Nikotin und seine Folgen

Gesundheitsthema 11: Nikotin und seine Folgen.

Jährlich sterben laut Studien in Deutschland mehr als 120.000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum. Das sind über 40-mal so viele wie im Straßenverkehr oder über 60-mal so viele wie durch Heroin oder andere illegale Drogen. Somit bleibt in Deutschland die Thematik des Nikotinabusus und eine hochrelevante Angelegenheit mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit. Trotz anhaltender Aufklärungskampagnen und Anti-Rauch-Maßnahmen stehen noch immer viele Menschen vor den Herausforderungen einer Nikotinabhängigkeit. Diese Gewohnheit geht über individuelle Entscheidungen hinaus und trägt maßgeblich zu diversen gesundheitlichen Problemen bei, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemwegsprobleme. In diesem Beitrag werfen wir einen eingehenden Blick auf die aktuelle Lage des Tabakkonsums in Deutschland, die gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens und die fortlaufenden Bemühungen, Tabakprävention und Rauchentwöhnung zu fördern.

 

Was ist Nikotin eigentlich?

 

Nikotin ist die hauptsächliche Wirksubstanz der Tabak-Pflanze Nicotiana tabacum, welche das Nervengift Nikotin zur Abwehr von Schädlingen bildet. Wenn Nikotin oral aufgenommen, also gegessen oder geschluckt wird, kann es sogar tödlich wirken. Vergiftungserscheinungen machen sich zunächst durch Schwindelgefühl, Übelkeit, extreme Blässe und kaltem Schweiß bemerkbar. Bislang wird davon ausgegangen, dass die tödliche Dosis für Erwachsene bei 1 mg Nikotin pro Kilogramm Körpergewicht liegt. Neuere Untersuchungen legen jedoch nahe, dass möglicherweise weitaus höhere Dosen notwendig sind.[1]https://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-n/nikotin/ Jedoch wird Nikotin im Körper rasch abgebaut, weshalb selbst Kettenraucher nie eine tödliche Dosis erreichen. Allerdings kann es in sehr hohen Dosen zugeführt oder bei ungeübten Raucher*innen zu Vergiftungserscheinungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, verstärktem Speichelfluss und erhöhtem Puls kommen.

Nikotin hat zwei grundsätzlich verschiedene Wirkrichtungen, denn es kann sowohl anregend und leistungssteigernd wirken, aber auch beruhigende und entspannende Effekte haben. In welche Richtung die Wirkung geht, hängt vermutlich von der Intensität des Rauchens ab. Kleine Mengen Nikotin bewirken eher eine Aktivierung des Nervensystems. Bei höherer Nikotinzufuhr kommt es zur Blockade bestimmter nervöser Prozesse.
Die subjektiv erlebte Wirkung ist auch von der Situation abhängig. Bei Stress und Nervosität kann eine Zigarette beruhigend empfunden werden, bei Müdigkeit und Erschöpfung belebend. Manche Raucherinnen und Raucher kennen beiderlei Effekte.

 

Wie wirkt Nikotin im Gehirn?

 

Warum hat Nikotin so ein großes Abhängigkeitspotenzial?

 

In Deutschland rauchen ca. 22 % der erwachsenen Gesamtbevölkerung und Rund ein Viertel der Raucher hat ein bereits ein Abhängigkeitssyndrom entwickelt. Der beim Verbrennen einer Zigarette entstehende Rauch („Nikotincocktail“) ist aufgrund der psychotropen Wirkung des Nikotins für den Raucher attraktiv.[2]https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-662-55793-8_79-1 Für die Tabakabhängigkeit gelten grundsätzlich die gleichen Voraussetzungen wie für andere Abhängigkeiten wie Alkohol- oder Rauschmittelabhängigkeit. Als wesentlicher Unterschied weist Rauchen jedoch keine persönlichkeitsverändernden (sog. psychotoxische) Effekte auf. Nikotinabhängigkeit ist ein pharmakologischer und psychologischer Prozess und anerkannt als eine Krankheit mit eigener ICD-10. [3]https://www.apotheken-raucherberatung.ch/raucherberatung-in-der-apotheke-startseite-de/fakten-zum-rauchen/stoffe-im-tabakrauch/nikotin

Doch durch welche Prozesse entsteht diese Abhängigkeit?

