Gesundheitsthema 8 – Wie beeinflusst die Umwelt unsere Gesundheit? – Teil 1

Die Klimakrise ist real. Das wissen wir nicht zuletzt durch den immerwährenden Einsatz von Greta Thunberg und Luisa Neubauer. Eine intakte Umwelt fördert eine gesunde Entwicklung der Menschen und ist neben den sozialen und ökonomischen Einflüssen eine wichtige Voraussetzung für gute Lebensqualität. Aber wo genau sind wir denn bedroht und welchen Einfluss hat die Umwelt auf unsere Gesundheit?

Reine Luft, ausreichendes und sauberes  Trinkwasser, eine intakte Natur – wir brauchen eine Umwelt, in der wir und auch die Tiere dieser Welt gesund leben können.

Im Leitbild der Ersten Europäischen Konferenz 1989 wurde dies gut zusammengefasst: „Jeder Mensch hat Anspruch auf eine Umwelt, die ein höchstmögliches Maß an Gesundheit und Wohlbefinden ermöglicht.“

Doch unsere Erde ist bereits erkrankt und die Umwelt an vielen Stellen aus dem Gleichgewicht geraten. Eine kranke Umwelt kann bei allen Spezies gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen: Natürliche Umwelteinflüsse, wie etwa die UV-Strahlung, aber auch vom Menschen verursachte Umweltbelastungen, wie Schadstoffe in der Luft, im Boden, im Wasser oder in Nahrungsmitteln, gefährliche Chemikalien oder Lärm, können unsere Gesundheit gefährden.

 

Was ist denn eigentlich die Umwelt?

 

Mit dem Wort Umwelt meint man zunächst die Umgebung, also alles, was um einen herum existiert. Umwelt ist aber deutlich mehr als das. Alle Lebewesen (Tiere, Pflanzen und Menschen) sind von ihrer Umwelt unmittelbar abhängig und umgekehrt. Die Umwelt verändert die Lebewesen und die Lebewesen verändern ihre Umwelt. Umwelt und Lebewesen haben viel miteinander zu tun. Heute meint man deshalb mit dem Wort Umwelt oft die gesamte Natur.

Den Ausdruck „Umwelt“ gibt es erst seit etwa 200 Jahren. Richtig wichtig wurde er aber erst in den Jahren nach 1960. Denn zu diesem Zeitpunkt wurde klar, dass die Menschen einen schlechten Einfluss auf die Umwelt ausüben. Insbesondere deshalb, weil sie die Umwelt verschmutzen: Abgase aus Autos und Heizungen verpesteten die Luft, Toilettenspülungen und Abwässer von Fabriken verdreckten die Flüsse, Seen und Meere. Seitdem beschäftigen sich immer mehr Menschen mit der Thematik des Umweltschutzes, um den negativen Einflüssen auf die Umwelt entgegenzuwirken.

Heutzutage spricht man auch oft von „Nachhaltigkeit“. Das bedeutet ganz einfach erklärt, dass man alles so tun sollte, dass es ewig so weitergehen könnte. In der Natur ist Nachhaltigkeit normal: Es gibt zum Beispiel den Wasserkreislauf, der nie aufhört. Tiere fressen Pflanzen. Ihr Kot ist Dünger für den Erdboden, wodurch wiederum neue Pflanzen wachsen können. Das kann ewig so weitergehen. Derzeit brauchen wir Menschen aber viel mehr Erdöl, Erdgas und andere Bodenschätze, als sie sich neu bilden können. Irgendwann werden also keine mehr da sein. Und vor allem verschmutzen wir mit diesem übermäßigen Verbrauch unsere Umwelt. Das ist nicht nachhaltig und nicht umweltgerecht. [1]https://klexikon.zum.de/wiki/Umwelt

 

Welche relevanten Gesundheitsrisiken gibt es denn in Deutschland im Zusammenhang mit der Umwelt?

 

In Deutschland bearbeitet das Umweltbundesamt diese Thematik. Das Thema „Umwelt und Gesundheit“ wird darüber hinaus auch gemeinsam mit nationalen Behörden und internationalen Organisationen wie der Europäischen Kommission, der Europäischen Umweltagentur und der Weltgesundheitsorganisation angegangen. Eine Plattform für diese behördenübergreifende, querschnittsorientierte Arbeit ist das „Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit“ (APUG) mit seiner Geschäftsstelle im UBA. Ziel ist es, Erkrankungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen, die durch Umweltbelastungen verursacht werden, zu vermeiden. Durch eine gesunde Umwelt soll die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen nachhaltig erhalten oder verbessert werden.

