Fastenzeit - Eine Zeit des Verzichts in den Weltreligionen

Die Fastenzeit – Eine Zeit des Verzichts in den Weltreligionen.

Die Fastenzeit ist eine Zeit der Besinnung und der spirituellen Erneuerung und wird von vielen Gläubigen in Deutschland jedes Jahr mit Hingabe und Tradition begangen. Wer wann fastet und vorallem warum, versuchen wir in diesem Beitrag zu klären.

Fasten ist in allen Kulturen, Weltreligionen und auch bei einigen Naturvölkern verbreitet. Schon die alten Ägypter und die alten Griechen , wie zum Beispiel Pythagoras oder der Philosoph Platon, sollen gefastet haben, um die Sinne zu schärfen und auch der Gesundheit zuliebe. Gläubige fasten, um Buße zu tun und ihrem Gott näher zu sein.
In allen heiligen Schriften der Religionen ist vom Fasten die Rede. Moses fastete 40 Tage, als er auf dem Berg Sinai die zehn Gebote empfing.[1]Exodus 24:12-1831:18 Jesus wanderte 40 Tage und Nächte durch die Wüste und fastete, um zu sich selbst und Gott zu finden [2] … Continue reading. Der Teufel versuchte ihn zu verführen, scheiterte aber. Die Fastenzeit des Ramadan erinnert an die Offenbarung des Korans durch den Erzengel Gabriel an den Propheten Mohammed. Das geschah nach dem islamischen Glauben im Jahr 610 – und zwar am 27. Tag des Ramadan.[3]https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-mohammed-prophet-stifter-begruender-islam-100.html

Unzählige alte Predigten, Flugschriften und theologische Abhandlungen verdeutlichen, wie streng die Kirche ihre Gläubigen zeitweise hat fasten lassen. Bis zu 130 Fastentage schrieb das Christentum den Gläubigen im Mittelalter vor. Neben Fleisch galt es auf Milchprodukte, Eier und Wein zu verzichten. Und ganz grundsätzlich weniger zu essen. Die Not machte immer wieder erfinderisch: Mönche brauten etwa Starkbier, das ihnen durch die Fastenzeit half. Vögel und Wassertiere wie der Biber wurden kurzerhand als Fisch deklariert, der gegessen werden durfte.[4] … Continue reading

 

In welchen Weltreligionen wird heutzutage noch regelmäßig gefastet?

 

Im Christentum dauert die Fasten- oder Passionszeit von Aschermittwoch bis Ostern. In dieser Zeit soll sich der Mensch durch Enthaltsamkeit neu besinnen, Buße tun und die Nähe zu Gott suchen. Die Regeln des Fastens sind heutzutage allerdings nicht mehr streng gefasst. [5]https://www.alimentarium.org/de/fact-sheet/die-christliche-fastenzeit Jeder Christ/jede Christin kann für sich selbst entscheiden, wie er oder sie die Fastenzeit gestalten möchte. Nur am Aschermittwoch und Karfreitag ist Katholiken der Verzicht auf Fleisch und Alkohol empfohlen.

Seit vielen Jahren ruft die evangelische Kirche ihre Kirchenmitglieder zur Fastenaktion „7 Wochen ohne“ auf. In dieser Aktion geht es jedoch nicht nur um den Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Ungesundes. Es geht vielmehr darum, eigene Angewohnheiten zu überdenken und den eigenen Lebensstil zu reflektieren. 7 Wochen voller Perspektivwechsel sozusagen.

Früher wurde die Adventszeit in den Ostkirchen noch zum Fasten und im Sinne der körperlichen und geistigen Vorbereitung auf das Weihnachtsfest genutzt. Heute gibt es das Adventsfasten jedoch nicht mehr.[6]https://de.wikipedia.org/wiki/Philippus-Fastenzeit

Aus dem Christentum sind zudem noch zwei feste Fastentage in der Woche bekannt, die sich zum Teil auch bis in die heutige Zeit gehalten haben: Mittwochs wurde gefastet, weil Judas Jesus an diesem Tag verraten haben soll und das Freitagsfasten erinnerte an Jesus‘ Kreuzigung. Während das Mittwochsfasten verloren ging, hat der Brauch, freitags kein Fleisch zu essen, bis heute in manchen Haushalten überlebt.