 

Wie entsteht die Nikotinabhängigkeit?

 

Beim Rauchen von Tabak erreicht das Nikotin schon nach wenigen Sekunden das Gehirn, wo es auf nikotinerge Rezeptoren wirkt, die zur Ausschüttung des Neurotransmitters Acetylcholin führen. Auch die Ausschüttung weiterer Neurotransmitter wird aktiviert, darunter auch Dopamin, Adrenalin und Serotonin. Dies hat eine Reihe physiologischer Reaktionen zur Folge:

  • Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt und Hungergefühle werden gedämpft. Durch eine Verengung der Hautgefäße wird die Haut schlechter durchblutet. In der Folge sinkt die Hauttemperatur, weshalb Raucher*innen auch schneller frieren.
  • Psychisch machen sich die stimulierenden Effekte durch eine subjektiv empfundene Erhöhung der Aufmerksamkeit und des Konzentrationsvermögens bemerkbar. Gleichzeitig scheinen Stress, Angst und Müdigkeit nachzulassen.[4]https://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-n/nikotin/

Mit zunehmender Gewöhnung werden die nikotinergen Rezeptoren unempfindlicher für Nikotin und die Zahl dieser Rezeptoren nimmt zu. Der Zigarettenkonsum muss erhöht werden, um die gleiche Wirkung erzielen zu können. Es findet eine sog. Up-Regulation statt.[5]https://www.apotheken-raucherberatung.ch/raucherberatung-in-der-apotheke-startseite-de/fakten-zum-rauchen/stoffe-im-tabakrauch/nikotin
Zudem sind es bestimmte (auch unbewusste) Situationen, Handlungen und Reize, die mit dem Rauchen assoziiert werden, z.B. das Rauchen während Wartezeiten, vor dem Schlafengehen, das Rauchen beim Konsum bestimmter Getränke oder beim Ausgehen etc. Neben sozialen und individuellen biographischen Einflüssen spielen auch genetische Aspekte (Sensitivität auf Nikotin) eine Rolle.[6]https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sucht/nikotinsucht/wege-in-abhaengigkeit.html

 

Wie viele Menschen in Deutschland rauchen regelmäßig?

 

Etwa seit den 1980er Jahren sind die Anteile der Raucher*innen in der erwachsenen Bevölkerung leicht rückläufig. In Deutschland rauchen laut aktuellsten Studien insgesamt 22,7 Prozent Frauen und Männer ab 18 Jahren. Männer rauchen allerdings mit 25,7 Prozent häufiger als Frauen, bei denen der Anteil bei 19,6 Prozent liegt.
Glücklicherweise ist auch bei den Jugendlichen ein deutlicher Rückgang in der Raucherquote zu beobachten. Hier hat sich seit fünfzehn Jahren der Anteil der rauchenden 12- bis 17-Jährigen erheblich reduziert. Er ist von 27,5 Prozent im Jahr 2001 auf 6,1 Prozent im Jahr 2021 gesunken. Auch bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren geht das Rauchen zurück. 2001 rauchten 44,5 Prozent. Im Jahr 2021 taten dies noch 29,8 Prozent.[7]https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen#:~:text=In%20Deutschland%20rauchen%20insgesamt%2022,in%20der%20Raucherquote%20zu%20beobachten.

 

Welche Folgen kann langjähriger Nikotinkonsum auf den Körper haben?

