Gesundheit Teil 3 – Wie erhalte ich als Pflegefachkraft meine Rückengesundheit?

Wir tragen und heben. Wir schieben und ziehen. Wir stützen und halten. Pflegefachpersonen arbeiten viel über den Rücken und merken das oftmals nicht einmal. Das wiederum führt zu Haltungsfehlern und deren Folgen spüren wir leider erst einige Jahre später. Heute soll es darum gehen, wie wir Schäden an unserem Rücken vorbeugen können.

Wusstest du, dass bereits beim einfachen Vorbeugen des Oberkörpers ohne Last, durch die Hebelwirkung hohe Druckkräfte auf die Bandscheiben der Lendenwirbelsäule entstehen?
Wenn da nun noch die Last durch das Körpergewicht des/der Patient*in oder schwerer Materialien drauf kommt, erhöhen sich diese Druckkräfte immens.

Aber zurück zu den Anfängen.

Wie ist denn unser Rücken überhaupt aufgebaut?

Der Rücken ist die Körperregion zwischen dem Nacken und der Gesäßregion. Er besteht aus der Wirbelsäule und den extrinsischen und intrinsischen Rückenmuskeln.

Die Strukturen des Rückens haben viele Funktionen:

  • Sie beherbergen und schützen das Rückenmark,
  • helfen dabei den gesamten Körper und insbesondere auch den Kopf aufrecht zu halten und
  • unterstützen die Bewegungen der oberen und unteren Extremitäten (Arme und Beine).

 

 

Das kompakte Muskelgeflecht, das die Wirbelsäule umgibt, hat zum einen die Aufgabe, die Wirbelsäule zu bewegen und zum anderen, sie gegen die Schwerkraft aufrecht zu halten. Die tiefen Rückenmuskeln liegen direkt an der Wirbelsäule an und stabilisieren sie. Darüber liegt die Schicht der oberflächlichen Rückenmuskeln. Die längs verlaufenden Rumpfmuskeln ermöglichen Rumpfbewegungen nach vorn, nach hinten oder zur Seite. Die schräg verlaufenden Muskeln steuern Drehbewegungen.

Die Rumpfmuskulatur lässt sich – grob vereinfacht – entsprechend ihrer Faserzusammensetzung und Alltagsbeanspruchung in Muskeln einteilen, die eine dauerhaft erhöhte Grundspannung haben und in solche, die bei Unterbelastung die Tendenz zur Abschwächung haben.[1]https://www.tk.de/techniker/magazin/sport/gesunder-ruecken/muskeln-entlang-der-wirbelsaeule-2007836?tkcm=aaus

Schwächen und Ungleichgewichte (Dysbalancen) der Rumpf-, Nacken- und Halsmuskulatur gelten als körperliche Risikofaktoren für Rückenschmerzen.

Tatsächlich ist eine zu schwache Rumpfmuskulatur häufiger der Grund für Rückenschmerzen als Bandscheibenvorfälle oder Abnutzungserscheinungen von Knochen und Gelenken. Umgekehrt sind gut ausgebildete Rücken- und Bauchmuskeln der beste Schutz vor Rückenbeschwerden. Denn kräftige Muskeln sind belastbar und bilden ein natürliches Stützkorsett für Knochen und Gelenke.

 

Wie kann ich denn nun darauf achten, dass ich meinen Rücken im Arbeitsprozess nicht fehlbelaste?

 

Für die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege liegt der Schlüssel vor allem in der Achtsamkeit gegenüber sich selbst, z.B. beim richtigen Maß an Belastung, dem Einsatz geeigneter Hilfsmittel, einer verbesserten Arbeitsorganisation und dem bewussten Einsatz der eigenen Kräfte. [2]https://www.bgw-online.de/bgw-online-de/themen/gesund-im-betrieb/gesunder-ruecken.

Ganz konkret wird die BGW in folgenden Punkten zu der ergonomischen Pflegearbeit:

  1. Grenzen kennen
    Das Wissen um die eigene Belastbarkeit – sowohl körperlich als auch psychisch – hilft dabei, Grenzen zu setzen.
  2. Umgebung gestalten
    Ein ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz ist gut für den Rücken. Deshalb empfiehlt es sich, ausreichend Platz zu schaffen, damit die Pflegefachperson rückengerecht arbeiten und die pflegebedürftige Person sich selbstständig bewegen kann.
  3. Fähigkeiten erschließen und nutzen
    Wer den pflegebedürftigen Menschen in die Planung mit einbezieht, der nutzt und fördert dessen Ressourcen. Alles, was der oder die Pflegebedürftige selbst macht, entlastet den Rücken der Pflegefachperson.
  4. Hilfsmittel nutzen
    Der Schlüssel zum ressourcenorientierten Bewegen von Menschen sind kleine Hilfsmittel. Wo notwendig, sind zudem technische Hilfsmittel erforderlich.
  5. Liften statt heben
    Heben und Tragen gilt es möglichst zu vermeiden. Wenn Pflegebedürftige gehoben werden müssen, ist ein Lifter einzusetzen.
  6. Auf die Arbeitshöhe achten
    Wer das Pflegebett zum Waschen, Anziehen oder Lakenwechsel auf die passende Arbeitshöhe einstellt, sorgt für eine gute Arbeitshaltung. Im Bad unterstützt ein Hocker die rückengerechte Haltung.
  7. Sicher auftreten
    Ein geschlossener Schuh mit fester Fersenkappe, flach aufliegend und mit rutschhemmender Sohle sorgt für einen sicheren Stand.
  8. Auf dem Laufenden bleiben
    Nur regelmäßiges praktisches Üben und Fortbilden ermöglicht ein sicheres, rückengerechtes Handeln.
  9. Für Ausgleich sorgen
    Belastungswechsel sind wichtig. Der vielseitige Pflegealltag lässt sich nutzen, um Phasen körperlicher Beanspruchung wie einseitige Haltungen oder Bewegungsmangel zeitnah auszugleichen. Auch die Pausen dürfen nicht vergessen werden.
  10. Alltag aktiv gestalten
    Regelmäßige Gymnastik, Bewegung und Entspannung sorgen zusätzlich für einen angemessenen Ausgleich. Sie tragen dazu bei, Körper und Seele fit zu halten.[3]https://www.bgw-online.de/bgw-online-de/themen/gesund-im-betrieb/gesunder-ruecken

