Dokumentation im Pflegebereich – Teil 3

Während es in anderen Ländern bereits komplexe digitale Patientenakten gibt, die der Patient auf einer Chipkarte von Arzt zu Arzt tragen kann, steckt die Digitalisierung in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Aber warum sollten wir denn eigentlich digitalisieren? Ist das wirklich nötig?

Analog oder Digital – Wie dokumentiert es sich besser?

 

In Zeiten des akuten Personalmangels, eines zunehmenden Leistungsdrucks in der Pflege und eines immer größer werdenden Pflegebedarfs aufgrund des demografischen Wandels ist die Dokumentation Segen und Fluch zugleich.

Segen, weil sie die Grundlage für jede evidenzbasierte Pflege am Patienten bilden und uns Pflegende auch haftungstechnisch absichern. Und Fluch, weil die Dokumentation viel Zeit und Ressourcen bindet, die uns dann in der Versorgung und am Patientenbett fehlt.

Im Jahr 2022 kann man festhalten, dass die Digitalisierung in fast allen Branchen mittlerweile Einzug gehalten hat. Auch im Gesundheitswesen. Ausgeklügelte Tools wie elektronische Patientenlifter, selbst arbeitende Wechseldruckmatratzen zur Dekubitusprophylaxe, ein komplexes Monitoring mit automatischer Vitalwertübertragung in eine elektronische Patientenakte, Beleuchtungssensoren, ins Patientenbett integrierte Patientenwaagen sind nur einige Beispiele der heutzutage vielerorts gängigen Hilfsmittel in der Patientenversorgung.

Dennoch ist die Digitalisierung noch nicht in jedem Bundesland und auch innerhalb der Bundesländer nicht standardisiert. Selbst von Klinik zu Klinik unterscheidet sich die Aktualität der Ausstattung und der genutzten Dokumentationssysteme. [1]https://ak-pflege-blog.de/zukunft-im-visier-die-digitale-pflegedokumentation/

 

Sagt mal, gabs da nicht mal dieses Krankenhauszukunftsgesetz?

 

Ja das gabs. Es trat Ende Oktober 2020 in Kraft und enthält auch u.a. auch ein großangelegtes Investitionsprogramm, das dazu führen soll, dass alle Krankenhäuser bundesweit ihre Infrastruktur im Hinblick auf die Digitalisierung verbessern können. Für die Bereiche IT-Sicherheit, Digitalisierung und Ausbau der Notfallkapazitäten wurden beispielsweise 3 Milliarden EURO vom Bund bereit gestellt. Zusätzlich sollen die einzelnen Bundesländer weitere Investitionsmittel von insgesamt 1,3 Milliarden Euro aufbringen um dieses Vorhaben zu unterstützen.

Vor 2 Jahren, am 3. Juni 2020 wurde das „Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ beschlossen. Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz wird dieses nun auch praktisch umgesetzt.

Aus einer Statistik des BAS geht hervor, dass im Januar 2022 bereits 6.076 Anträge mit einem Fördervolumen von 3,042 Milliarden Euro, davon 1.533 Anträge für die Fördertatbestände „Digitale Dokumentation“, „Patientenportale“ (1.130) und „Medikationsmanagement“ (937), eingegangen sind . Die Nachfrage an digitalen Hilfsmitteln und Alltagstools ist groß und das spiegelt das große Interesse der Länder und Krankenhausträger wider, die eigenen Versorgungsstrukturen im Land auf modernere und zeitgemäßere Füße zu stellen. [2]https://www.bundesgesundheitsministerium.de/krankenhauszukunftsgesetz.html

 

Aber warum braucht es denn die Digitalisierung?

 

Um diese Frage beantworten zu können, schauen wir uns mal an welche Nachteile wir durch die analoge Dokumentation seit Jahren haben.

 

 

Die handschriftliche Dokumentation auf dem Papier birgt einige Risiken und Nachteile. Zum einen ist der zeitliche Aufwand, den die Pflegenden aufwenden müssen enorm und das hat zur Konsequenz, dass wertvolle Zeit, die man zum Pflege am Patienten einsetzen würde, so verloren geht.