 

 

Ozon ist ein Reizgas. An Tagen mit hoher Ozonkonzentration leiden viele Menschen an Reizerscheinungen der Augen (Tränenreiz), Atemwegsbeschwerden (Husten) und Kopfschmerzen. Auffällig ist dabei, dass diese Reizungen weitgehend unabhängig von der körperlichen Aktivität auftreten. Ihr Ausmaß wird primär durch die Aufenthaltsdauer in der ozonbelasteten Luft bestimmt. Besonders nach reger körperlicher Aktivität im Freien wurde bei Schulkindern und Erwachsenen eine verminderte Lungenfunktion sowie eine Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit festgestellt. Glücklicherweise normalisieren sich diese körperlichen Einschränkungen oftmals innerhalb von 48h nach der letzten Exposition mit dem Ozon. Allerdings kann Ozon durch das erhöhte Atemvolumen, zum Beispiel bei körperlicher Anstrengung, tief in das Lungengewebe vordringen, dort dann das Gewebe schädigen und Entzündungen hervorrufen. Diese entzündlichen Veränderungen bilden im Gegensatz zur Veränderung der Lungenfunktionswerte nur teilweise zurück.

Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit dem Auftreten erhöhter bodennaher Ozonkonzentrationen assoziiert.

Eine hohe Lufttemperatur während Hitzeperioden kann ein zusätzliches Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung darstellen, denn bei sehr hohen Temperaturen kann das körpereigene Kühlsystem überlastet werden. Als Folge der Hitzebelastung können bei empfindlichen Personen (z.B. bei älteren Menschen, kranken Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen u.v.m.) Regulationsstörungen und Kreislaufprobleme auftreten.
Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Erschöpfung und Benommenheit.

Klimamodelle prognostizieren, dass sich die gesundheitlichen Risiken von Phasen mit erhöhter sommerlicher Luftverschmutzung – unter anderem mit Ozon – im Zusammenwirken mit sommerlicher Hitze zukünftig erhöhen werden. Zudem wird vermutet, dass sich beide Einzelbelastungen in ihrer Kombinationswirkung verstärken können. [2]https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/gesundheitsrisiken-durch-ozon#gesundheitliche-wirkungen

 

 

Der sich abzeichnende Rückgang der PM2,5-Belastung ist überwiegend auf die Minderungsmaßnahmen bei Emissionen aus stationären Quellen (Heizkraftwerken, Abfallverbrennungsanlagen, Haushalten / Kleinverbrauchern und diversen Industrieprozessen) und im Verkehrsbereich zurückzuführen (nähere Informationen zu Quellenanteilen an den Feinstaubemissionen finden sie hier). Trotz der insgesamt positiven Entwicklung bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend in den Folgejahren fortsetzen wird. Denn besondere und zeitlich befristete Einflussfaktoren, wie z.B. Witterungsbedingungen oder aktuell auch die Folgen der Corona-Pandemie, auf das Mobilitätsverhalten und die Emissionssituation können einen nennenswerten Einfluss auf die Höhe der jährlichen Feinstaubbelastung in Deutschland nehmen.

Im Jahr 2018 konnten rund 6 % der COPD-Krankheitslast, rund 7 % der Lungenkrebs-Krankheitslast, 11 % der Schlaganfall-Krankheitslast und rund 10 % der Krankheitslast ausgelöst durch ischämische Herzerkrankungen und 10 % der Diabetes mellitus Typ 2 Krankheitslast in Deutschland auf die Feinstaubbelastung zurückgeführt werden. [3]https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/gesundheitsrisiken-durch-feinstaub#indikator-krankheitslast-durch-feinstaub

 

 

Um die in Blut oder Urin gemessenen Schadstoffgehalte der Deutschen Umweltstudien zur Gesundheit und der Umweltprobenbank zu deuten, hilft die Kommission Human-Biomonitoring (Kommission HBM) des Umweltbundesamtes (⁠UBA⁠). Sie gibt dazu statistisch abgeleitete Beurteilungswerte – sogenannte Referenzwerte – an, sowie zwei gesundheitsbezogene Beurteilungswerte, die Human-Biomonitoring-Werte (HBM-Werte) I und II (vgl. Schulz et al. 2011). [4]https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/gesundheitsrelevante-schadstoffe-im-menschlichen#die-kommission-human-biomonitoring

 

 

Für  das Land Berlin wurde zum Beispiel ein „Umweltgerechtigkeitsmonitoring“ entwickelt, das über die sozialräumliche Verteilung gesundheitsrelevanter Umweltbelastungen und -ressourcen Auskunft gibt. Aktuelle Daten zeigen, dass es in der Stadt viele Gebiete gibt, die gleichzeitig Lärm- und Luftbelastungen aufweisen, einen Mangel an Grünflächen besitzen und eine hohe soziale Problemdichte (u. a. eine hohe Arbeitslosigkeit) haben und damit mehrfach belastet sind.

