Gesundheitsthema 7 – Wie ernähre ich mein Kind gesund?

Kinderernährung. Ein Thema, das für Eltern gleichermaßen mit idealistischen Wunschträumen, wie mit phänomenaler Verzweiflung verbunden ist. Denn: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Ein paar Tipps zu gesunder Kinderkost gibt's hier.

Eine ausgewogene Ernährung enthält alle Nährstoffe, die ein Kind zum Wachsen und Gedeihen braucht. Sie wirkt auch auf das kindliche Bewegungsverhalten und umgekehrt.

Das klingt erstmal ganz nett, oder? ^^
Aber alle Eltern, die ein sehr selbstbestimmtes Kind Zuhause haben, dass so gar nicht auf Obst und Gemüse steht, dafür aber leidenschaftlich gern trockene Nudeln knuspert, bekommen an der Stelle einen verzweifelten Lachanfall.

Aber vielleicht gehen wir erstmal vom Ideal aus und schauen uns an, was führende Expert*innen für eine ideale Kinderernährung empfehlen.

 

Was sollte ich über den Stellenwert der Ernährung wissen?

 

Eine gesunde Ernährung bildet eine wichtige Grundlage für das kindliche Bewegungsverhalten: Indem sie alle wichtigen Nährstoffe bereitstellt, liefert sie dem Kind die nötige Energie, die es für seine täglichen Aktivitäten, für sein Spiel und seine Bewegung, braucht.

 

Quelle: https://www.uni-giessen.de/de/ueber-uns/pressestelle/pm/pm70-16

 

Wenn sich ein Kind viel bewegt und aktiv ist, setzt es mehr Energie um und braucht demzufolge auch mehr davon. So reguliert die oft auch spielerische Bewegung durch ein gesundes Hunger- und Sättigungsgefühl auf natürliche Weise die Energieaufnahme des Kindes. Eine zu hohe Nahrungsaufnahme verbunden mit zu wenig Bewegung dagegen führt auf Dauer zu einer Gewichtszunahme und Übergewicht, die Kinder bewegen sich dann meist noch weniger und das Stressempfinden nimmt zu.

 

Wie ernähre ich mein Kind denn idealerweise?

 

Nach der Geburt eines Säuglings beginnt die Ernährung durch die Eltern.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Säuglinge in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Auch die Nationale Stillkommission (NSK) vertritt die Auffassung, dass ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten für die Mehrzahl der Säuglinge der Norm entspricht und als Ernährungsform für Säuglinge an erster Stelle stehen sollte.

Wenn das Stillen aber gar nicht möglich ist, gibt es als Alternative zum Stillen noch die industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung. Hier ist die Pre-Nahrung das Mittel der Wahl.

Empfohlen wird die Umstellung von Säuglings- auf Familienkost ab einem Jahr.

Das heißt, dass das Kleinkind ab diesem Zeitpunkt an den Mahlzeiten der Familie teilnehmen kann und auch kindgerechte Portionen des Familienessens ausprobieren kann. Hier ist oft auch die Ernährung der Eltern Vorbild für das Kind, denn unsere Kinder beobachten genau, wie wir als Eltern uns verhalten und lernen von uns.
Grundsätzlich gilt: wenn die Familienernährung ausgewogen und abwechslungsreich ist, deckt sie – in altersgerechten Mengen und Zubereitungen – den Bedarf des Kleinkindes.

 

 

 

Was mache ich nun mit Kindern, die sehr wählerisch sind?

 

Kleinkinder können phasenweise echt wählerisch beim Essen sein: Die einen essen nur trockenes Brot, andere verlangen ständig Nudeln ohne Soße und wieder andere sortieren Unerwünschtes fein säuberlich vom Teller. Neue Lebensmittel möchten sie nicht einmal probieren. Da ist die Sorge der Eltern um die Nährstoffversorgung ihrer Kinder vorprogrammiert.

