Welt-Poliotag 2023

24.10.2023 Welt-Poliotag

Poliomyelitis. Nicht heilbar und mit fatalen Folgen. Doch was genau macht diese Krankheit aus? Und gibt es die heutzutage überhaupt noch? All das erfahrt ihr hier.

Was heißt eigentlich „Polio“?

Die Abkürzung Polio steht für die Poliomyelitis, auch Kinderlähmung genannt.
Die Kinderlähmung wird durch Enteroviren (Poliovirus Typ 1, Typ 2 und Typ 3) verursacht, welche durch Schmierinfektion, das heißt durch Berührungen, übertragen werden. Auch eine Übertragung über die Atemluft als so genannte Tröpfcheninfektion oder über durch Fäkalien verunreinigtes Wasser ist möglich. Schlechte hygienische Bedingungen begünstigen die Übertragung.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Kinderlähmung weltweit verbreitet. Durch den breiten Einsatz von Impfstoffen, konnte sie in Europa allerdings zurückgedrängt werden.
Seit 1988 hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die globale Eradikation der Polio zum Ziel gesetzt. Weltweite Impfprogramme führten seitdem zu einem erheblichen Rückgang der gemeldeten Poliofälle. Im Jahr 2004 konnte im Vergleich zu 1988 eine weltweite Reduktion der Poliofälle um 99% erreicht werden. Drei WHO-Regionen (Amerika (1994), Westpazifik (2000) und Europa (2002)) wurden bereits als poliofrei erklärt. Nur noch einige wenige Gebiete in Asien und Afrika (z.B. Pakistan, Nigeria und Afghanistan) weisen Poliofälle auf und führen zu Reimporten in vormals poliofreie Gebiete, auch in die WHO Region Europa (Tadschikistan, Russische Föderation, Turkmenistan, Kasachstan) und nach China. [1]https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Praevention/elimination_01.html

 

Polio-Ansteckung

 

 

Können denn nur Kinder diese Infektion bekommen?

 

Anders als der deutsche Begriff Kinderlähmung es vermuten lässt, können nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene erkranken. Der Name Kinderlähmung ist entstanden, weil die Krankheit bis in die 1960er-Jahre weltweit so verbreitet war, dass der Kontakt mit dem Erreger bereits im Kindesalter, meist vor dem fünften Lebensjahr, erfolgte. Die letzte große Erkrankungswelle trat 1960/1961 mit mehr als 9.000 registrierten Lähmungsfällen in der Bundesrepublik Deutschland auf.
Daraufhin startete 1962 in der Bundesrepublik unter dem Motto “Schluckimpfung ist süß – Kinderlähmung ist grausam” eine große Impfaktion, während in der DDR bereits 1960 erfolgreich mit systematischen Impfungen begonnen wurde.

 

Wie macht sich eine Polioinfektion bemerkbar?

 

Bei vielen Personen verläuft eine Ansteckung ohne Krankheitszeichen oder mit milden allgemeinen Symptomen wie Fieber, Schluckbeschwerden, Kopf- und Gliederschmerzen und/oder Übelkeit und Erbrechen. Auch diese Personen sind jedoch ansteckend und tragen maßgeblich zur Weiterverbreitung des Virus bei.[2] … Continue reading

Ungefähr 4 bis 8% der Betroffenen klagen 6 bis 9 Tage nach der Ansteckung für 1 bis 3 Tage über Beschwerden, zu denen Fieber, Übelkeit, Durchfall, Magen-, Muskel-, Kopf- und Halsschmerzen gehören. Die Symptome erinnern eher an eine Grippe. Zellen des Zentralen Nervensystems (ZNS) sind nicht angegriffen. Diese Polioform wird abortive Poliomyelitis genannt.


Werden Zellen des zentralen Nervensystems befallen, kommt es entweder zur so genannten nicht-paralytischen oder zur paralytischen Form der Kinderlähmung.

Die nicht-paralytische Form Bei 1 bis 2% der Patienten kommt es nach 3 bis 7 Tagen zu hohem Fieber, Rückenschmerzen, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit, Nackensteifigkeit, Kopfschmerzen und Muskelkrämpfen. Die Symptome ähneln einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Hier spricht man von einer nicht-paralytischen Form der Poliomyelitis. Vermehrt sind weiße Blutkörperchen und manchmal ein erhöhter Proteinspiegel im Hirnwasser (Liquor) nachweisbar. Das ZNS ist infiziert. Da die Erkrankung zumeist vollständig ausheilt ist die Prognose hier gut.

