Buchrezension: „Karl wird Krankenschwester“.

In dieser Kategorie möchten wir euch Bücher von Kolleg:innen der Pflege vorstellen und nahebringen. Revisionen sind niemals wertfrei, sondern immer in Produkt der eigenen Empfindungen und des eigenen Verständnisses. Insofern gibt's hier eine emotionale und persönliche Einschätzung meinerseits. Viel Spaß :).

Heute möchte ich euch das Kinderbuch „Karl wird Krankenschwester“ von Gesundheits- und Krankenpflegerin Vanessa Hintze und Lehrerin Merle Tounsi vorstellen.

 

 

Worum geht es in diesem Buch?

In diesem Buch für Kinder darf Grundschüler Karl seine Tante Fritzi im Rahmen eines Schulprojektes zur Arbeit begleiten, um etwas über den Beruf seiner Tante zu erfahren. Karls Tante arbeitet als Pflegefachkraft in einem großen Krankenhaus auf einer peripheren Normalstation. Dort lernt er nicht nur Tante Fritzis Kolleg:innen der Pflege kennen, sondern auch. Tante Fritzi erklärt Karl, wie die Berufsbekleidung der Pflegefachkräfte heißt, nimmt Karl mit in die pflegerische Übergabe, erläutert, warum der Begriff Krankenschwester heute eigentlich nicht mehr zeitgemäß ist und lässt Karl auch in der direkten Patientenversorgung Erfahrungen sammeln. Sie erklärt ihm, warum die zeitnahe Dokumentation in der Pflege einen so hohen Stellenwert hat und übersetzt ihm auch spezifische Fachwörter aus dem Berufswortschatz. Am Ende eines turbulenten Tages in der pflegerischen Berufspraxis ist Karl so angetan von der Arbeit, dass er überlegt, ob er auch Pflegekraft werden möchte, wenn er groß ist. “

Als besonderes Highlight, wartet auf den letzten 2 Seiten des Buches auf die kleinen Leser noch ein Ausmalbild, um selbst zu illustrieren, wie für sie die Pflege aussehen könnte.

 

Ich habe Vanessa, eine der beiden Autorinnen des Kinderbuches, gefragt: Vanessa, warum habt ihr dieses Buch geschrieben?

 

Fotocredits: Kamil Albrecht

„Spätestens seit der Corona Pandemie ist den meisten Menschen bewusst geworden wie gesellschaftlich relevant Pflegekräfte sind. Doch so richtig weiß niemand etwas über die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Es kursieren viele Vorurteile, Klischees und Fehlinformationen über uns und unsere Tätigkeiten. Das will dieses Buch langfristig ändern, indem „das richtige Bild“ einer Pflegefachkraft schon den Kleinsten vermittelt wird.
Zugleich wirbt es für einen anspruchsvollen und zukunftssicheren Beruf. Der Pflegenotstand ist kein Geheimnis, doch nur zu hoffen, dass sich etwas verändert, ohne selbst aktiv zu werden, ist wie am Bahnsteig zu stehen und dort auf ein Schiff zu warten.“

 

Es folgt: meine persönliche Meinung zum Buch.

Die Pflege braucht Nachwuchs. Das ist glasklar und dürfte auch für alldiejenigen, die mit dem Pflegeberuf nichts zu tun haben, keine neue Erkenntnis sein. Der Gedanke gerade bei den Kleinsten unserer Gesellschaft damit zu beginnen, für unseren Beruf zu werben, trifft bei mir auf große Gegenliebe. Nicht nur, weil ich selbst auch glaube, dass die breite Gesellschaft kein modernes und zeitgemäßes Bild von den Aufgaben und Tätigkeiten einer Pflegefachperson hat, sondern weil der Pflegeberuf wundervoll sein kann und ich mir wünsche, dass diese Message wieder breiteren Zugang in die Köpfe der Menschen erhält. Abgesehen davon bin ich selbst Mutter und freue mich sehr darüber, wenn mein Sohn mir erklärt, dass man nicht mehr „Krankenschwester“, sondern „Pflegefachkraft“ sagt.

 

Dieses Buch, dessen wunderschöne Illustrationen von Mediendesignerin Samira Heckmann stammen, zeigt auf vielfältige und diverse Weise, wie easy es sein kann, den Pflegeberuf professionell und dennoch einfach zu beleuchten. Figuren diverser Ethnien finden in diesem Kinderbuch zusammen, ganz so, wie sich die verschiedenen Lebensrealitäten auch in unserer Gesellschaft, in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen abbilden. Es werden keine Klischees bedient und sogar an Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche wurde durch die Verwendung einer genau für diese Menschen entwickelten Schriftart gedacht. Die Sprache ist klar und leicht gewählt, wodurch der Inhalt kindgerecht an den jungen Leser oder Zuhörer weiter transportiert wird. Mir persönlich gefällt, dass als Handlungsort das normalstationäre Setting gewählt wurde, denn dieses bildet die Grundlage im Krankenhaus. Und hier verbringen auch die Auszubildenden in der Pflege die meiste Zeit der Praxis. Toll ist auch, dass nicht die Sinnbilder der Pflege abgebildet wurden, die gesamtgesellschaftlich oft noch so verankert sind. Beispielsweise das Kaffeekränzchen unter Kolleg:innen oder der Umgang mit den Ausscheidungen eines Menschen. Zudem finde ich schön, wie gut herausgestellt wird, dass der kleine Karl stolz auf seine Tante zu sein scheint, weil sie im Umgang mit den Aufgaben ihres Berufes so sicher und kompetent erscheint (beispielsweise in der Situation des Tabletten Stellens).

Natürlich könnte man jetzt monieren: Aber der Pflegeberuf umfasst doch noch viel mehr Aufgaben. Aber derjenige sei daran erinnert, dass wir hier ein Kinderbuch vor Augen haben und kein Fachbuch zur Jobakquise. Und wer weiß, vielleicht kehrt Karl ja eines Tages noch einmal zurück in die Klinik und erlebt noch mehr. 🙂

Ich lese meinem Sohn diese Geschichte oft vor und er fragt jedes Mal an anderen Stellen nach. Und genau das ist es, was dieses Buch schafft: es regt auf kindgerechte Weise das Interesse am Pflegeberuf an und vermittelt schon den Kleinsten unserer Gesellschaft ein buntes Bild aus dem Beruf der Pflegefachkraft.

 

Wenn ihr euch noch mehr Eindrücke zu dem Buch holen wollt, könnt ihr das auf der eigens dafür erstellten Website tun: https://www.krankenschwesterkarl.de/ .
Und hier könnt ihr das Buch für 12,90 EUR erwerben.

 

Ich bedanke mich bei Vanessa für die Bereitstellung des Bildmaterials zum Buch.
Viel Spaß an euch alle beim Lesen :).

 

 

 

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