 

Beim Rauchen ist nicht das Nikotin der langfristig schädliche Teil für den menschlichen Organismus. Nikotin ist lediglich eine von etwa 4800 Substanzen im Tabakrauch, wovon etwa 90 nachweislich krebserregend sind. Darunter befinden sich gefährliche Stoffe wie Arsen, Blei, Cadmium, Formaldehyd, Benzol und Nitrosamine, die das Erbgut irreversibel schädigen und die Entstehung bösartiger Tumoren sowie Leukämien begünstigen können. Zusätzlich verstärken andere Tabakrauchbestandteile die krebserregende Wirkung. Chemikalien wie Ammoniak reizen selbst in geringen Konzentrationen die Atemwege, während Acetaldehyd die Flimmerhärchen im Bronchialtrakt lähmt, welche normalerweise die Atemwege von Schadstoffen reinigen sollen. Dies führt dazu, dass krebserregende Substanzen schlechter aus der Lunge entfernt werden können und länger auf das Gewebe einwirken. Mindestens 250 Inhaltsstoffe des Rauchs sind zudem toxisch, darunter auch die äußerst giftige Blausäure. Das Verbrennen von Tabak erzeugt Kondensat, auch als Teer bekannt, der sich in den Atemwegen ablagert und im Laufe der Zeit die Raucherlunge schwärzt. Personen, die täglich eine Schachtel Zigaretten rauchen, inhalieren pro Jahr etwa eine Tasse voller Teer. Dieser verklebt das Flimmerepithel, die Schutzbarriere der Atemwege, und macht Raucher anfälliger für verschiedenste Atemwegserkrankungen. [8]https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/was-in-der-zigarette-steckt-4800-chemikalien-250-gifte-1.1736172

 

Nikotin und seine Langzeitfolgen im Körper.

 

Rauchen löst durch insgesamt viele Erkrankungen aus und verschlechtert die Lebensqualität auf lange Sicht nachweislich. Wer raucht, leidet häufiger unter chronischen, nicht ansteckenden Krankheiten wie Lungenkrebs oder Herz-Kreislauf-Beschwerden. Rauchende verlieren im Durchschnitt auch 10 Jahre ihres Lebens. Die Hälfte der täglich Rauchenden stirbt frühzeitig. Wiederum die Hälfte von ihnen stirbt vor dem Erreichen des 70. Altersjahres. Rauchen ist neben mangelnder Bewegung und ungesunder Ernährung der größte Risikofaktor für chronische, nicht übertragbare Krankheiten und einen frühzeitigen Tod.
Weitere Folgen des Rauchens könne eine zunehmend schlechtere körperliche Verfassung sein, sowie körperliche Behinderungen als Folge eines Herz- oder eines Hirninfarktes, sowie eine eingeschränkte Mobilität aufgrund von Atembeschwerden. Die körperlichen Einschränkungen können sogar eine Berufsunfähigkeit nach sich ziehen.
Durch die Beeinträchtigung der Blutgefäße erhöht jahrelanger Tabakkonsum das Risiko für Demenz und Alzheimer.
Rauchen schädigt nahezu jedes Organ im Körper. Besonders stark betroffen sind die Atemwege und das Herz-Kreislaufsystem.Rauchen ist verantwortlich für:

  • bis zu 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle
  • zahlreiche weitere Krebsarten
  • die Entwicklung chronischer Lungenerkrankungen, die das Atmen behindern (chronisch-obstruktiv)
  • Schädigungen an den Augen, am Zahnhalteapparat, im Verdauungstrakt, am Skelett und an den Geschlechtsorganen
  • Unfruchtbarkeit

Zudem lässt Rauchen die Haut vorzeitig altern und faltig aussehen. In der Schwangerschaft schadet der Tabakkonsum nicht nur dem Rauchenden selbst, sondern auch dem ungeborenen Kind. Durch Tabakkonsum, aber auch durch Passivrauchen, wird das Wachstum des Ungeborenen beeinträchtigt und das Risiko einer Frühgeburt nimmt zu. Kinder von Raucherinnen kommen mit einem geringeren Geburtsgewicht zur Welt und sind anfälliger für Geburtsschädigungen und Kinderkrankheiten. Zudem weisen diese Kinder eine höhere Sterblichkeit auf. Das Risiko einer Frühgeburt ist bei Raucherinnen um 40 Prozent erhöht.[9]https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/sucht-und-gesundheit/tabak/gesundheitliche-folgen-rauchen.html

 

Wie schwer ist es, mit dem Rauchen aufzuhören?