 

Die orthodoxe Kirche verlangt ihren Gläubigen ein strengeres Fasten ab. Vier mehrwöchige Fastenzeiten gibt es im Kirchenjahr: sieben Wochen in der Passionszeit, das Apostel-Fasten eine Woche nach Pfingsten, das Koimesis-Fasten im August und das Advent-Fasten von Mitte November bis zum 24. Dezember. Außerdem wird an jedem Mittwoch und Freitag gefastet. An allen Fastentagen sind Fleisch, Eier und Milchprodukte verboten, an strengen Fastentagen auch Fisch, Wein und Öl. Das Fasten ist mit intensivem Gebet verbunden.[7]https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/essen/fasten/pwiereligioesesfasten100.html#:~:text=Todestag%20der%20Eltern.-,Christentum,aber%20keine%20strengen%20Regeln%20mehr.

 

Im Judentum gibt es über das Jahr verteilt mehrere Fastentage: vor Purim, vor Pessach, an Jom Kippur und Tischa beAv.
Die jüdische Gemeinschaft fastet je nach Anlass unterschiedlich lang und verzichtet auf verschiedene Dinge, aber generell fasten Jüd:innen nicht länger als 25 Stunden am Stück. So gehört zum Fasten vor dem Versöhnungstag Jom Kippur weder zu essen noch zu trinken, der Verzicht auf Geschlechtsverkehr, kein Autofahren und kein Baden oder Schminken. Das Fasten dient auch hier dazu, wie im Islam und im Christentum, eine nahe Verbindung zu Gott herzustellen. Am Trauertag Tischa BeAv gelten ähnliche Vorschriften wie am Jom Kippur. An den sieben Tagen vor Pessach verzichten viele Jüd*innen auf gesäuerte Speisen.[8] … Continue reading

 

Im Gegensatz zu den anderen Weltreligionen gibt es für die Gläubigen des Buddhismus keine fest definierten Fastentage. Vielmehr gilt das Fasten als Grundeinstellung für das körperliche und geistige Wohlbefinden. Extreme wie Völlerei oder Hunger lehnte Buddha ab. Vielmehr lehrte er den Weg der Mitte. Laut buddhistischer Überzeugung erleichtert weniger essen den Weg zum inneren Frieden und der Erleuchtung.[9] … Continue reading

 

Im Islam ist das Fasten eine Form des Gottesdiensts. Das Fasten im Monat Ramadan gehört zu den sogenannten fünf Säulen des Islam, also zu den Hauptpflichten, die ein Muslim als Gottesdienst durchführt. Die anderen Säulen sind das Bezeugen der Einheit Gottes und der Prophetenschaft Muhammads, das täglich fünfmalige Gebet, die Wallfahrt nach Mekka und das Entrichten der Zakat.

Die 5 Säulen des Islam

 

Muslime fasten im neunten Monat des islamischen Mondjahres, das elf Tage kürzer als das Sonnenjahr ist. Dadurch rückt der Ramadan von Jahr zu Jahr einige Tage nach vorn. Das Fasten im Islam hat eine innere und eine äußere Dimension. Nach außen hin verzichten Muslime für 30 Tage zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang auf essen, trinken, rauchen und Geschlechtsverkehr. Das Fasten ist jedoch mehr als der Verzicht auf jegliche Nahrungsaufnahme. Vielmehr sind Muslime angehalten, mit all ihren Sinnen zu fasten, indem sie bewusster leben, über ihr Leben reflektieren und die Beziehung zu Gott intensivieren.[10]https://www.al-nour.de/index.php/de/item/35-ramadan Durch die Selbstbeherrschung, die der Verzicht auf Essen fordert, sollen sich fastende Muslime aufs Wesentliche konzentrieren: die Barmherzigkeit gegenüber Armen und Schwachen, die Unterstützung anderer Fastender und das Zwiegespräch mit Allah.

 

Welche Bedeutung hat das Fasten abseits der Religion?

Aufs Smartphone verzichten, auf Süßigkeiten, auf Kaffee, auf Alkohol und Zigaretten? Nur noch zu bestimmten Zeiten essen? Nicht mehr shoppen und stattdessen den Schrank entrümpeln? Das alles nennt sich Detox, Minimalismus – oder auch Fasten. In der säkularen, nicht-religiösen Welt funktioniert das inzwischen prima und wird alle Nase lang sogar zum Trend.

Doch warum fasten Menschen abseits der Religion eigentlich?