Aber nicht nur das ist nachteilig. Durch handschriftliche Notizen, die Individualität von Schriftbild und Sprachkenntnis können sich Fehler einschleichen und Missverständnisse entstehen. Die oftmals knappe Zeit verleitet zudem dazu unsauber, zu knapp und schwer leserlich zu dokumentieren. Zudem besteht in der Papierdokumentation immer die Möglichkeit, dass wichtige Dokumente fehlen, sich doppeln oder verloren gehen. Dies kann im schlimmsten Fall gravierende Konsequenzen für die zu behandelnde Person nach sich ziehen, da sowohl Pflegefehler und auch ärztliche Behandlungsfehler die Folge sein können. Zudem ist der Verwaltungsaufwand deutlich höher, weil Akten händisch nach speziellen Dokumenten durchsucht werden und diese Akten auch datenschutzkonform gelagert werden müssen.

In meinen Augen ist ein riesiges Manko auch der Fakt, dass es bei analogen Patientenakten nicht möglich ist, dass mehrere Fachdisziplinen parallel Zugriff zu diesen Unterlagen haben, da es die analoge Akte nur einmal gibt. Dies kann den Informationsfluss behindern und wertvolle Zeit in der Behandlung und Versorgung von Patienten kosten.

 

Und mit der Digitalisierung ist all das besser?

Ganz klar, ja.

In vielen anderen Branchen, in denen die digitale Dokumentation regelhaft genutzt wird, zeigt sich eine deutliche Entlastung der Mitarbeiter. Der deutliche Vorteil an einem immergleichen Dokumentationsrahmen und gleichen Dokumentationsorten liegt darin, dass der Fokus auf Inhalte gelegt werden kann und weniger Zeit mit bürokratischem Aufwand verschwendet werden muss. Insgesamt kann digital auch ein höheres Maß an Standardisierung erreicht werden. Es kommt zu weniger Lücken in der Dokumentation, da Dokumente immer ortsgleich und auch inhaltlich standardisiert vorliegen. Der Informationsaustausch ist flüssiger, da mehrere Professionen gleichzeitig Einsicht in die elektronische Dokumentation nehmen können.

Insgesamt kann man sagen, dass der Ausbau und die Nutzung digitaler Technologien in bestimmten Bereichen der beruflichen Praxis zu einer signifikanten Entlastung des Pflegepersonals beitragen könnte. Allerdings braucht es dafür auch die entsprechenden Rahmenbedingungen.

Ein zentrales Problem besteht darin, dass die dazu notwendige digitale Infrastruktur nicht überall in ausreichendem Maße verfügbar ist, weder ambulant noch stationär. Dazu kommt auch immer wieder das Damokles-Schwert des Datenschutzes, der in Deutschland einen sehr hohen Stellenwert hat. [3]https://ak-pflege-blog.de/zukunft-im-visier-die-digitale-pflegedokumentation/

 

[4]https://www.betterhealthcare.de/neuigkeiten/pflegedokumentation-von-analog-zu-digital/

 

 

 

Quellenangaben

Quellenangaben
1, 3 https://ak-pflege-blog.de/zukunft-im-visier-die-digitale-pflegedokumentation/
2 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/krankenhauszukunftsgesetz.html
4 https://www.betterhealthcare.de/neuigkeiten/pflegedokumentation-von-analog-zu-digital/
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Eine Antwort

  1. Guten Tag,

    wir arbeiten gerade an einer POC Dokumentationslösung mittels mobiler Endgeräte, die an ein Smartphone erinnert, Datensicherheit groß schreibt und über eine hohe Integration / Interaktion mit dem KIS verfügen soll. Ziel wäre es hier allerdings nicht nur die Dokumentation zu realisieren sondern auch Arbeitsaufträge und Patienteninformationen anzuzeigen. Also quasi das mobile Frontend des KIS Systems. Allerdings hört unsere Vision hier nicht auf sondern wir wollen auch alle anderen Bereiche, wie die Betriebswirtschaftlichen Systeme und Prozesse hierüber abbilden. Im Rahmen der Markterkundung versuche ich derzeit am Markt befindliche Teillösungen zu identifizieren und in einen konstruktiven Austausch zu starten. Bezogen auf eine POC Dokumentation würde ich mich daher über einen Input sehr freuen.

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