Im Gespräch mit einer MTRA.

 

Stell dich unseren Lesern doch einmal vor. Wer bist du? Warum hast du dich für den Beruf der MTRA entschieden und wie lange bist du schon im Beruf tätig?

Mein Name ist Jennifer Niemann, ich bin 31 Jahre alt und arbeite seit 6 ½ Jahren als MTRA.

Ich habe mit 17 eine Ausbildung zur MFA (Medizinische Fachangestellte) gemacht und mir war nach der Ausbildung klar, dass ich noch etwas anderes machen möchte. Ich wollte im Gesundheitswesen bleiben, aber mehr Verantwortung übernehmen und direkten Patient*innenkontakt haben. Die erste Überlegung war, einfach einen Röntgenschein als MFA zu machen. Zur gleichen Zeit habe ich dann aber zufällig den Tipp von einer Patientin bekommen, eine Ausbildung zur MTRA zu machen. Daraufhin habe ich mich informiert und meine Ausbildung am Lette-Verein gemacht.

 

Warst du mit deiner Ausbildungssituation zufrieden? Was waren deine persönlichen Ausbildungshighlights?

Mit meiner Ausbildung war ich teils zufrieden, teils nicht. Ich hatte eine rein schulische Ausbildung mit insgesamt 40 Wochen an praktischen Einsätzen in 3 Jahren Ausbildungszeit. Das sehe ich im Nachhinein eher problematisch. Ich finde, dass Auszubildende möglichst zeitnah nach Ausbildungsbeginn Praxiserfahrungen sammeln sollten.

Man muss dazu sagen, dass nicht jede Schule das gleiche Ausbildungskonzept hat. Die Schulen dürfen die Ausbildung in vielen Teilen frei gestalten und strukturieren, sodass es auch viele Beispiele praxisorientierterer Ausbildungsstätten gibt.

Mein Ausbildungshighlight waren jedenfalls neben den 6 Wochen Schulferien im Sommer die ersten Röntgenbilder, die ich selbstständig gemacht habe. Strahlung auszulösen, war ein komisches und gleichzeitig aufregendes Gefühl. Und das Ergebnis davon zu sehen, hat mich ein wenig Stolz gemacht, weil es irgendwie etwas Besonderes für mich war.

 

Was macht deine tagtägliche Arbeit aus? Nimm uns einmal mit in deine Tagesstruktur am Arbeitsplatz und deine Lieblingstätigkeiten.

Ich arbeite an einer sehr großen und dementsprechend auch vom Untersuchungsumfang her weit gefächerten Klinik. Ich mag es zwar sehr, dass wir ein großes Spektrum an Untersuchungen haben, in der Praxis bedeutet das aber natürlich auch viel Arbeit.

Ich arbeite die meiste Zeit in der CT, der so genannten Computertomographie. Das ist auch gleichzeitig der Bereich, der mir persönlich am meisten Freude bereitet. Dort werden Patient*innen untersucht, indem mittels Röntgenstrahlen Teile des Körpers hochaufgelöst in Bildform dargestellt werden. Hier gibt es noch ganz viele unterschiedliche Untersuchungsmöglichkeiten, zum Beispiel mit oder ohne Kontrastmittel oder Untersuchungen, in denen beide Techniken miteinander kombiniert werden. Hiermit können dann nicht nur Knochen, sondern auch Organe und Blutgefäße differenziert dargestellt werden. Deswegen können wir in der CT auch von Kopf bis Fuß prinzipiell alles untersuchen. Ob ambulante, stationäre oder Patient*innen aus den Rettungsstellen – alles ist möglich.

 

Wie wichtig sind dir Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten?

Mir persönlich sind Fort- und Weiterbildung sehr wichtig, weil man nur hierdurch erlerntes, aber selten genutztes Wissen bewahren und sich gleichzeitig neues Wissen aneignen kann.  In der heutigen Zeit wird es jedoch durch Arbeitsverdichtung und stetigen Personalmangel immer schwieriger, solche Angebote während der Arbeitszeit wahrnehmen zu können.

 

Welche Tätigkeiten deines Arbeitsspektrums liegen dir am meisten?

Am meisten liegt mir das Arbeiten in der CT, weil mir die Arbeit dort nicht nur am meisten Spaß macht, sondern sie mich auch immer wieder fordert. Vor allem wenn die Untersuchungen etwas komplizierter sind und ich die Untersuchungsprotokolle von Hand anpassen muss, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Ab und zu ist es dort außerdem actionreich. Klar gibt es auch Tage, an den mir fast schon zu viel Action ist. Aber im Großen und Ganzen mag ich es wirklich gern dort.

 

Wenn du Fehler machst, hat das schwerwiegendere Folgen als in anderen Berufen. Wie gehst du mit dieser Verantwortung um?

Natürlich würde ich gerne sagen können, dass ich keine Fehler mache. Das wäre aber wahrscheinlich gelogen. Ich bin schließlich auch nur ein Mensch, der vor einer Maschine sitzt und für diese denken muss. In jedem Beruf im Gesundheitswesen sind Fehler schlecht, weil sie schlussendlich immer auf dem Rücken der Patient*innen ausgetragen werden. Jede Untersuchung birgt ein gewisses Risiko für die Patient*innen, im schlimmsten Fall geht es um Leib und Leben.