  1. Gesundheitliche Aspekte:
    Viele Menschen fasten aus gesundheitlichen Gründen, um ihren Körper zu reinigen, um Gewicht zu verlieren oder um bestimmte gesundheitliche Probleme zu verbessern. Das Fasten kann verschiedene positive Auswirkungen auf den Körper haben, wie die Regulierung des Blutzuckerspiegels, die Senkung des Cholesterinspiegels und die Förderung der Entgiftung. Darüber haben wir bereits vor einiger Zeit einen Beitrag verfasst: Welche Diäten gibt es?
  2. Spiritualität und Achtsamkeit:
    Auch ohne religiösen Kontext kann das Fasten eine spirituelle Praxis sein, die zur Selbstreflexion, Achtsamkeit und zur inneren Ruhe führt. Sie bietet eine Gelegenheit, sich von äußeren Ablenkungen zu lösen, innere Ruhe zu finden und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
  3. Umweltbewusstsein:
    Das Fasten kann auch im Zusammenhang mit dem Umweltschutz stehen, indem es die Reduzierung des eigenen Konsums und die Förderung eines nachhaltigeren Lebensstils fördert. Der Fokus liegt darauf, bewusster mit Ressourcen umzugehen und auf Überflüssiges zu verzichten. Auf diese Weise kann man dazu beitragen, die Umweltbelastung zu verringern.
  4. Solidarität und soziales Engagement:
    Einige Menschen fasten aus Solidarität mit denen, die weniger haben oder unter schwierigen Bedingungen leben. Sie nutzen die Fastenzeit, um Spenden zu sammeln, an Wohltätigkeitsveranstaltungen teilzunehmen oder sich freiwillig zu engagieren, um Anderen zu helfen.
  5. Persönliche Herausforderung und Disziplin:
    Das Fasten kann auch als persönliche Herausforderung betrachtet werden, um sich selbst in Disziplin zu üben, mentale Stärke zu entwickeln und persönliche Ziele zu erreichen. Es erfordert Selbstbeherrschung und Durchhaltevermögen, um auf bestimmte Nahrungsmittel oder Gewohnheiten zu verzichten.
  6. Abgrenzung von Ablenkungen
    Wer sich mehr auf sich selbst und das reale Leben konzentrieren möchte, kann ein „Social Media Detox“ einlegen. Das bedeutet, dass eine bestimmte Zeit lang auf die Nutzung der sozialen Medien zu verzichtet wird. Dabei kann entweder stundenweise, tageweise, wochenweise oder sogar monatelang gedetoxt werden. Die sozialen Medien werden in dem Zeitraum nicht genutzt und der Mensch wird weniger durch sie beeinflusst.
Hast du schon mal gefastet? Und wenn ja in welchem Kontext?

Quellenangaben

Quellenangaben
1 Exodus 24:12-1831:18
2 https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/mt4.html#:~:text=Dann%20wurde%20Jesus%20vom%20Geist,Teufel%20in%20Versuchung%20gef%C3%BChrt%20werden.&text=Als%20er%20vierzig%20Tage%20und,gefastet%20hatte%2C%20bekam%20er%20Hunger.&text=Da%20trat%20der%20Versucher%20an,aus%20diesen%20Steinen%20Brot%20wird.
3 https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-mohammed-prophet-stifter-begruender-islam-100.html
4 https://www.srf.ch/wissen/gesundheit/was-war-zuerst-die-religion-oder-das-fasten#:~:text=02%3A14%20Uhr-,Fasten%20ist%20in%20allen%20Kulturen%2C%20Weltreligionen%20und%20auch%20bei%20Naturv%C3%B6lkern,Philosoph%20Platon%20%E2%80%93%20sollen%20gefastet%20haben.
5 https://www.alimentarium.org/de/fact-sheet/die-christliche-fastenzeit
6 https://de.wikipedia.org/wiki/Philippus-Fastenzeit
7 https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/essen/fasten/pwiereligioesesfasten100.html#:~:text=Todestag%20der%20Eltern.-,Christentum,aber%20keine%20strengen%20Regeln%20mehr.
8 https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/essen/fasten/pwiereligioesesfasten100.html#:~:text=30%20Tage%20lang%20d%C3%BCrfen%20Muslime,stark%20famili%C3%A4ren%20und%20gemeinschaftsf%C3%B6rdernden%20Charakter.
9 https://www.vielrespektzentrum.de/Blog/vr-blog/fasten-im-islam-buddhismus-judentum-und-christentum-es-gibt-gemeinsamkeiten-und-unterschiede/#:~:text=Fasten%20im%20Judentum%3A,als%2025%20Stunden%20am%20St%C3%BCck.
10 https://www.al-nour.de/index.php/de/item/35-ramadan
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