Menschen mit einem niedrigen sozialen Status sind in Deutschland öfter verkehrs- und industriebedingten Luftschadstoffen ausgesetzt als Menschen mit einem hohen Sozialstatus. Sie fühlen sich auch häufiger durch äußere Umwelteinflüsse belästigt. (Laußmann et al. 2013) und Gottschalk et al. 2011).

Zudem  sind diese Menschen sowohl subjektiv als auch objektiv mehr Lärm und insbesondere Straßenverkehrslärm im Wohnumfeld ausgesetzt als Menschen mit höherem Status. (Eurostat 2021),  (Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA), Schade 2014) und (Szombarthely et al. 2018).

Bundesweit repräsentative und regionale Studien zur sozialräumlichen Verteilung von Umweltressourcen in Deutschland zeigen, dass Menschen mit geringeren Einkommen und niedrigem Bildungsniveau häufig einen schlechteren Zugang zu Umweltressourcen wie Grün- und Freiflächen haben. (Rehling et al. 2021), (Wüstemann et al. 2017), (Schüle et al. 2017) und Berliner „Umweltgerechtigkeitsmonitoring“.

In Innenräumen ist die Situation komplexer. Die Qualität der Innenraumluft ist von vielen Faktoren abhängig, unter anderem von der Wohnungseinrichtung und dem Verhalten der Bewohnerinnen und Bewohner. Die Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen IV (GerES IV) des Umweltbundesamtes zeigt zum Beispiel deutlich, dass die Luft in Kinderzimmern von sozial schlecht gestellten Familien im Schnitt mehr Benzol pro Kubikmeter (m³) enthielten, als die Luft in Kinderzimmern von Familien mit mittlerem und hohem Sozialstatus. Benzol ist krebserzeugend und entsteht in Innenräumen, wenn Tabak geraucht wird. Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus waren auch deutlich häufiger Tabakrauch ausgesetzt, als Kinder aus besser gestellten Familien. Die Luft der Kinderzimmer von Familien mit hohem Sozialstatus ist stärker mit α-Pinen belastet. Das ist eine natürlich vorkommende Chemikalie, die aus Holz ausgast und vor allem bei Kindern die Atemwege und die Augen reizen kann.

Die Belastung durch Umweltschadstoffe ergibt ein uneinheitliches Bild.
Kinder mit einem niedrigen Sozialstatus haben im Mittel eine höhere Bleikonzentration im Blut als Kinder mit mittlerem oder hohem Sozialstatus. Das Schwermetall Blei kann bereits bei einer geringen Konzentration die Reifung des kindlichen Nervensystems beeinträchtigen.
Das Blut der Kinder mit höherem Sozialstatus ist höher mit polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet als das Blut von Kindern mit niedrigem Sozialstatus (Bandow et al. 2020). Der Grund hierfür ist das unterschiedliche Stillverhalten (die Stoffe werden beim Stillen mit der Muttermilch an das Kind weitergegeben). Der Anteil stillender Mütter ist in der oberen Sozialstatusgruppe am höchsten und die Stilldauer ist in dieser Gruppe am längsten. Zudem sind die Mütter mit hohem Sozialstatus tendenziell älter und haben daher im Laufe ihres Lebens bereits mehr PCB im Körper akkumuliert. Chlororganische Substanzen wie PCB werden vor allem über Lebensmittel tierischer Herkunft aufgenommen und können das Immunsystem sowie das Nervensystem schädigen. [5]https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/umwelt-gesundheit-soziale-lage#umweltassoziierte-erkrankungen.

 

Im 2. Teil der Gesundheit und Umwelt-Reihe soll es um Maßnahmen gehen, die ergriffen werden können, um die Umwelt zu erhalten und die Gesundheit zu fördern.

Quellenangaben

Quellenangaben
1 https://klexikon.zum.de/wiki/Umwelt
2 https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/gesundheitsrisiken-durch-ozon#gesundheitliche-wirkungen
3 https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/gesundheitsrisiken-durch-feinstaub#indikator-krankheitslast-durch-feinstaub
4 https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/gesundheitsrelevante-schadstoffe-im-menschlichen#die-kommission-human-biomonitoring
5 https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/umwelt-gesundheit-soziale-lage#umweltassoziierte-erkrankungen
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