Bei zirka einem von 200 Infizierten (0,1 bis 1% der Betroffenen) kommt es zu einer paralytischen Poliomyelitis mit schlaffen Lähmungen. Die Lähmungserscheinungen setzen erst später ein und beginnen meist an den Beinen. Sie können bei fortschreitender Erkrankung auf die Arme und schließlich auf die Atemmuskulatur übergreifen. Das selbständige Atmen kann unmöglich werden und damit eine lebenslange künstliche Beatmung notwendig machen. Die Lähmungen können auch bis zum Tod führen.
Nach Abklingen der akuten Phase der Kinderlähmung bleiben oft Dauerschäden. Muskeln, die zu diesem Zeitpunkt gelähmt sind, werden selten wieder vollkommen funktionstüchtig. Es steht keine ursächliche Therapie zur Verfügung.

Jahre bis Jahrzehnte nach einer Kinderlähmung kann es zu einem Post-Polio-Syndrom mit Müdigkeit, Muskelschwäche, Schmerzen und Lähmungen kommen.

Die einzige wirkungsvolle Maßnahme ist die Prävention.

 

Anfang der 1950er Jahre entwickelte der amerikanische Bakteriologe Jonas Edward Salk einen Impfschutz durch dreimalige Injektion aus abgetöteten (inaktiven) Polioviren aller drei Erregertypen. 1955 wurde die von dem Mediziner Albert Bruce Sabin entwickelte Schluckimpfung mit wirksamem Lebendimpfstoff auf einem Stück Zucker in den USA freigegeben und seit 1960 auch in der DDR und seit 1962 in der BRD verabreicht. Nach Einführung der Schluckimpfung gingen die Erkrankungszahlen schlagartig zurück. Die Schluckimpfung hatte sich über viele Jahre durchgesetzt, weil sie einfacher zu handhaben und preisgünstiger war als die Injektion.

1990 und 1992 wurden die letzten insgesamt drei Erkrankungen in Deutschland gemeldet. Allerdings kam es nach Impfungen weiterhin jährlich zu ein bis zwei Fällen paralytischer Poliomyelitis, die durch die geimpften Lebenderreger verursacht wurden.

Um dies zu vermeiden, werden daher in Deutschland seit 1998 – gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut – inaktivierte Polio-Vakzine (IPV) als Injektion eingesetzt. Dadurch können selbst Menschen mit einer Immunschwäche geimpft werden.[3] … Continue reading

 

Wofür gibt es nun den Welt-Poliotag?

Der Aktions- und Gedenktag wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 1988 ins Leben gerufen. Hintergrund für den Tag ist die weltweite Kampagne der WHO zur Ausrottung von Polio Global polio eradication initiative (GPEI).

In der Vergangenheit lag der Welt-Poliotag auf dem 28. Oktober. Das Datum wurde gewählt, weil der Entwickler des ersten Impfstoffs gegen Polio (Kinderlähmung), Jonas Salk, an diesem Tag geboren worden ist.

Bis heute ist die Poliomyelitis weltweit nicht komplett ausgerottet. Ziel des Weltpoliotages ist es, jährlich über die Wichtigkeit von Prävention durch Impfung aufzuklären, Impfstrategien zu vermitteln und Neuinfektionen durch gute Wissensvermittlung schnellstmöglich wieder einzudämmen.

 

Good-To-Know

 

Habt ihr Erfahrungen mit Polio gemacht? Oder kennt ihr Menschen, die Polio hatten oder haben?

Quellenangaben

Quellenangaben
1 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Praevention/elimination_01.html
2 https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Kinderl%C3%A4hmung-(Poliomyelitis).html#:~:text=Die%20Kinderl%C3%A4hmung%20wird%20durch%20Enteroviren,F%C3%A4kalien%20verunreinigtes%20Wasser%20ist%20m%C3%B6glich.
3 https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/kinderlaehmung-poliomyelitis/was-ist-kinderlaehmung-poliomyelitis/#:~:text=Anders%20als%20der%20deutsche%20Begriff,vor%20dem%20f%C3%BCnften%20Lebensjahr%2C%20erfolgte.
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