Das Wichtige an meinem Beruf ist daher, denke ich, dass man sich die Verantwortung immer vor Augen hält. Wir arbeiten beinahe jeden Tag mit Strahlung, sodass man sich ein wenig Respekt davor beibehalten sollte. Unsere Devise lautet: Doppelte Kontrolle bei allen Patient*innen. Leider können dennoch Fehler passieren. Gerade wenn ein Fehler passiert, wird alles dokumentiert und ich versuche, aus diesem Fehler zu lernen und das Beste daraus mitzunehmen, um ein erneutes Auftreten dieses Fehlers zu vermeiden.

 

Wie wichtig ist für dich Teamwork im Krankenhaus und was macht für dich ein gutes Team aus?

Teamwork ist das A und O im Krankenhaus. Man geht buchstäblich zusammen durch die Scheiße und genau da muss ich mich auf mein Team verlassen können.

Das wird bestimmt jeder von seinem Team behaupten, aber ich habe das beste Team auf diesem Planeten. Es läuft nicht immer alles rosig, aber wenn es hart auf hart kommt, stehen wir gemeinsam alles durch. Wir sind füreinander da, in guten wie in schlechten Zeiten. Ich hatte mich damals wegen des Teams dort beworben, wo ich jetzt arbeite, und bleibe auch in schweren Zeiten wegen dieses Teams.

 

Was sind für dich persönlich deine Wünsche an einen Arbeitgeber? Was muss ein Arbeitgeber in deinen Augen seinen Angestellten bieten können, damit diese sich wohl und wertgeschätzt fühlen?

Von einer Arbeitgeber*in wünsche ich mir grundsätzlich einen offenen, aber immer respektvollen Umgang. Schwierigkeiten im Arbeitsalltag sollten miteinander besprochen werden und nach Lösungen auf Augenhöhe gesucht werden. Auch sollten gegenseitig bestehende Wünsche und Ziele transparent kommuniziert werden. Dabei sollte die geleistete Arbeit wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Es sollten gemeinsam Freiräume für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung geschaffen und Verantwortung vertrauensvoll übergeben werden.

 

Wie nimmst du die Situation der MTRA‘s in Deutschland momentan wahr? Wo siehst du Probleme?

Als ersten Punkt würde ich sagen, dass mein Beruf noch sehr wenig bekannt ist. Selbst im Gesundheitswesen, sind wir kaum bekannt, obwohl wir immer irgendwie dabei sind. Hinzu kommt, dass zu wenig Leute ausgebildet werden, weil es schlicht zu wenig Ausbildungsstätten und Lehrer*innen gibt. Seit 2022 gibt es endlich eine Ausbildungsvergütung, was schon mal ein Schritt in die richtige Richtung ist. Durch das fehlende Wissen um diesen Ausbildungsberuf sowie die fehlenden Ausbildungsstätten hat sich in den letzten Jahren aber ein extremer Fachkräftemangel eingeschlichen. Das ist super schade, weil es ein wirklich toller und facettenreicher Beruf ist.

 

Erfährst du Wertschätzung in deinem Arbeitsalltag? Welche Art der Wertschätzung wünscht du dir?

Das Thema Wertschätzung gewinnt auch in unserem Job immer mehr an Bedeutung. Gerade durch eine zunehmende Arbeitsbelastung und dem Mangel an Personal bleibt im Alltag aber leider nur allzu selten Zeit dafür. Hier würde ich mir von allen Seiten mehr Bewusstsein für die Relevanz von Wertschätzung im Arbeitsalltag wünschen. Gleichzeitig nehme ich in der Gesellschaft eine schleichende Veränderung wahr, durch die die Menschen immer mehr dazu neigen, nur noch sich selbst wahrzunehmen und alles andere auszublenden. Das kann schnell zu Unverständnis für die Reihenfolge der Untersuchung und Behandlung von Patient*innen führen. Ich würde mir mehr Weitsicht und Offenheit von der Gesellschaft wünschen, mehr Verständnis auch für andere Menschen sowie Vertrauen in uns und unsere Arbeitsstruktur. Wir strukturieren uns stets nach Dringlichkeit und in einer brenzligen Situation möchte schließlich jeder vorgezogen werden. Ich wünsche mir dahingehend mehr Respekt, Ansehen und Empathie uns gegenüber.

 

Was wünschst du dir für die Zukunft im Hinblick auf deinen Beruf?

Ich wünsche mir, dass mehr Menschen von diesem Beruf erfahren, Interesse daran zeigen und sich vielleicht sogar für eine Ausbildung entscheiden. Es ist ein wirklich toller Beruf, wo Technik und Patientenversorgung Hand in Hand gehen.

 

Liebe Jenny, ich danke dir für deine Zeit und deine Mühe uns hier rein bisschen an deinem Arbeitsalltag teilhaben zu lassen.

Wer von Jenny gern noch mehr erfahren möchte, kann sie gern auf ihrem Instagram-Profil besuchen gehen.

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