Unweigerlich stellen wir (denn mein Kind gehört auch zu diesen Kids :)) uns die Frage:
Ist mein Kind trotzdem ausreichend versorgt? Und muss ich etwas tun, wenn mein Kind bestimmte Lebensmittel ablehnt?

Bis zum Alter von 2 Jahren sind die meisten Kinder sehr offen für neue Geschmackserfahrungen und probieren fröhlich, was ihnen von den Eltern angeboten wird. Danach beginnt zum Leidwesen vieler Eltern eine Phase, in der Kinder unbekannte Speisen häufig ablehnen. Diese Abneigung, auch Neophobie genannt, ist im Alter von 2 bis 6 Jahren am stärksten ausgeprägt.

 

 

Mit etwas Geduld geht sie meist von selbst vorüber. Die Ablehnung eines Lebensmittels hängt oft mit einem ungewohnten Geschmack oder der Textur zusammen.

Aber auch der Beginn der Trotzphasen der kindlichen Entwicklung spiegelt sich mitunter im Essverhalten wider. Üblicherweise beginnend ab dem 2. Lebensjahr und abklingend bis zum 6. Lebensjahr.
Auch alterstypische Autonomiebestrebungen zeigen sich im Essverhalten, insbesondere in Situationen, in denen dem Kind das Essen z.B. vorgegeben wird. Vielleicht möchte das Kind in der Situation selbstständig essen oder sich selbst heraussuchen, was es essen möchte.

 

Wie kann ich mein Kind für neue Speisen begeistern?

 

Erzwingen lässt sich hier gar nichts. Eltern sollten darauf vertrauen, dass Neugier, Gewöhnung und Freude beim Essen langfristig gewinnen.

 

 

Aber wir als Eltern können versuchen unsere Kinder über diese Neugierde für neue Speisen zu gewinnen, indem wir sie anders anbieten oder unsere Kinder in die Essensvorbereitungen mit einbinden.

Gemüse oder Obst lässt sich z.B. hervorragend in anderen Konsistenzen anbieten: roh und klein geschnitten, getrocknet oder gekocht und gebraten. Zum Dippen in Stückchen oder auch püriert in Form einer Suppe oder eines Smoothies. Mitunter ist auch die gefrorene und pürierte Form oder das Anrichten in Form von Ausstechfiguren für das Kind ansprechend. Hier ist die Kreativität der Eltern gefragt :).

Es kann auch helfen, sich gemeinsam mit dem Kind die einzelnen Lebensmittel mal genau anzuschauen, daran zu riechen und es mit den Händen fühlen. Das geht sowohl am Essenstisch oder eben praktischerweise in der Küche, wo Kinder altersgemäß in die Vorbereitung des Essens einbezogen werden können. Hier können auch Vorbehalte hinsichtlich unterschiedlicher Nahrungsmitteltexturen abgebaut werden, wie es beispielsweise bei Vollkornprodukten oft der Fall ist. [1]https://www.gesund-ins-leben.de/fuer-fachkreise/ernaehrung-und-bewegung-fuer-kleinkinder/nachgefragt/was-tun-wenn-kleinkinder-sehr-waehlerisch-beim-essen-sind/

 

 

Eltern sollten immer darauf achten, welche Signale ihr Kind aussendet. Wenn es zum Beispiel satt ist, wird es wenig Interesse haben, neue Lebensmittel kennenzulernen. Wenn das Kind die Mahlzeit beendet, werden keine Ersatzspeisen angeboten.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass sich Eltern vom Essensthema nicht stressen lassen. Eine positive offene Einstellung am Essenstisch und sich vor Augen zu rufen, dass kein Kind seine Eltern kränken möchte, nur weil es das zubereite Essen nicht probieren möchte, ist ein guter Anfang. Die Akzeptanz, dass jedes Kind sich  individuell entwickelt und es wichtig ist, dass wir und unseren Kindern die Zeit geben herauszufinden, was ihnen schmeckt und dass Neues auch sehr lecker sein kann, ist von enormer Bedeutung. Das Essverhalten wird sich mit der Zeit auch wieder normalisieren.