 

Diese Frage lässt sich nicht abschließend klären, da die Herausforderung das Rauchen aufzugeben von Person zu Person unterschiedlich groß ist. Die Abhängigkeit von Nikotin und die damit verbundenen Entzugserscheinungen können eine große Schwierigkeit für Betroffene darstellen.

Hier sind einige Faktoren, die die Schwierigkeit beeinflussen können:

  1. Nikotinabhängigkeit:
    Wie bereits weiter oben im Beitrag besprochen, ist es das Nikotin, welches das Abhängigkeitspotenzial beim Rauchen bestimmt.
    Die körperliche und psychische Abhängigkeit von Nikotin kann den Entzugsprozess beeinträchtigen.
  2. Psychologische Aspekte:
    Rauchen kann mit verschiedenen Gewohnheiten, Emotionen oder sozialen Situationen verknüpft sein. Der Verzicht auf diese Gewohnheiten kann psychologisch anspruchsvoll sein.
  3. Soziale Umgebung:
    Das soziale Umfeld spielt eine Rolle. Menschen, die von Rauchern umgeben sind oder in Umgebungen arbeiten, in denen Rauchen üblich ist, könnten es schwieriger finden, selbst damit aufzuhören.
  4. Unterstützungssystem:
    Personen, die eine starke Unterstützung durch Freunden oder Familie erfahren oder Personen, die Hilfe durch professionelle Entwöhnungsprogramme erhalten, haben oft bessere Erfolgschancen.
  5. Motivation:
    Der Grad der persönlichen Motivation spielt eine entscheidende Rolle. Menschen, die starke persönliche Gründe haben, mit dem Rauchen aufzuhören, sind oft erfolgreicher.
  6. Gesundheitszustand:
    Der Gesundheitszustand kann ebenfalls eine Rolle spielen. Personen, die die negativen Auswirkungen des Rauchens auf ihre Gesundheit direkt spüren, sind oft motivierter, aufzuhören.

 

An der Stelle ist es nochmal wichtig zu betonen, dass das Rauchen eine anerkannte Suchterkrankung ist. Für viele Menschen braucht es mehrere Versuche, um dauerhaft mit dem Rauchen aufzuhören. Professionelle Hilfe, Medikamente zur Raucherentwöhnung und unterstützende Maßnahmen können die Erfolgsaussichten erhöhen. Individuelle Erfahrungen können variieren, und es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören, um die Gesundheit zu verbessern.

 

Folgende Adressen können Raucher*innen, die gern aufhören möchten eine gute Anlaufstelle sein:

 

Habt ihr noch Fragen oder Anregungen? Dann lasst uns diese gern in den Kommentaren zukommen. 🙂

 

Quellenangaben

Quellenangaben
1, 4 https://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-n/nikotin/
2 https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-662-55793-8_79-1
3, 5 https://www.apotheken-raucherberatung.ch/raucherberatung-in-der-apotheke-startseite-de/fakten-zum-rauchen/stoffe-im-tabakrauch/nikotin
6 https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sucht/nikotinsucht/wege-in-abhaengigkeit.html
7 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen#:~:text=In%20Deutschland%20rauchen%20insgesamt%2022,in%20der%20Raucherquote%20zu%20beobachten.
8 https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/was-in-der-zigarette-steckt-4800-chemikalien-250-gifte-1.1736172
9 https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/sucht-und-gesundheit/tabak/gesundheitliche-folgen-rauchen.html
Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
XING
Reddit

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner