Wenn die Nieren nicht mehr wollen - Vom ersten Anzeichen bis zur Dialyse - Teil 2-

Gesundheitsthema 10: Wenn die Nieren nicht mehr wollen – Vom ersten Anzeichen bis zur Dialyse. – Teil 2-

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Die Nieren. Solange sie einwandfrei funktionieren sind sie ein selbstverständlicher Teil unseres Körpers. Wir bemerken sie nicht, können sie weder fühlen noch sehen. Und doch sind sie in ihrer Funktion essenziell für den Körper und wir können ohne sie langfristig nicht überleben. Kann man mit kaputten Nieren überhaupt leben? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? All das erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.

Die Therapie von Nierenerkrankungen hängt von der Art der Erkrankung, dem Schweregrad, dem Stadium der Erkrankung und den individuellen Umständen des Patienten oder der Patientin ab. Ein multidisziplinärer Ansatz, der Nephrologen, Ernährungsberater, Diabetes-Spezialisten und andere Fachleute einbezieht, ist in vielen Fällen vorteilhaft. Grundsätzlich gilt immer, dass die frühzeitige Diagnosestellung und ein umfangreiches Krankheitsmanagement entscheidend sind, um das Fortschreiten von Nierenerkrankungen zu verlangsamen und Komplikationen zu minimieren.

 

Wie erfolgt die Diagnostik?

 

Für eine genaue Diagnose der Niereninsuffizienz führt der Facharzt zunächst ein Anamnesegespräch durch, gefolgt von einer körperlichen Untersuchung. Eine Blutuntersuchung stellt bestimmte Nierenwerte fest, welche im Zuge der Erkrankung erhöht im Blut vorliegen. Solche harnpflichtigen Substanzen sind Kreatinin und Harnstoff, welche durch die Niere aus dem Blut herausgefiltert werden sollten. Liegen diese Retentionswerte erhöht im Blut vor, muss von einer Funktionsstörung der Niere ausgegangen werden.
Durch Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) kann der Arzt feststellen, wie gut die Niere ihre Filterfunktion ausführt. Ist der Wert erniedrigt, liegt eine Niereninsuffizienz vor.[1]https://probanden.charite-research.de/niereninsuffizienz-symptome-therapie#:~:text=Durch%20Bestimmung%20der%20glomerul%C3%A4ren%20Filtrationsrate,Urinanalyse%20werden%20weitere%20Werte%20ermittelt.

 

Folgende Untersuchung sind zur Abklärung einer Nierenfunktionsstörung gängig:

 

Diagnostik ANV -Teil1-

 

Wenn diese beiden Untersuchungsmethoden noch keine eindeutigen Befunde ergeben, wir die Diagnostik um die Sonografie und eventuell sogar um eine Nierenbiopsie erweitert.

 

Diagnostik ANV -Teil2-

 

 

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es im Falle eines akuten Nierenversagens?

 

Time is Kidney. Wie bei den meisten Erkrankungen des Körpers, spielt der Zeitfaktor zwischen Entdeckung der Erkrankung und Therapiebeginn eine entscheidende Rolle. Je rascher die Diagnose eines akuten Nierenversagens gestellt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Behandlung.

Das akute Nierenversagen ist die häufigste und teuerste Nierenerkrankung im Krankenhaus und tritt aufgrund der vielfältigen Auslöser und prädisponierenden Faktoren in allen medizinischen Fachdisziplinen auf. Die Inzidenz des akuten Nierenversagens hat in den letzten 25 Jahren stetig zugenommen, wobei dies vor allem auf eine Zunahme multimorbider Patienten höheren Alters zurückgeführt wird. Das klinische Bild des akuten Nierenversagens reicht vom asymptomatischen laborchemischen Befund bis hin zu lebensbedrohlichen Komplikationen durch Hypervolämie sowie Entgleisungen des Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalts.[2]https://www.springermedizin.de/emedpedia/dgim-innere-medizin/akutes-nierenversagen-pathophysiologie-praevention-therapie-und-sonderformen?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54676-1_75
Die Behandlung eines akuten Nierenversagens hängt von der Ursache des Nierenversagens ab. Ist beispielsweise „nur“ der Abfluss des Urins aus der Blase behindert, so kann ein Blasenkatheter für erste Abhilfe sorgen. In der Mehrheit der Fälle wird Flüssigkeit in Form von Infusionen zugeführt. Bei einigen Nierenerkrankungen, die zu einem akuten Nierenversagen führen, sind aber auch spezifische Maßnahmen erforderlich.