 

Ist Zucker für Kinder wirklich so schlimm?

 

Gummibärchen auf dem Spielplatz. Smarties in der Brotdose und 2 Kugeln Eis mit bunten Streuseln beim Lieblingseisladen. Darf das so oder riskieren wir die Gesundheit unserer Kinder, wenn eben nicht nur Vollkornsnacks und Gemüsesticks in die Kinderbäuche wandern?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) findet da klare Worte:
Kinder sollten weniger als zehn Prozent ihrer täglichen Energiezufuhr durch Zucker abdecken. Besser wäre eine Energiemenge von unter fünf Prozent.

Diesen Empfehlungen hat sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) angeschlossen.
Dazu zählt auch der Zucker, der Lebensmitteln zugesetzt wird sowie der Zuckergehalt in Honig und Säften. Fructose, also die Zuckerart, die in unverarbeitetem Obst steckt, rechnen die Mediziner dabei nicht dazu.

Maximal zehn Prozent klingt zunächst abstrakt. Eine einfache Empfehlung des Berufsverbands für Kinder- und Jugendärzte ist daher: Mehr als 25 Gramm Zucker pro Tag sollten es demnach für Kinder nicht sein. Das sind knapp sechs kleine Teelöffel.

Außerdem raten die Experten dazu, Zuckerzusatz in Speisen oder Getränken bei Säuglingen und Kleinkindern unter zwei Jahren komplett zu vermeiden. [2]https://www.aok.de/pk/magazin/familie/kinder/wieviel-zucker-am-tag-darf-mein-kind-essen/#:~:text=Eine%20einfache%20Empfehlung%20des%20Berufsverbands,sind%20knapp%20sechs%20kleine%20Teel%C3%B6ffel.

 

Eine kleine Übersicht darüber, wie viel Zucker in üblichen Lebensmitteln steckt:

 

 

In Deutschland sind 15 von 100 Kindern übergewichtig und sechs von 100 adipös. Dabei besteht eine große Abhängigkeit vom sozioökonomischen Status (KiGGS-Studie). Das Risiko der
Kinder für Adipositas ist um das 3,5-fache erhöht, wenn schon die Eltern betroffen sind.
Eine energiedichte Ernährung und der regelmäßige Verzehr von energiedichten verarbeiteten
Lebensmittelprodukten (hohe und häufige Zuckerzufuhr) erhöhen das Risiko für Übergewicht
und Adipositas. Damit steigt auch das Risiko für zahlreiche mit Übergewicht assoziierte Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 und kardiovaskuläre Erkrankungen sowie die Entstehung
von Zahnkaries. Für das Gesundheitssystem entstehen geschätzte 145 Milliarden Euro Lebenszeit-Krankheitskosten für die jetzt gerade in Deutschland lebenden übergewichtigen Kinder und Jugendlichen.[3]https://bvkj-store.fra1.digitaloceanspaces.com/files/Statement_Sigrid_Peter_BVKJ_finale_Version_2_7b3996abaa.pdf

 

Und dann ist da noch das Problem der mangelnden Bewegung.

 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Kinder und Jugendliche im Alter von 5–17 Jahren 60 Minuten körperliche Aktivität am Tag (WHO 2018). Die Ergebnisse der KiGGS-Studie (2. Befragungswelle) zeigen allerdings, dass nur etwa jedes vierte Mädchen und jeder dritte Junge in Deutschland diese Bewegungsempfehlung erfüllen (22,4 % der Mädchen; 29,4 % der Jungen) (Finger et al. 2018, S. 27).
Die Ergebnisse von GrundGesund bestätigen den Bewegungsmangel bei Grundschulkindern. Nach der schulärztlichen Untersuchung erhielten 35,4 % der Drittklässler/innen die Empfehlung, sich mehr zu bewegen.[4]https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Praevention/Berichte/BMG_Bestandsaufnahme_Bewegung_Kinder_und_Jugendliche_Langversion_bf.pdf

Vor diesem Hintergrund ist es nicht unerheblich, wie viel Zucker ein Kind täglich zu sich nimmt.