 

Aber ist all das so einfach umzusetzen und welche Rolle spielt hier der Arbeitgeber?

Wäre es möglicherweise, wenn wir den eklatanten Fachkräftemangel nicht hätten. Denn weniger Pflegepersonal geht auch ganz klar mit einer höheren Eigenbelastung einher. Zudem fehlt oftmals die Schulung des Pflegepersonals darin, wie dieses möglichst ergonomisch und rückenschonend arbeiten kann, auch wenn diejenigen allein im Dienst sind oder Hilfe gerade nicht verfügbar ist.

Arbeitgeber sind grundsätzlich dazu verpflichtet Maßnahmen zu treffen, die Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren bei Angestellten verhüten. Außerdem müssen sie die betriebliche Gesundheitsförderung umsetzen. Dazu gehören Kurse, um den Rücken zu stärken oder Stress besser zu bewältigen. Auch der richtige Einsatz von Pflegehilfsmitteln kann den Rücken entlasten. Pflege-Konzepte wie Bobath und Kinästhetik unterstützen die Bewegung von Pflegebedürftigen und tragen gleichzeitig zu schonenden Bewegungsabläufen bei Pflegenden bei. [4]https://www.pflege-praevention.de/tipps/rueckenprobleme-pflegende/

 

Und sag mal…hat nicht die Psyche auch einen Einfluss auf unsere Rückengesundheit?

 

Na aber.
Rückenschmerzen sind so gut wie immer mehr als nur Schmerzen im Rücken. Damit ist aber nicht gemeint, dass sich Betroffene den Schmerz nur einbilden oder simulieren. Mediziner*innen wissen inzwischen aber, dass der Schmerz nicht nur körperliche Ursachen haben muss, sondern auch von der Psyche (mit-) beeinflusst wird.

Dass die Psyche Einfluss auf den Rücken haben kann, ist durch Untersuchungen belegt:
So leiden Menschen mit depressiven Verstimmungen zum Beispiel doppelt so häufig unter Rückenschmerzen, wie der Durchschnittsbürger.
Personen, die unter beruflichem Stress stehen, und das tun wir in der Pflege ja nur zu oft, leiden häufiger unter Rückenschmerzen als weniger gestresste Personen.

Vor allem bei chronischen Rückenschmerzen, unter denen jede fünfte Frau und jeder siebte Mann in Deutschland leidet, spielen psychosoziale Auslöser eine wichtige Rolle. Meist handelt es sich um ein Zusammenspiel körperlicher und seelischer Belastungen. [5]https://www.ratgeber-nerven.de/rueckenschmerzen/psychosomatisch/#:~:text=Dass%20die%20Psyche%20Einfluss%20auf,R%C3%BCckenschmerzen%20als%20weniger%20gestresste%20Personen.

Hier ist eine gesunde Psychohygiene wichtig. Insbesondere die Kommunikation, das Verbalisieren von Stressoren und das Gefühl gehört und verstanden zu werden, kann hier schon viel bewirken. Im Team kann das beispielsweise durch Teamsitzungen oder aber auch professionelle Mediationen und Stressmanagementseminare geschehen.

Und letztendlich läuft auch wieder viel darauf hinaus, dass sich die beruflichen Rahmenbedingungen ändern müssen. Mehr Personal – weniger Stress – gesundere Rücken.

 

Für weiterführende Informationen, schaut doch gern hier vorbei:

 

Quellenangaben

Quellenangaben
1 https://www.tk.de/techniker/magazin/sport/gesunder-ruecken/muskeln-entlang-der-wirbelsaeule-2007836?tkcm=aaus
2, 3 https://www.bgw-online.de/bgw-online-de/themen/gesund-im-betrieb/gesunder-ruecken
4 https://www.pflege-praevention.de/tipps/rueckenprobleme-pflegende/
5 https://www.ratgeber-nerven.de/rueckenschmerzen/psychosomatisch/#:~:text=Dass%20die%20Psyche%20Einfluss%20auf,R%C3%BCckenschmerzen%20als%20weniger%20gestresste%20Personen.
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