Handelt es sich beispielsweise um eine Entzündung der Nierenkörperchen (sogenannte Glomerulonephritis), so kann eine künstliche Unterdrückung der Aktivität des Immunsystems (immunsuppressive Therapie) oder eine antibiotische Therapie notwendig werden. Ist die Nierenfunktion sehr stark eingeschränkt, kann auch ein Nierenersatzverfahren, in der Regel eine vorübergehende Hämodialyse, notwendig werden.

Gängige Therapien beim ANV beinhalten:

  • Die Blutdruckkontrolle:
    Bei vielen Nierenerkrankungen ist eine effektive Kontrolle des Blutdrucks entscheidend. Dies wird oft durch Medikamente erreicht, die darauf abzielen, den Blutdruck auf ein Niveau zu senken, das die Nieren schützt, aber auch hoch genug ist, um die Perfusion der Nieren aufrechtzuerhalten.
  • Die Blutzuckerkontrolle:
    Bei Patient*innen mit Diabetes ist die Kontrolle des Blutzuckerspiegels wichtig, um die Entstehung einer diabetischen Nephropathie zu verhindern oder zu verlangsamen.
  • Die proteinreduzierte Diät:
    Bei fortgeschrittenen Nierenerkrankungen kann eine proteinarme Ernährung notwendig sein um die urämische Toxizität zu reduzieren. Dadurch kann es zu einer Belastungsreduktion der Nieren kommen, was wiederum die Progression des ANV mildern kann. Damit kann die Belastung der Nieren reduziert werden und das Nierenversagen am Fortschreiten gehemmt werden.
  • Die Flüssigkeitskontrolle:
    In einigen Fällen, insbesondere bei Nierenversagen, kann eine Beschränkung der Flüssigkeitszufuhr erforderlich sein, um die Entstehung von Flüssigkeitsverschiebungen ins Gewebe zu vermeiden und dadurch Komplikationen wie das Lungenödem vorzubeugen.
  • Das Elektrolyt-Management:
    Die Kontrolle des Elektrolythaushalts, insbesondere von Natrium, Kalium und Phosphat, ist wichtig und wird oftmals durch Ernährungsanpassungen und Medikamente erreicht.
  • Die medikamentöse Therapie:
    Je nach Art der Nierenerkrankung können verschiedene Medikamente eingesetzt werden. Dazu gehören ACE-Hemmer oder Angiotensin-II-Rezeptorblocker zur Blutdruckkontrolle und zur Reduzierung der Eiweißausscheidung.

 

Wie unterscheidet sich die Therapie des chronischen Nierenversagens vom akuten Nierenversagen?

 

Die Therapie des akuten Nierenversagens (ANV) unterscheidet sich erheblich von der Therapie des chronischen Nierenversagens (CNV), da es sich um unterschiedliche Zustände mit verschiedenen Ursachen und Verläufen handelt. Die Therapieziele sind bei ANV und CNV unterschiedlich, da es beim akuten Nierenversagen oft darum geht, die akute Ursache zu beheben und lebensbedrohliche Zustände zu stabilisieren, während die Therapie beim chronischen Nierenversagen darauf abzielt, das Fortschreiten der Nierenschädigung zu verlangsamen und die Lebensqualität zu erhalten. Ein multidisziplinärer Ansatz, der Nephrologen, eine adäquate Ernährungsberatung, Diabetes-Spezialisten und andere Fachleute mit einbezieht, ist bei beiden Formen des Nierenversagens sinnvoll. Werden die Therapiemaßnahmen rechtzeitig und korrekt umgesetzt, kann das Stadium der terminalen Niereninsuffizienz um Jahre herausgezögert werden. Reichen diese Maßnahmen nicht mehr aus und die Nierenfunktion verschlechtert sich zunehmend, dann kommt es zu einer Harnvergiftung (Urämie).

 

Therapieaspekt Ernährung.[3]https://www.usz.ch/fachbereich/viszeral-und-transplantationschirurgie/angebot/chronische-nierenerkrankung/

 

Ernährung bei chronischem NV

 

Therapieaspekt Ursachenbehandlung.

 

Eine chronische Nierenerkrankung hat ihren Ursprung zumeist in einer vorangegangenen anderen Erkrankung wie beispielsweise einem Bluthochdruck oder einer Diabetes-Erkrankung. Und diese Erkrankungen gilt es, konsequent und ausreichend zu behandeln.