 

Das Fazit des Ganzen?

 

Bei einer ausgewogenen Ernährung kann ein maximaler Anteil von 10 % der täglichen Energiezufuhr aus Süßigkeiten und Knabbereien toleriert werden. Bei 4- bis 6-jährigen Kindern sind das maximal 150 kcal täglich. [5]https://www.fitkid-aktion.de/fileadmin/user_upload/medien/Flyer_Naschen_Knabbern.pdf

Um das mal faktisch greifbar zu machen:

  • 10 Gummibärchen (20 g) entsprechen 70 kcal.
  • 25 g Chips haben ungefähr 141 kcal
  • 200 ml Limonade (Fanta, Cola etc.) entsprechen ungefähr 84 kcal.

Je weniger Süßes, desto mehr Platz bleibt für nährstoffreiche Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Getreideprodukte.

Wenn ab und an mal dieser Grenzwert an einem Tag überschritten wird und dafür an den folgenden Tagen wieder auf den Zuckerkonsum geachtet wird, ist das sicherlich in Ordnung. Hier gilt wie überall: das Maß machts.

 

Anbei ein paar Tipps, die den Umgang mit Süßigkeiten erleichtern können:

 

  • Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind eine Ration für
    zwei Tage bis eine Woche fest. Innerhalb dieses Zeitraums entscheidet das Kind selbst, wie es sich seinen Vorrat aufteilt.
  • Süßigkeiten werden nur im Beisein der Eltern entnommen, so dass die Eltern den Überblick über den Konsum behalten können.
  • Eine spezielle „Nasch-Zeit“ kann helfen, z.B. als Nachtisch nach dem Essen
  • Planen sie bewusst Nachspeisen oder eine süße Zwischenmahlzeit am Nachmittag ein.
  • Süßes vor oder anstatt einer Mahlzeit zu essen, ist tabu.
  • Beugen Sie mit regelmäßigen Mahlzeiten dem Naschen vor.
  • Limonaden und Softdrinks sind die Ausnahme.
  • Kaufen sie nur wenige Süßigkeiten ein und sorgen Sie für attraktive Alternativen.
    Einigen Sie sich bereits vor dem Einkauf auf eine Kleinigkeit, damit Ihr Kind weiß, dass es
    auch ohne zu quengeln eine Süßigkeit bekommt.
  • Vermeiden Sie Sätze wie „Erst das Gemüse, dann gibt es etwas Süßes“, denn das erhöht den
    Stellenwert der Süßigkeit.[6]https://www.fitkid-aktion.de/fileadmin/user_upload/medien/Flyer_Naschen_Knabbern.pdf

Quellenangaben

Quellenangaben
1 https://www.gesund-ins-leben.de/fuer-fachkreise/ernaehrung-und-bewegung-fuer-kleinkinder/nachgefragt/was-tun-wenn-kleinkinder-sehr-waehlerisch-beim-essen-sind/
2 https://www.aok.de/pk/magazin/familie/kinder/wieviel-zucker-am-tag-darf-mein-kind-essen/#:~:text=Eine%20einfache%20Empfehlung%20des%20Berufsverbands,sind%20knapp%20sechs%20kleine%20Teel%C3%B6ffel.
3 https://bvkj-store.fra1.digitaloceanspaces.com/files/Statement_Sigrid_Peter_BVKJ_finale_Version_2_7b3996abaa.pdf
4 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Praevention/Berichte/BMG_Bestandsaufnahme_Bewegung_Kinder_und_Jugendliche_Langversion_bf.pdf
5, 6 https://www.fitkid-aktion.de/fileadmin/user_upload/medien/Flyer_Naschen_Knabbern.pdf
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2 Antworten

  1. Vollkommen einverstanden! Richtige Ernährung ist entscheidend für die Energie und die Aktivitäten eines Kindes. Eine ausgewogene Ernährung fördert ihr Spiel und ihre Bewegung.

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