.
Auch Urlaubsreisen sind für Dialysepatient*innen heute möglich. In den meisten Urlaubsorten, gerade in den touristischen Hotspots, ist heutzutage eine Dialysebehandlung möglich, WENN diese rechtzeitig und in Abstimmung mit der jeweiligen Krankenkasse organisiert wurde. [3]https://dialyse-berater.de/diagnose-chronische-niereninsuffizienz/welche-dialysearten-gibt-es

 

Die Hämofiltration

Die Hämofiltration stellt eine Sonderform der Hämodialyse dar. Auch bei diesem Verfahren wird das Blut in ein spezielles Dialysegerät geleitet und dort gefiltert. Doch wird an dieser Stelle auf das Dialysat verzichtet, womit auch der Stofftransport durch Diffusion wegfällt. Der Stofftransport erfolgt bei der Hämofiltration durch die Konvektion. Das Blutwasser (Blutserum) wird durch einen relativ großporigen Filter gepresst (Filtration) und zieht dabei Abfallprodukte und andere Bestandteile des Blutes mit sich. Nachdem hier größere Flüssigkeitsmengen entfernt werden müssen, um eine Entgiftung zu ermöglichen, werden diese dem Körper in Form von Elektrolytlösungen wieder zugeführt. Mit der Hämofiltration kann dem Körper gezielt und schnell eine relativ große Menge an Wasser entzogen und das Blutvolumen gesteuert werden. Größere Stoffe, die nur langsam diffundieren, werden dabei effektiver entfernt als bei der Hämodialyse, niedermolekulare harnpflichtige Stoffe hingegen weniger gut.

Die Hämofiltration muss meist kontinuierlich über 24 Stunden angewandt werden. Sie kommt nur im stationären Krankenhausbereich und dort zumeist nur auf der Intensivstation zum Einsatz. Anwendungsgebiete sind unter anderem das akute Nierenversagen nach Schock.[4]https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/nieren-harnblase/dialyse/haemodialyse-haemofiltration-haemodiafiltration.html

 

Die Hämodiafiltration

Die Hämodiafiltration ist eine Kombination aus Hämodialyse und Hämofiltration. Sie macht sich die Vorteile beider Verfahren zunutze, wodurch kleinere und größere harnpflichtige Moleküle effektiver entfernt werden können. Der Reinigungs- und Entgiftungseffekt ist dadurch deutlich höher als bei den jeweiligen Einzelverfahren. Die Hämodiafiltration ist ein gängiges Verfahren zur Behandlung der chronischen Niereninsuffizienz. Die Sitzungen finden ebenso wie bei der Hämodialyse dreimal die Woche in spezialisierten Zentren statt.[5]https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/nieren-harnblase/dialyse/haemodialyse-haemofiltration-haemodiafiltration.html

 

Die Hämoperfusion

Die Hämoperfusion ist ein extrakorporales Blutreinigungsverfahren, das zur Entfernung von Stoffen mit hoher Plasmaproteinbindung oder kleinem Verteilungsvolumen dient. Es handelt sich dabei um Giftstoffe, die eine Hämofiltration nicht aus dem Blut entfernen kann, wie z.B. organische Lösungsmittel, Insektizide oder Pilzgifte. Fettlösliche Giftstoffe, andere Toxine oder auch Zytokine (regulatorische Peptide oder Proteine, die der Signalübertragung zwischen den Zellen dienen) oder Pathogene (Mikroorganismen, Viren, Gifte und ionisierende Strahlung, die eine Erkrankung hervorrufen können)[6]https://www.dzif.de/de/glossar/pathogen  werden in einem extrakorporalen Kreislauf direkt aus dem Vollblut an ein Adsorbens gebunden und so aus dem Blutstrom entfernt.[7]https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9975843/

 

Die Peritonealdialyse.