  • Gegen den Bluthochdruck gibt es wirksame Medikamente, zum Beispiel ACE-Hemmer oder Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten, welche die Nieren weniger belasten. Auch ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener, salzarmer Ernährung, viel Bewegung, sparsamem Alkoholkonsum und Rauchverzicht hilft bei der Blutdrucksenkung mit.
  • Diabetiker müssen darauf achten, dass Ihre Blutzuckerwerte gut eingestellt sind. Sie sollten weder zu hoch noch zu niedrig sein. Für Typ-2-Diabetiker gibt es blutzuckersenkende Tabletten und – wenn diese nicht ausreichen – Insulin. Auch hier hilft ein gesunder Lebensstil dabei mit, die Blutzuckerwerte zu normalisieren.
  • Bei Glomerulonephritiden sind die Nierenkörperchen mit dem Gefässknäuel entzündet. Hier setzen Ärztinnen und Ärzte entzündungshemmende Medikamente ein, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva). Beispiele sind Kortison oder Cyclophosphamid.

 

Mit abnehmender Nierenfunktion, nehmen die Beschwerden mit denen die Betroffenen zu tun haben, immer weiter zu. Aus diesem Grund ist ein großer Teil der Therapie des chronischen Nierenversagens dem Beschwerdemanagement gewidmet.[4]https://www.usz.ch/fachbereich/viszeral-und-transplantationschirurgie/angebot/chronische-nierenerkrankung/

 

Beschwerden beim chronischen NV

 

Was passiert, wenn die Nieren so krank sind, dass sie ihren Dienst einstellen?

 

Wenn die Nieren zunehmend ihren Dienst einstellen, ist eine Blutwäsche (Dialyse) notwendig. Dabei übernimmt ein externes Dialysegerät die Reinigung des Blutes von Abfall- und Giftstoffen. Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten der Dialyse: Die häufig eingesetzte Hämodialyse oder die Blutwäsche zu Hause (Bauchfell- oder Peritonealdialyse). Beide haben Vor- und Nachteile, die wir in einem gesonderten Blogbeitrag nochmal im Detail erklären werden.

Bei einem Nierenversagen ist die Nierentransplantation eine Möglichkeit. Allerdings sind Spenderorgane in vielen Ländern knapp, so auch hierzulande. So stehen viele Patientinnen und Patienten, die eine neue Niere bräuchten, auf der Warteliste für ein neues Organ. Es gibt auch die Möglichkeit einer Lebendnierenspende. Dafür müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.

Eine Nierentransplantation läuft über mehrere Stufen ab, in der Regel sind das[5] … Continue reading:

  • Wartezeit (in Deutschland meist 8-10 Jahre)[6]https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/langere-lebensdauer-fur-spendernieren-8733.php#:~:text=Acht%20bis%20zehn%20Jahre%20warten,versagen%20nach%20durchschnittlich%2015%20Jahren.
  • Vorbereitung und operativer Eingriff,
  • die erste Zeit nach der Operation,
  • der Weg in das neue Leben.

 

Doch auch wer das Glück hatte ein Transplantat zu erhalten ist nicht zwangsläufig gesundheitlich wiederhergestellt. Spenderorgane funktionieren im Durchschnitt 15 Jahre und versagen dann, was eine erneute Transplantation notwendig machen würde. Zudem ist auch nicht immer garantiert, dass der eigene Körper das Spenderorgan problemlos annimmt. Und wie bei jeder anderen Operation auch, kann es im Verlauf zu Entzündungen, Infektionen oder Wundheilungsstörungen kommen. Da Transplantationspatient*innen aber immer immunsupprimiert sind, fallen jedwede Infektionen deutlich schwerer ins Gewicht, als bei Patient*innen mit nicht supprimiertem Immunsystem.

 

Wenn du mehr über den Ablauf oder die Voraussetzungen für eine Organspende wissen möchtest, kannst du das in diesen Blog-Beiträgen nachlesen:

Quellenangaben

Quellenangaben
1 https://probanden.charite-research.de/niereninsuffizienz-symptome-therapie#:~:text=Durch%20Bestimmung%20der%20glomerul%C3%A4ren%20Filtrationsrate,Urinanalyse%20werden%20weitere%20Werte%20ermittelt.
2 https://www.springermedizin.de/emedpedia/dgim-innere-medizin/akutes-nierenversagen-pathophysiologie-praevention-therapie-und-sonderformen?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54676-1_75
3, 4 https://www.usz.ch/fachbereich/viszeral-und-transplantationschirurgie/angebot/chronische-nierenerkrankung/
5 https://www.leading-medicine-guide.com/de/behandlung/nierentransplantation#:~:text=dieses%20Video%20anzusehen.-,Wann%20und%20durch%20welche%20Erkrankungen%20ist%20eine%20Nierentransplantation%20n%C3%B6tig%3F,Nieren%20nicht%20mehr%20ausreichend%20funktionieren.&text=schwere%20Verletzungen.
6 https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/langere-lebensdauer-fur-spendernieren-8733.php#:~:text=Acht%20bis%20zehn%20Jahre%20warten,versagen%20nach%20durchschnittlich%2015%20Jahren.
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