Die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) ist ein der Hämodialyse gleichwertiges und gleichberechtigtes Verfahren der Nierenersatztherapie. Der Vorteil der CAPD (continuous ambulatory peritoneal dialysis) besteht in der kontinuierlichen Entgiftung über das körpereigene Bauchfell. Die Behandlung erfolgt über ein in die Bauchhöhle eingepflanzten CAPD-Katheter. Die sterile Dialysierflüssigkeit wird über einen Katheter in den freien Bauchraum eingeführt, verbleibt in der Regel 4 – 8 Stunden in der Bauchhöhle und wird anschließend durch neue Dialysierflüssigkeit ersetzt, so dass sich ständig eine Flüssigkeit in der Bauchhöhle befindet. Dieser Zyklus wiederholt sich mehrfach am Tag. Da mit einer Dialyse Giftstoffe eliminiert werden, aber auch Flüssigkeit entzogen wird, ist die Menge des Auslaufs größer als die des Einlaufs. Nur an heißen Sommertagen und wenn der Patient dazu nicht genug trinkt, kann es passieren, dass der Körper die Flüssigkeit aus dem Dialysat resorbiert, wodurch der Auslauf deutlich geringer wird als der Einlauf.

 

Ablauf der Peritonealdialyse

 

Die Dialyseform kann von Patient*innen auch selbständig zu Hause durchgeführt werden, zum Teil sogar während des Schlafens. Die Schulung im Umgang mit dem System erfolgt im stationären Setting innerhalb weniger Tage und gibt den Betroffenen eine gewisse Eigenständigkeit in Bezug auf ihren Alltag zurück.[8]https://www.uniklinikum-leipzig.de/einrichtungen/medizinische-klinik-3/Seiten/peritonealdialyse.aspx

 

Welchen Einfluss hat eine dauerhafte Dialysetherapie auf das Überleben der Patient*innen?

 

Etwa 100 000 Menschen in Deutschland sind so schwer nierenkrank, dass sie zum Überleben regelmäßige Dialyse brauchen – also eine Blutwäsche, meist dreimal wöchentlich für vier bis fünf Stunden. Die Lebenserwartung von Dialysepatienten ist von vielen Faktoren abhängig. Häufig werden ältere Menschen dialysepflichtig, so dass neben der Lebenserwartung natürlich auch die Lebensqualität eine wichtige Rolle spielt. Grundsätzlich kann man sagen, dass jüngere Nierenkranke keine volle Lebenserwartung haben, allerdings kann mit einer guten und intensiven Dialysebehandlung viele Jahrzehnte überlebt werden. Auch 40 Jahre an der Dialyse sind mit derzeitigem medizinischen Kenntnisstand unter Umständen möglich.

Da die Dialyse aber nur etwa 20 Prozent der Nierenfunktion ersetzen kann, häufen sich mit der Zeit Mangelerscheinungen und Begleiterkrankungen, wie Herzkreislauferkrankungen (Herzklappenfehler, Herzdurchblutungsstörungen und Durchblutungsstörungen der Beine), die die Lebenserwartung von Dialysepatient*innen schmälern. Kommen noch andere Begleiterkrankungen hinzu, kann die Überlebenschance sich noch weiter reduzieren.

Andererseits ist auch nachgewiesen, dass nach einer gelungenen Nierentransplantation, wenn sich die Nierenfunktion nahezu normalisiert hat, die Lebenserwartung trotz immunsuppressiver Medikamente wieder deutlich länger wird.

 

Hast du in deinem Umfeld Menschen, die dialysiert werden müssen? Haben wir in diesem Blog-Beitrag wichtige Punkte vergessen? Lass uns gern ein Feedback zukommen. 🙂

 

Quellenangaben

Quellenangaben
1 https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/nieren-harnblase/dialyse/dialyse-was-ist-das.html#:~:text=Dialyse%20gibt%20es%3F-,Welche%20Arten%20der%20Dialyse%20gibt%20es%3F,die%20H%C3%A4mofiltration%20und%20die%20H%C3%A4modiafiltration.
2 https://www.freseniusmedicalcare.at/de-at/patienten-familien/dialyse-verstehen
3 https://dialyse-berater.de/diagnose-chronische-niereninsuffizienz/welche-dialysearten-gibt-es
4, 5 https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/nieren-harnblase/dialyse/haemodialyse-haemofiltration-haemodiafiltration.html
6 https://www.dzif.de/de/glossar/pathogen
7 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9975843/
8 https://www.uniklinikum-leipzig.de/einrichtungen/medizinische-klinik-3/Seiten/peritonealdialyse.aspx
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